Samstag, 31. Januar 2015

This fish name lobster

Die letzte Station der Reise war Negombo. Hätte mich noch vor wenigen Wochen jemand gefragt, wo ich den Ort vermute, hätte ich wohl „irgendwo in Afrika“ angegeben, klingt ja so. Also wieder etwas dazu gelernt, Negombo liegt an der Westküste Sri Lankas. Das muss man aber nicht wissen, ebenso wenig wie man den Ort gesehen haben muss. Man nehme einen breiten, aber eher schmuddeligen Strand, einige duzend etwas abgetakelte Hotels und die gleiche Anzahl Luxusresorts und werfe das wahllos längs einer Durchgangsstraße dahin, mische noch eine enorme Anzahl von Souvenirshops und Essbuden dazu für die andere Straßenseite, schütte eine unnötig große Menge Moskitos drüber und fertig ist Negombo Beach. Der Ort selbst ist im Zentrum so schäußlich, das ist schon fast wieder Kunst.

Was den Engländern die Uhrentürme, sind den Holländern die Grachten. Mehr als 100 Kilometer Kanäle haben sie in Negombo gebuddelt. Warum weiß man nicht.

Man merkt schon, eine Traumdestination ist hier nicht zu vermuten. Was will man also dort? Ich bin zum einen wegen der günstigen Lage zum Flughafen, etwa eine halbe Fahrstunde entfernt, hier abgestiegen und zum anderen wegen der Bedeutung als einer der größten Fischereihäfen des Landes. Ein bischen ausspannen und gut Meeresgetier essen kann man hier natürlich auch, all das sollte Negombo dann doch in ein positiveres Bild rücken.

Die Fischerei wird hier teils noch mit Einbaum-Katamaranen betrieben, die sehr dekorativ die Küste längs und durch die Lagune südlich des Ortes Segeln. Das Wort „Katamaran“ kommt auch aus dem Singhalesischen und heißt wörtlich so etwas wie „zusammengebundene Bäume“. Überwiegend wurden die hübschen Auslegerboote mittlerweile natürlich durch Motorboote ersetzt, nun dienen sie hauptsächlich touristischen Segelausflügen. Dennoch sind die Boote eines der Wahrzeichen der Insel und einen Blick wert.

Oruwa, der klassische Katamaran
Kater maran

Das selbe gilt für die diversen Fischmärkte. Auf der nahe der Stadt gelegenen Insel Duwa, wo die meisten Fischer ansässig sind, wird nach deren Rückkehr vom nächtlichen Fischefangen täglich ab etwa vier Uhr morgens Markt abgehalten. Für die weiteren Märkte wird hier unter anderem der Fang versteigert, es ist wohl die größte Fischauktion des Landes. Ich fahre zweimal morgens um sechs hin, dann ist zwar vieles schon gelaufen, aber langsam geht die Sonne auf und ermöglicht das Fotografieren. Märkte sind immer toll und auch hier gibt es einiges zu erleben. Das lautstarke Palaver der Händler, die akriebisch Kurse in ihre Hefte notieren, dazu exotsiche Fische wie Rochen, selbst große Mantas und allerlei Haie.  

Manta, frisch gefangen
Fischgeschleppe im Morgengrauen
Thunfisch, gleich zerlegt.
"This fish name lobster!"

Auch den Markt in Negombo selbst besuche ich noch. Die Händler dort decken sich überwiegend auf dem bereits genannten ein, haufenweise wird dann der Fisch per Laster oder Tuk-Tuk auf die anderen Märkte verteilt, die entsprechend nicht vor acht beginnen. Einige kleinere Boote legen aber auch direkt hier an, sie liefern eine kleine Fischsorte, deren Namen ich wieder vergessen habe. Die wird jedenfalls frisch oder auch getrocknet für eien spezielle Suppe benötigt und frisch verabreitet werden die Fische in Massen zum Trockenen ausgelegt. Dazu wird ordentlich Salz drüber geschüttet, was auch die Krähen fernhält. Krähnen gibt es hier nämlich, so kenne ich das auch aus Indien, in großen Mengen. Zur Dämmerung sind praktisch alle Bäume von Krähen bedeckt, die einen unglaublichen Lärm veranstalten.  

