Freitag, 23. April 2010

Willkommen in Nepal

Zügig und unaufregend geht die Einreise in den Himalayastaat über die Bühne. Für ein 15-Tage Visum werden 25 US$ fällig, dafür gibt es wieder einen bunten Aufkleber in den Pass. Während der Fahrt in die Stadt zeigt sich Kathmandu erstaunlich sauber und fortschrittlich. Ein enormer Auto- und Motorradverkehr fliesst sehr gesittet, Rischas sehen wir dafür so gut wie gar nicht. Alles wirkt außerdem bei weitem aufgeräumter als in Indien.

Christian war 2001 zuletzt in Nepal und hatte, von Indien kommend, eine Zeitreise in die Vergangenheit angekündigt. Allerdings hat sich hier in den wenigen Jahren sehr, sehr viel verändert. Mein Eindruck ist, hier ist man eher einiges weiter als in Indiens Städten. Wir stauenen jedenfalls, die Erwartungen waren ganz anders.

Das von einem Bekannten empfohlene Hotel behagt uns nicht so recht, das Preis-Leitungs-Verhältnis scheint uns unangemessen. Also suchen wir doch eine andere Unterkunft, werden schließlich fündig und beziehen ein Zimmer für etwa sieben Euro. Das rächt sich nachts dann doch, die Betten sind harte Holzklasse, es lärmt und ist stickig. Unerfreulich, heute (23. April) liegt also ein erneuter Hotelwechsel an. Jetzt sollte, zumindest unterkunftstechnisch, alles gut werden.

Viele Städte haben ihr typisches Touristenviertel. In Bangkok ist es Banglampoo (was seinen Reiz meiner Meinung nach schon lange an die Sterilität und den Massentourismus verloren hat), in Kathmandu ist es Thamel. Dieses Viertel hat sich erheblich verändert und tut es weiter. Hochhausbebauung entsteht, Chaos wurde kanalisiert, alles auf den Reisenden und seine vermeindlichen Bedürfnisse abgestimmt. Aber wessen Bedürfnisse sind das? Wer fliegt nach Nepal, um sich in der "Raggae Bar" zu ohrenbetäubender Karibikmusik legale und illegale Drogen zuzuführen? Eine Bar an der nächsten, eine lauter als die andere, wilkommen schöne Reisewelt. Ansosten gleicht das Viertel einem großen Souvenirmarkt, drei, vier Typen von Geschäften wechseln sich in großer Eintöniskeit auf allen Straßen ab. Gefälschte Trekkingklamotten und Rucksäcke, raubkopierte CDs und DVDs, "echte" tibetische Antiquitäten und bunte nepalesische Kleidung sind repräsentativ für das Gesamtangebot. Da sind durchaus schöne Sachen dabei, finde ich. Aber die Masse und Gleichartigkeit der Läden verleidet mir den Einkaufsbummel, die Schlepper ebenso. Außerhalb unseres Wohnviertels werden wir anders finden, da bin ich sicher. Was schert es außerdem die Realität, mit welchen idealisierten Erwartungen unsereiner hier ankommt. So schade das ist, dass die globalisierte Welt immer gesichtsloser wird, die Forderung "Mittelalter statt Kommerz" steht uns nicht zu. Zumal das natürlich immer nur für die anderen gilt. Und Teil des beklagenswerten Massentourismus sind auch wir, anderenfalls müsste man zu Hause bleiben. Schade ist es trotzdem.

1 Kommentar:

  1. Hallo Peter, mir erzählten jetzt in kurzem Abstand schon zwei Leute von ihrem Nepal Trip. Besonders gefragt sind 5000er. Ruhe hast Du vielleicht in Tocopilla, da will keiner hin :-) Grüße, never

    PS: Chileno, falls Du hier reinschaust, ich melde mich die Tage mal wieder per skype.

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