Montag, 26. Juni 2023

Sonntag, 25. Juni 2023

Zum Abschluß noch ein Milkyway

Furteventura ist auch "Starlight Destination" und Lichtschutzgebiet, was schöne Blicke auf den Sternenhimmel vielerorts ermöglicht. Ich unternehme unter anderem eine Nachtfototour in abgelegene Schluchten, das ist ganz lohnenswert. Zu Neumond und an abgeschiedenen Orten ist kaum Lichtverschmutzung störend. 

Die Milchstraße geht auf hinter'm Berg

Einsame Buchten bieten ungestörten Blick in den Himmel ...

... Höhlen ebenso

Es gibt auch einen "Mirador Astronomico" in den Bergen, den ich natürlich aufsuche. Mit dem ganzen Geraffel marschiere ich auf sen Berg, dann kommen aber mit dem Sonnenaufgang derart viele Wolken auf, dass Sternegucken ins Wasser fällt. Ich kann nur unverrichteter Dinge meinen ganzen Kram wieder runter schleppen vom Berg. 

Die Sonne versinkt ...

... der Mond geht auf

So sieht es aus, wenn man im Stockdunkeln einen Wolkenhimmel fotografiert

Eine weitere Stunde Fahrt des nachts durch die Berge nehme ich in Kauf, um eine der diversen Windmühlen aufzusuchen. Da ist rundherum nichts, Autoverkehr hält sich in Grenzen und man ist alleine mit der Mühle und dem Sternenhimmel. Blöderweise habe ich meine Jacke vergessen und bis zum Aufgang der Milchstraße, der jeden Tag später stattfindet, harre ich dann nicht mehr aus.

Typische Windmühle unter den Sternen

Um Milchstraße zu gucken, muss aber sowieso nur vor meine Haustür gehen oder von der Terrasse schauen.

Tarajalejo bei Nacht

Milchstraße gleich über dem Haus

Freitag, 23. Juni 2023

Was hat dich bloß so ruiniert

Fährt man über die Insel, gegegnen einem überall verlassene Gehöfte und Dörfer, verfallene Bauten und die Spuren des Massentourismus. Fertiggestellte Betonburgen säumen die Strände oder stehen als Bauruienen in der Landschaft herum, mahnen, dass man es besser machen könnte. So idyllisch viele Orte sind, die Probleme der Zeit haben die Kanaren längst eingeholt, über Arbeitslosigkeit bis zum Wohnraummangel. Man muss ja nicht nur die hübschen Dinge fotografieren, auch die anderen Realitäten haben ihre Berechtigung.

Geisterstadt: La Florida

Es nagt der Zahn der Zeit

Verfall ist allgegenwärtig

Dieses Hotel blieb unvollendet

Aufgegebene Ferienanlage

Hier war wohl mal großen geplant

Der Touristenort Corallejo enpfängt seine Besucher ...

... mit einem Konvolut an Bauruienen am Ortseingang

Auch in meinem verschlafenen Tarajalejo gammelt am Ortsrand ein gescheitertes Projekt

An meinem Müllsammelplatz hielt es wohl jemand für eine gute Idee, seine alte Karre da abzuladen und gleich abzufackeln

Manche Dinge erstaunen immer wieder. Etwa der höchstgelegene Aussichtspunkt Morro Velosa, einst von Cesar Manrique gestaltet. Während auf Lanzarote alles von Manrique ein Touristenmagnet ist, vergammelt hier der Aussichtspunkt hinter einem Bauzaun und dient nur noch einigen Vögeln als Herberge. Das auf einer Insel, die nun wahrlich nicht reich an Sehenswürdigkeiten ist, schwer verständlich. 

Hier verrottet der Aussichtspunkt, Cesar wäre wohl not amused

Auch nicht fehlen sollen noch ein paar Tourismusimpressionen.

Schöner Wohnen in Jandia

Deutsche Klinik, aber was bitte ist SK?

Schöner Shoppen in Costa Calma

Protege & hidrata

Und hinter den Bergen das Deutsche Reich

Den südlichen Zipfel von Fuerteventura bildet die Halbinsel Jandia, einst eine eigene Insel, bis Jahrtausende von herbeigewehtem Sand die schmale heutige Landverbindung schufen. Längs über die Halbinsel verläuft die höchste Bergkette der Insel. Im Nordosten gehen die Touristenzentren Jandia und Morro Jable nahtlos ineinander über längs langer Sandstrände, doch hinter Morro Jable ist die zivilisierte Welt zu Ende. Da muss man also hin.