Gut gesalzen trocknet es sich vogelfrei
Gewinnt weltweit an Bedeutung: gute Netzwerkarbeit
Nachschubbeschaffung an der Lagune
Einkaufswagen sind wenig verbreitet.

Zum Thema Lärm gibt es noch weiteres anzumerken. Durch meine frühen Marktbesuche bedingt konnte ich morgens immer die nahe gelegene Kirche in Aktion erleben. Negombo ist nämlich schwer katholisch und hier werden auch die fünf Gebetszeiten (ja, die hat ja nicht der Islam erfunden) eingehalten und mittels Lautsprecher in die Umgebung verbreitet. Angesichts der Beschallung dachte ich erst kurz, ah, der Muezzin, aber mitnichten. Das Kirchen morgens um halb sechs anfangen, Gesänge lautstark zu verbreiten, kennt man so ja nicht unbedingt. Offensichtlich gesteht man hier aber auch den Minderheiten, Christen und Muslime gibt es nicht so überwältigend viele, zu, laut zu sein, und das gleich mehrmals täglich. Andererseits gab es in Sri Lanka auch schon fanatische buddhistische Mönche, die Kirchen angezündet haben. So richtig verstanden haben die ihre Religion offenbar nicht, aber die Konfession alleine schützt eben nicht vor Torheit.

Plakate vom Papstbesuch gibt es noch zahlreich.
Für die Sicherheit meines Hotelzimmers war laut Aufkleber die Madonna von Matara zuständig. Hilft vielleicht mehr als der Maschendraht.
Göttlicher Beistand auch in der Teebude am Fischmarkt.

So klingt der Aufenthalt in Sri Lanka auch schon wieder aus, am letzten Abend natürlich mit Lobster.  

Mittwoch, 28. Januar 2015

Komische Vögel

Die letzten beiden Tage verweilte ich in Galle, um die Verwechselung mit Organen auszuschließen spricht sich das englisch betont sinnvoller Weise "Gawl". Genauer gesagt war ich in Galle Fort, was, im Gegensatz zu den meisten so benannten Stadtteilen anderenorts, tatsächlich noch ein komplettes Fort ist. Mit Mauern und Bastionen und allem was zur Verteidigung dazugehört, einst von den Holländern erbaut. Es schadet ja nicht, auf jeder Reise wenigstens einen von der UNESCO zum Weltkulturerbe gekürten Ort aufzusuchen, hier ist er also, ein Festungsareal mit mehr oder weniger erhaltener Bebauung, die überwiegend so 200-300 Jahre alt ist. Die alten Häuser sind teils vom Tropenklima erfolgreich zernagt, überwiegend aber pittoresk instandgesetzt und beherben entweder ein Hotel, oder einen Kunsthandwerkladen, oder einen Juwelier, oder ein Restaurant - oder gleich alles zusammen.

Man ahnt es schon, da sagnze ist eine Art Freilichtmuseum mit Touristenrummel erster Güte, es erinnert ein wenig an Städte wie Malakka in Malaysia oder Hoi An in Vietnam. Das verkehrsarme Städtchen hat aber unbestritten dennoch einen gewissen Charme. Die meisten Touristen wohnen eh an umliegenden Stränden und kommen nur tagsüber mal vorbei, ansonsten herrscht relative Ruhe. Die endet spätestens um halb acht morgens, dann singen die 450 Mädchen des benachbarten Girls College gemeinsam playback die Nationalhymne. Etwa zeitgleich macht sich die Trommel- und Trompetengruppe des Boys College zu Übungszwecken auf den Marsch (tatsächlich) in die meiner Herberge gegenüber liegende Grünanlage. Mich tangiert das alles allerdings nicht, da ich beide Tage um fünf aufgestanden bin. Hier will man nicht den Sonnenaufgang verpassen. Das Personal des Guesthouse ist sicher glücklich über meine heutige Abreise, zwecks Türöffnung musste ich sie nämlich immer gegen halb sechs auf dem Bett klingeln.

Sonnenaufgänge gestalteten sich recht ansehnlich und luden zur Aufnahme von Zeitraffern ein.

Das leitet über zum Titel, früher Vogel und so weiter. Beim morgendlichen Spaziergang begegnete mir ein ganz hübscher Vogel, der allerdings recht merkwürdige Geräusche von sich gab. Erinnerte mich ein wneig an ein 28k Modem aus den Anfangszeiten des Internet.

