Sonntag, 11. April 2010

Delhi daily

Delhi ist wieder der Ankunftsort für den Norden Indiens. Aus Europa kommend landet man hier üblicherweise mitten in der Nacht und wird umgehend dem Schock dieser 17-Millionen-Metropole ausgesetzt.
Freitagsmoschee in Alt-Delhi
Man muss es mögen, dann ist Delhi sicher eine der erlebenswertesten Großstädte Indiens. Nicht das allzu viel zu sehen gäbe, aber das gelebte Chaos an sich macht den Reiz aus.
Den Reiz zu finden fällt freilich etwas schwerer, wenn man wie wir nachts um vier landet und zu ungünstigster Zeit endlich im Hotel ankommt. Wir gehen ins Bett und draussen erwacht Delhi. Vor allem erwacht der kleine Tempel unter unserem Fenster und beginnt mit seinen Zeremonien. Liebliche Mantras, sicher, aber in unseren Ohren gerade nur lautsprecherverzerrter Lärm. Die Nacht- oder vielmehr Morgenruhe beschränkt sich dann auch auf drei Stunden.
Dann gibt es etliches zu erledigen. Wer in dieser Jahreszeit nach Indien fährt, muss schwer was an der Waffel haben: uns erwartet die übliche smoggeschwängerte Luft, die aber geschmeidige 41 Grad aufweist. Schon beim späten Frühstück verfallen wir daher in buddhistische Starre, die Entdeckung der Langsamkeit um den Schweissströmen zu trotzen. Gelingen will das nicht, wir müssen uns bewegen. Zunächst zum Bahnhof, den Fahrkarten nach Varanasi müssen erworben werden.
Für solche Strecken kann man nicht mal eben am Schalter erscheinen und ein Ticket kaufen. Automaten gibt es zum Glück keine, die funktionieren schon bei uns zu selten. Dafür gibt es das reservation office, ein Glanzstück indischer Effizienz und Bürokratie. Nach erstaunlich kurzem Schlangestehen, hier eher Schlangesitzen, dem Ausfüllen eines umfangreichen Formulars, das Auskünfte über die beabsichtigte Reise, die persönlichen Verhältnisse und den Familienstammbaum erfasst, ist man geneigt, einen Computer nach freien Plätzen zu befragen. Da wir eine knappe Woche im Voraus erscheinen, gelingt das Unterfangen, für 2200 RS (only) wird uns Indian Railways befördern, dass sind fuer 600 Kilometer knapp 18 Euro pro Nase.
Den restlichen Tag verbringen wir mit Besuchen von zahlreichen Chai-Wallahs (den unvermeidlichen Teeverkäufern), Geldautomaten und Dachrestaurants. Das Konzept der möglichst minimalen Bewegung lässt den Tag zähflüssig verstreichen. In den vielen engen Gassen des Hauptbasars kann man sich einfach treiben lassen und etliche Kuriositaeten bestaunen.

Die interne und externe Kommunikation wird kuenftig mit einer indischen Prepaid-Karte erledigt, so laesst sich sehr guenstig nach Europa telefonieren. Schonmal in der Sauna Mails versendet? Ich auch nicht oft, hatte ich schon erwaehnt, dass es heiss ist? Ich will nicht klagen, wir tun es ja freiwillig. Aber die Aussicht auf etliche Stunden Busfahrt morgen... schauen wir mal.



2 Kommentare:

  1. Hola Don Pedro,
    das erinnert mich schwer an Brasilien im Januar. Schwülheiße Tage und es wird nicht kühler. Die Langsamkeit will gelernt werden. Für die Reise morgen wünsche ich euch viel Freude.
    Saludos sobre el mundo
    Martin

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  2. Nun, eure Busfahrt (die du in deinem letzten Eintrag angekündigt hattest)dauert anscheinend etwas länger. Oder wie soll ich es deuten, dass du seitdem nichts Neues hinzugefügt hast?

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