Das dachte sich 1937 auch die deutsche Regierung. Was genau man hier wollte, ist unklar, jedenfalls wurde die Halbinsel von Franco gepachtet und mit Zäunen abgeriegelt. Der U-Boot-Ingeneur Gustav Winter ließ sich hier eine Art Bergresidenz im Stile von Hitlers Berghof in Berchtesgaden errichten und herrschte fortan als Don Gustavo, "un Kaiser buono", über die Halbinsel mit ihren Ziegenhirten und Fischern. Fun fact: der Pachtvertrag lief noch bis 1962, solange war Jandia quasi in deutscher Hand. Wohl auf persönliches Betreiben Francos gingen dann immer noch viele Hektar Land in den Besitz von Familie Winter über, die das ganze dann irgendwann verscherbelten. 

Villa Winter, heute im Zerfall begriffen

In Morra Jable beginnt eine Schotterpiste, die über einen Bergpass auf die Westseite der Halbinsel führt. Man holpert langsam voran durch gottverlassene Gegend, klettert in Serpentinen den Pass hinauf und auf der anderen Seite herunter in das Dörfchen Cofete. Das Dorf wäre nicht weiter der Erwähnung wert, läge es nicht oberhalb eines 12 Kilometer langen einsamen Sandstrandes. Der Strand von Cofete ist dank der schweren Erreichbarkeit unbebaut und völlig naturbelassen, auf der Liste der tollen Strände der Welt findet er sicherlich einen Platz. 

Hinter Morro Jable geht es in die Wildnis

Ziegen die auf Männer starren

Das einzige Gehöft auf dem Weg nach Cofete

Von der Passhöhe schaut man auf den Strand herunter

Wo die bunten Fahnen wehen: Cofete

Vom Winde verweht: alter Friedhof am Meer

Viel Strand, viel Platz

Blick hinauf ins Dorf

Schwimmen sollte man ob der gefährlichen Strömungen unterlassen

Doch, ein schöner Flecken Erde. Das Schild in Namibia hat immer recht: difficult roads often lead to wunderful places. Gleich zweimal mache ich mich auf den Weg hierher, morgens und am späten Nachmittag. Der zweite Anlauf scheitert schon vor Beginn der Schotterpiste mit einer Reifenpanne. Zwei Stunden warten auf den Abschleppwagen (Reserverad gibt's ja heutzutage nicht mehr), per Taxi nach Hause und am nächsten Morgen zum Flughafen, Ersatzwagen holen. Herrliche Zeit und Geldverschwendung, aber was will man machen. Mit dem Ersatzfahrzeug gelingt der zweite Anlauf, leider ein Schaltwagen, die Automatik war auf solchen Pisten einfach unschlagbar. 

Es geht noch weiter ganz ans Ende der Halbinsel. Dort liegt das Dorf Puertito (kleiner Hafen) de la Cruz mit seinem Leuchtturm. Nein, den Ort muss man nicht gesehen haben. Quasi ausgestorben, nicht mal ein Kaffee ist zu bekommen und eine Atmosphäre zwischen High Noon und Geisterstadt. 

Puertito de la Cruz begrüßt Ankommende mit einer abgebrannten Wohnwagensiedlung

Kein Mensch dort, im Ort

Aber eine schöne Strecke längs der Küste

Salz, Sand, Wasser & Popcorn

Das sind die Zutaten, aus denen sich Urlaubsträume backen lassen. Seit hier 1969 der Flughafen eröffnet wurde, zieht es bleiche Mittel- und Nordeuropäer hauptsächlich wegen der Strände nach Fuerteventura. Anfang der 70er kam Willy Brandt als einer der ersten nach Jandia, seinerzeit sicher noch ein beschaulicher Ort. Heute ist es einer der Haupturlaubsorte mit entsprechender Verschandelung, hier durfte sich der Betonmischer richtig austoben.

Willy kam nebst Hund und wäre wahrscheinlich unerfreut über den heutigen Zustand des Ortes

Immer noch endlos mit viel Platz: die Sandstrände von Jandia

Zwischen Stadt und Meer liegt ein Naturschutzgebiet, deshalb stehen hier gottlob keine Hotels

In der anderen Richtung: Urlaubsalbträume unterm gelben Sonnenschirm

Neben den Hotspots des Massentorismus gibt es viele beschauliche Dörfer an der Küste. Die meisten warten nur mit Kies und Lava auf, die Attraktivität für  Badegäste fällt daher ab gegenüber den großen Sandstränden. Das führt zu deutlich mehr Ursprünglichkeit und mancher Ort lädt zum Verweilen und Mittagessen ein.

Pozo Negro, hier mündet ein Fluss schwarzer Lava ins Meer und es sieht recht urig aus

Mir schwant, hier geschehen merkwürdige Dinge

Blauer Sonnenschirm

Salz, natürlich. Wie auf den meisten Inseln gibt es auch hier Salinen, in der heutigen Form perfektioniert ausgebaut im 19. Jahrhundert. Die Salzgewinnung funktioniert ausschließlich mit den Gezeiten und der Schwerkraft, ausgeklügelt ist das System der verschiedenen Becken. Die Salinen sind recht klein vergleichsweise und waren irgendwann nicht mehr wirtschaftlich. Als Salzmuseum leben sie nun weiter und produzieren nach wie vor. Das Museum ist aufschlußreich und natürlich nehme ich ein Glas Fleur de Sal mit, das sollte man immer im Haus haben.