Vogel, braucht ein Update der Soundcard
Nur wenig später kreuzte eine Schlange meinen Weg. Verdammt flott unterwegs das Tier und geschätzt an die zwei Meter lang. Ein schnelles Foto war möglich, dann war das Vieh auch schon im Gestrüpp verschwunden und unsichtbar. Vielleicht besser so, auf der Hitliste der tötlichen Schlangenbisse rangiert Sri Lanka mit auf Spitzenplätzen.


Schlange auf der Flucht.
Die eigentlichen komischen Vögel trifft man auf der nahe gelegenen höchsten Bastion. Hier trifft man meist auf junge Leute, die sich, gegen Trinkgeld versteht sich, kopfüber von der Bastion zwischen Felsen hindurch ins Meer stürzen. Wichtig ist dabei allerdings, eine Art "Loch" im meeresgrund zu treffen, da das Wasser ansonsten nur bauchnabeltief ist. Das käme dann bei einem Sprung aus 10, 12 Metern Höhe eher ungesund. Mangels zahlungswilliger Kundschaft passiert erstmal nichts und ich habe Gelegenheit, mich eine ganze Weile mit einem der Klippenspringer zu unterhalten. Wie kommt man auf so etwas? It's a job, die grinsende Antwort. Not macht erfinderisch, irgendwie muss man ja die Familie ernähren. Mit 15 habe er angefangen, von allerlei Felsen zu springen und dann dazu gelernt, immer höher, immer präziser. Zum Gelderwerb betreibt er das Klippenspringen, seit der Tsunami seine spärliche Existenz weggespült har.

Die Wellen erreichten 2004 fast die Mauerkronen des Forts, hier blieb es aber trocken. Nicht so in den anderen Ortsteilen von Galle, wo hunderte ums Leben kamen. Im Süden und Osten traf der Tsunami auf Sri Lanka, hier gab es etwa 50.000 Tote. Auch in Mirissa, wo ich mich zuvor aufgehalten hatte, war alles zerstört, was man dort heute am Strand stehen sieht. Ein paar wenige Ruinen sind immer noch zu sehen im Hinterland, meine Vermieter erzählten mir davon und zeigten Schäden in der Gartenmauer.

Letztlich schaue ich mir noch den ein oder anderen der waghalsigen Sprünge an und gebe angemessen Geld. Irre ist auch, wie die Jungs affenartig aus dem Meer wieder die Felsen und die Bastion hochklettern, freeclimbing für Fortgeschrittene. Leider kam mir zu spät die Idee, meinem Gesprächspartner für den Sprung die GoPro Kamera in die Hand zu drücken. Am kommenden Tag versuche ich das noch, allerdings ist mein spezieller "Springer" nicht da und seine Vertretung ist mir zu unsympathisch. Schade, hätte eine interessante Aktion werden können.

I wanna fly ...
Die restliche Zeit bin ich damit beschäftigt, Galle Fort auf den Mauern zu umrunden und durch die Gässchen zu streifen. Schwierig ist die Suche nach einem Barbier. Fündig wurde ich schließlich im Gebäude des YMBA, das buddhistische Pendant, wo im Hinterzimmer das Friseurhandwerk ausgeübt wird.

Morgentliches Zeitungslesen im YMBA
Hitzebedingt lasse ich es ruhig angehen. Einige schöne Dachterassen mit Gastronomie findet man hier und verweilt dort gerne. Nach einem halben Tag hat man eh alles gesehen, viel mehr bietet Galle nicht. Ich kann mich aber nicht aufraffen, in die Neustadt zu laufen oder zu einem der Stände zu fahren und genieße vor Ort den Müßiggang. Außerdem bin ich bei jedem Sonnenauf- und -untergang zur Stelle und nehme Zeitraffer auf, prächtige Farben hat es teilweise.

Singhalesen unterm Schirm zeigen an: a) es regnet oder b) es ist scheiß heiß
Manch einer wartet auf bessere Zeiten
Man soll ja keine schlafenden Hunde wecken. Ob der Japaner das auch weiß?
Überall, wo die Engländer mal das Sagen hatten, bauten sie erstmal einen Uhrenturm. Vermutlich getrieben von der Sorge, abgelenkt durch die dauernde Unterjochung von Wilden den täglichen fünf-Uhr-Tee zu versäumen. 
Der Stein des Anstoßes. Wer sich so einen Kürbis (?) oder was auch immer in die Eingangstür hängt, hat gute Geschäfte zu erwarten. Und verhindert, dass zu große Leute rein kommen.

Montag, 26. Januar 2015

Laiendarsteller

Heute morgen geht es dann weiter zum nächsten Standort, Galle. Das wird per Tuk-Tuk zu angemessenem Preis erledigt. Auf dem Weg dorthin liegen die Küstenabschnitte, die einst bekannt waren für eine besondere Art des Fischfangs. Weltweit wohl einmalig hat sich hier seit Jahrhunderten Technik etabliert, in der Brandung auf im Meeresboden verankerten Pfählen hockend der Beute nachzustellen. Ganz erfolglos kann das nicht gewesen sein, sonst hätte die Tradition sicher nicht so lange gehalten. Heute allerdings fischt da niemand mehr. Einmal jährlich kommt eine bestimmte kleine Fischsorte zum laichen an die Küste, dann wird der Fang hier noch aktiv betrieben, erfahre ich aus verschiedenen Quellen. Ansonsten sind die heutzutage dort auf ihren Pfosten sitzenden eine reine Touristenattraktion und leben von den dabei besser sprudelnden Einnahmen.

Da die Stelzenfischer ein echtes Unikat sind, das man so nur in Sri Lanks findet, will ich dennoch hin. Rund um das Fischerdorf Ahangama wird man fündig in dieser Sache. Ich lasse mich hinbringen und noch bevor das Tuk-Tuk richtig hält, taucht aus dem Nichts ein Bärtiger mit Schlapphut auf. Der Boss wie ich vermute und wie er auf Nachfrage auch bestätigt. Also der offizielle Ansprechpartner für Preisverhandlungen. Wohlweislich möchte ich die vorher führen, denn sonst gibt's nur Ärger hinterher, ohne zu zahlen ist das ganze hier chancenlos. Also bestehe ich auf klare Worte, bevor ich die Kamera auspacke. Lustig ist die als erstes geäußerte Vorstellung: 2000 Rupien (das sind etwa 12 Euro) - pro Foto!  Ich frage den Bärtigen, ob er da nicht selber lachen muss. Muss er nicht, er guckt lieber grimmig. Gut, eine Basis für eventuelle zukünftige Geschäfte sei das gewiss nicht, versichere ich. Außerdem erkläre ich dem Mann, das ich für ein gutes Foto sicherlich diverse Aufnahmen machen werde und nur eine Pauschale, quasi all you can knips, in Frage kommt. Die Flatrate beläuft sich schlußendlich auf rund drei Euro und eine Zigarette für den Bärtigen, das ist akzeptabel.

"Das Leben des Brian" kam mir hier in den Sinn - Kreuzigungsgruppe ...
Brandungsfischen für zahlende Zuschauer.

Als ich wieder abrücke versucht der Bärtige noch, das doppelte des Vereinbarten rauszuschlagen. Ich bin kurz davor, ihm gar nicht zu geben und nun ist es an mir, grimmig zu gucken und ihn auf Handschlag und so hinzuweisen.

Walbeobachter

Kurz vor meiner Ankunft wurde der neue Präsident Sri Lankas gewählt. Wohl ohne internationale Wahlbeobachter - und ohne, dass es anschließend Proteste gab. Man traut dem Mann ein gemäßigteres Maß an Korruption gegenüber dem Vorgänger zu.

Statt Wahlen beobachtet man hier besser Wale. Dafür ist Mirissa bekannt, denn vor der Küste befindet sich ein bevorzugtes Aufenthaltsrevier für Blauwale und andere. Also besteht die Gelegenheit, nach dem größten Landsäuger - Elefant - auch das größte Säugetier überhaupt in freier Wildbahn zu sichten, das hat man ja nicht so oft. Anbieter für derlei finden sich mitterweile zahlreich, ich entscheide mich für einen alteingesessenen und etablierten. Früh morgens werde ich per Tuk-Tuk eingesammelt und ab geht's auf das ehemalige Fischerboot.