Ein Salzarbeiter fährt die Ernte ein und wusste allerlei zu erzählen

Skelette gestrandeter Wale gibt es an einigen Orten, im Salzmuseum steht das größte der Insel

Zu den Orten, die man besucht haben sollte, zählt der Leuchtturm von Entallada. Der liegt gleich einer Burg auf einem hohen Berg und alleine das abenteuerliche Sträßchen hinaus schreckt den ein oder anderen ab. Dafür lohnt hier schöne Aussicht über die Küste und der der wahrscheinlich originellste Leuchtturm.

Entallada, der höchstgelegene Leuchttrum an der rauhen Küste

Fernblick längs der Küste

Eine lange Tour führt mich ganz in den Norden. Die Dünenlandschaft südlich des Haupturlaubsortes Corallejo ist Naturschutzgebiet uan wähnt sich in der Wüste. Der Ort selbst ist eher gruselig und schnell geht es weiter auf Sandpisten längs der Küste. Dort findet man unter anderem den Popcorn-Strand, wo Kalkgebilde von Korallen herumliegen wie eben Popcorn. Das ganze ist wohl eine Instagram Berühmtheit, entsprechend gefragt. Weiter gibt es dann noch wenige sehr abgeschiedene Dörfer und vor allem tolle Meereslandschaft. Am nördlichsten Leuchtturm Faro de Teston erreicht man wieder die Zivilisation und richtige Straße. 

An sehr schönen Buchten herrscht kein Mangel

In den Dünen von Corallejo, im Hintergrund Lanzarote

Dünenlandschaft

Was macht man, wenn man tolle Dünen hat? Genau, man klotzt ein paar Hotels da rein ...

Unterwegs an der nördlichen Küste

Popcorn gefällig?

Fischerdorf fernab von allem

Severa

Kitsurfen am Faro de Teston

Endpunkt meiner Küstenroute ist das Dorf El Cotillo, ebenfalls bei Touristen populär, aber dennoch mit nettem Charakter. Dort kehre ich zu Mittag ein und schaue mir die diversen Wandmalereien im Ort an, nebst einem Keramikwerk von Picasso.

Maritime Motive ...

... zieren diverse Hausfassaden in El Cotillo

Picasso was here

Hunde sind eher unerwünscht

Die Westseite der Insel ist bergig, zerklüftet und meist schwer zugänglich. Unbedingt muss ich aber dort noch zum Ort Ajuy, der mit diversen Höhlen aufwartet. Ich bin recht früh da, aber offenbar nicht früh genug. Die Destination ist auch bei Strandurlaubern gefragt, die busseweise herbei gekarrt werden und dafür offenbar willig sind, früh aufzustehen. Nun denn, ich trinke erst einmal ein, zwei Cortado (Espresso mit Milchschaum), bis sich die Lage auf dem Weg entlang der Klippen beruhigt. Reisebusse haben zum Glück einen Zeitplan und karren zügig wieder zurück ins Hotel. 

Der kleine Wanderweg längs der Klippen ist wirklich fein und man erreicht dann die "schwarze Höhle", die allerdings nun nicht so spektakulär ist. EInst nutze man die Bucht als Naturhafen und über eine Seilwindenkontruktion wurde herbeigeschifftes Gut von der Höhle noch pben auf die Klippe befördert. Ansonsten war die Bucht von Ajuy lange beliebtes Ausflugsziel bei Piraten, der Strand heißt treffend Playa de los Muertes, Stand der Toten. 

Mein Haus, mein Auto, mein Boot

Playa de los Muertes

Herbeilockung von Streifenhörnchen

Wanderweg längs der Klippen

Bleibt bei Reisenden

Die schwarze Höhle

Ausgehöhlte Klippen

Ansprechend...

... ist die Küstenlandschaft

Da weiß man wenigstens, wo man sich befindet

Warum lädt blogger eigentlich meine Bilder gerade in falscher Reihenfolge hoch? Man weiß es nicht, aber ich lasse das einfach mal so. Es folgen noch ein paar Eindrücke die ich an verschiedenen Stellen der Küste eingesammelt habe.

Türkisfarbene Buchten sind immer erfreulich

Blick ins Hinterland

Mühlen begegnet man immer mal wieder

In Giniginamar ...

... ist die Welt noch in Ordnung

Wildes Meer bei La Pared

Und schöne Aussichten im Abendlicht

Lagunen sind bei Ebbe eher wasserlos

Vertrocknetes Holz geht immer