Bei Sonnenaufgang wird abgelegt.

Hinter der Hafenmauer beginnt dann eine rund vierstündige Achterbahnfahrt. Was hier unter "ruhige See" läuft, lässt unser Boot tanzen wie eine Nusschale, mein lieber Scholli. Vielleicht hätte ich doch eine der angebotenen Tabletten gegen Seekrankheit nehmen sollen? Am Ende nicht nötig, was man aber nicht von allen Mitfahrenden sagen kann. Nicht eingeplant hatte ich außerdem, dass man bei der Aktion nass bis auf die Knochen wird. Es spritzt und flutet munter ins Boot, im Grunde erfrischend. Alllerdings ist Salzwasser einer der natürlichen Feinde von Kameraelektronik, entsprechend heißt es Vorsicht walten zu lassen.

Walfotografie ist ohnehin ein schweres Geschäft. Die Viecher tauchen plötzlich mal für ein paar Sekunden auf und weg sind sie wieder. Ein richtiges Teleobjektiv habe ich auch nicht dabei, mehr als Glückstreffer wird das nicht geben. Insgesamt begegnen wir drei Blauwalen und ganzen Herden von Delfinen, da hatte ich allerdings mein Geraffel schon dicht verpackt und keine Lust auf weitere Salzwasserduschen.

Kurz auftauchender Blauwal.
Und schon wieder abgetaucht.

Einen Vormittag war die Aktion auf jeden Fall mal wert. Besseres zu tun hatte ich ohnehin nicht, außer wieder am Strand herumlungern. Das passiert dann auch den restlichen Tag. Außerdem muss ich noch das Tuk-Tuk für den nächsten Tag klarmachen und dieverse Preisverhandlungen führen.

Nachmittags wird im Neubau neben meinem Guesthouse spontan vom Sohn meines Vermeiters, der dort baut und außerdem heute heiratet, zum 5-Uhr-Tee angesichts der Hochzeit geladen. Allerlei Nachbarschaft findet sich ein und auch die Touristen müssen ünbedingt auf ein Tässchen Tee und süßes Zeugs hereinschauen. Na gut, machen wir dann. Ein klasse Haus haben die sich da außerdem gebaut, das Geschäft scheint zu laufen.

Großes Hallo mit Hochzeitsgästen.

Es handelt sich übrigens um eine arrangierte Ehe, nicht um Liebe, wie ich beiläufig von einem offenbar eingeweihten Verwandten beim Teeausschank erfahre.

Jedenfalls komme ich bedingt durch die Vermählung ein wenig spät zum Sonnenuntergang, den ich für heute noch als Zeitraffer eingeplant hatte. Es lohnt sich aber hoffentlich dennoch, leuchtende Wolken sind jedenfalls ein netter Abschied vom hiesigen Strand. Der wird im Anschluß dann noch mit gegrillten Langusten weiter zelebriert.


Samstag, 24. Januar 2015

Buddha & Brandung

Mein gestern geplantes update musste mangels Stromversorgung leider entfallen, so etwas passiert hier schon mal.

Meinen letzen Tag in Colombo widmete ich schwerpunktmäßig der Buddhaverehrung. Dazu habe ich zunächst den künstlich angelegten Beira See mitten in der Stadt aufgesucht. Dort befindet sich der Seema Malaka Meditations-Pavillion auf einer kleinen Insel. Entworfen wurde der von Geoffrey Bawa, dem wohl einzigen über Sri Lanka hinaus bekannten heimischen Architekten. Eine hübsche Anlage, umgeben von Buddhastatuen und ein echter Ruhepol abseits des Verkehrs. Außerdem bietet das Gebäude die perfekte Kulisse für Hochzeiten, wie ich feststellen durfte. Das steigerte auch für mich den Betrachtungswert nochmals erheblich.

Buddha in Reih und Glied
... und vor dem Brautpaar liegend.
Die würden in Köln als Lila Funken nicht weiter auffallen.
Der Beweis: Pelikan ist cooler als Geha.

Weiter ging es zum Gangaramaya Kloster, dem bedeutendsten der Stadt. Sehr skurril, das ganze ist eine Mischung aus Tempel, Veranstaltungshalle (auch hier: Hochzeiten) und Museum. Vom ausgestopften ehemaligen Tempelelefanten über diverse Oldtimer bis hin zu Münzen und Schreibmaschinen ist hier eine kuriose Sammlung von Zeug ausgestellt. Dazu gibt es unzählige Buddhas, versteht sich, inlusive einer kleinen vom Borobadur auf Java inspirierten Pyramide. Geschäftstüchtige Mönche verteilen vorgefertigte Spendenquittungen für die bei ausländischen Besuchern obligatorische "freiwillige" Gabe. Das ganze ist den kleinen Obulus aber auf alle Fälle wert.

Inspiriert von Java.
Was sich bei Mönchens so alles ansammelt.
Offizielle Antwort auf den Gelsenkirchener Barock.

Colombo liegt am Meer, es gibt also auch eine Art Strand. Die angrenzende spärliche Rasenfläche wurde von den Engländern angelegt, um freies Schußfeld gen See zu haben. Heute flaniert man dort des abends, schaut der Sonne beim untergehen zu und versorgt sich an allerlei Buden mit Essbarem. Ein Stadtstrand wie ich ihn aus indischen Städten kenne, mit Drachensteigen, Pferdereiten und allerlei Belustigungen für die einheimische Bevölkerung.

Beach-Ball
Abendvergnügen in Colombo.
Der allgegenwärtigen aasfressenden Krähe ist dieses Schild vermutlich ein Dorn im Auge.

Auf dem Rückweg zum Hotel passiert das völlig unerwartete: ein Tuk-Tuk mit
1. funktionsfähigem Taximeter, das
2. freiwillig eingeschaltet wird und
3. auch entsprechend kassiert und
4. sogar Wecheselgeld (!) herausgegeben wird.
Sogar das Trinkgeld muss ich dem Fahrer fast aufdrängen und bin total perplex. Nun stellt sich mal wieder heraus, dass die gefühlt guten herausgehandelten Preise immer noch beim Doppelten bis Dreifachen der regulären Tarife liegen. Da wir hier aber eher von Cent als von Euro reden, ist das nicht der Rede wert.

Gestern ging es dann mit dem Morgenzug gen Süden. Auch morgens um sechs vor dem Hotel erwische ich ein Meter Tuk-Tuk, man fasst es nicht. Mein heutiger Zug ist nur ein Express, heißt ich muss 1. Klasse fahren, denn nur dafür sind Reservierungen vorab möglich. Statt der geplanten dreieinhalb Stunden rattern wir gute vier Stunden durch üppig grüne Landschaft längs der Küste. Man kann die klimatisierten Abteile verlassen und sich in die offenen Türen setzen, das ist immer noch der beste Platz. Sogar heimlich rauchen kann man da, was hierzulande eigentlich überall, sogar auf der Straße, offiziell verboten ist.

First Class
Vom Zielbahnhof Weligama sind es nur noch wenige Tuk-Tuk Kilometer zur Bucht von Mirissa, wo ich für die nächsten Tage die Zelte aufschlage. Google maps sei Dank findet sich auch schnell die anvisierte Unterkunft. Ein recht nettes Guesthouse, auch wenn hier das Preis-Leistungs-Verhältnis fragwürdig ist, wie aber generell an den Stränden. Mangels Strom hat mein Zimmer Backofencharakter und schnell verzeihe ich mich in eine schattige Strandbar. Derer gibt es einige und die sind abends auch willig, üppige Mengen frischer Tiger Prawns (die großen) auf den Grill zu werfen. Großartig, hier lässt es sich aushalten und momentan sitze ich auch in einem solchen Etablissment beim Mango Lassi. Strom gibt es seit gestern abend auch wieder.

Abendliches Abhängen.

In der palmengesäumten Bucht reiht sich Resort an Resort, von der Beachroad aus sieht man erst einmal nur endlose Mauern. Ich muss eine Weile suchen um Durchgang zum Strand zu bekommen, denn ich wohne ein paar Minuten landeinwärts. Alles in allem in der Tat eine sehr hübsche Bucht, immer mit angenehmen Wind und einer heftigen Brandung. Nachmittags mit der Flut verschlingt das Meer quasi den kompletten Strand und man sitzt beim Abendessen bei Bedarf mit den Füßen im Wasser, auch sehr angenehm. Bei der Wahl der Strandbude muss allerdings Vorsicht walten. Gestern mittag kehrte ich in einem an sich netten Lokal ein, welches über einen Generator und damit über Musik verfügte. Fataler Fehler. Leider gewährte man Gästen den Anschluss eines mp3-Players. Ich hatte dann Gelegenheit, eine Stunde einem halben duzend ganzkörpertättowierter Russen zuzusehen, wie sie mit kahl geschorenen und schon reichlich angeschickerten Köpfen im Takt von russischem Gangsta-Rap nicken. Geht gar nicht!

Joa, geht.
Palmenmangel herrscht zum Glück nicht.
Surfen ist zu begrüßen, im Gegensatz zu Jetski macht es keinen Lärm.

Morgens ist es gerne dunstig und bewölkt, doch die Sonne arbeitet daran. Man fühlt die heiße Feuchtigkeit dampfbadgleich aufsteigen und ist demnach schon beim Frühstück nassgeschwitzt. Als Vorbild für die weitere Tagesgestaltung mag hier der zur Herberge gehörende Hund dienen. Der döst den ganzen Tag im Schatten einer Palme vor sich hin, eine angemessene Tätigkeit. Zu viel mehr vermag ich mich heute auch nicht aufzuraffen.

Donnerstag, 22. Januar 2015

Bauzaungeschichten

Kurz ein ganz anderes Thema. Seit dem 15.01.15 sind zwei meiner Fotos bei der Ausstellung "Bahnreisen anders" in Stuttgart zu sehen. Im Rahmen der Kunstaktion "Bauzaungeschichten" findet die Ausstellung am Zaun der S21 Baustelle statt. Falls also mal wer nach Stuttgart kommt...
Mehr Infos hier.

Auch dabei: Doi Moi [Hanoi, Vietnam, 2013]

Mittwoch, 21. Januar 2015

Pettah

Seit zwei Tagen bin ich nun in der zugegebener Maßen nicht völlig spektakulären Hauptstadt Colombo unterwegs. Meine Herberge ist recht komod und versprüht noch ein wenig Charme von 1835, Himmelbett ist auch mal nett. Wie oft in diesen Breitengraden ist der Service allerdings eher belustigend. Beim Frühstück wäre es angebracht, einen "Mitdenken!" Stempel bei sich zu führen, es gibt sicher zahlreiche Gelegenheiten, diesen dem Personal auf die Stirn zu donnern. Dafür ist der Blick über den Hafen (Fotografieren strengstens untersagt, militärischer Sperrbereich) grandios und die Speisen sind erträglich.

Der Stadtteil Fort, wo sich mein Hotel befindet, war früher, sprich unter den Portugiesen und Holländern, tatsächlich ein Fort. Das rissen dann die Engländer als unnütz ab und bauten dafür Kolonialgebäude wie das Grand Oriental. Fort heute heisst im Grunde nur: man möchte fort. Der halbe Stadtteil ist abgesperrt, da sich hier der Präsidentenpalast befindet und während des Bürgerkriegs regelmäßig irgend etwas in die Luft gesprengt wurde. Der Rest ist entweder gammelig, oder in Renovierung, oder Glasturm einer Bank. Das World Trade Center (zwei Türme) gibt es außerdem noch.

Alt und neu gemischt in Fort. In der Bude rechts gab es eine erfrischende Rasur für wenige Rupien.

Außer Hotels, Büros und Banken ist hier nicht allzu viel los. Fußläufig kann man aber die Insel, auf der sich Fort befindet, zügig verlassen und gelangt nach Pettah. Die Pettah bedeutet übersetzt so etwas wie "Siedlung", zu Kolonialzeiten war es das Quartier der "Wilden". Ich komme noch einmal auf Karl May zurück, zu seiner Zeit mal Gast im Grand Oriental. Auch er besuchte die Pettah und schrieb darüber:
"Die von den Eingeborenen bewohnten Stadtteile haben schmale Straßen; man sieht Laden an Laden und wer sich vor gewissen Gerüchen scheut, der tut wohl, sich in eine der stets und überall vorhandenen Rikschahs zu setzen und dahin zu fahren, wo es nicht mehr riecht." [Karl May, Und Friede auf Erden]

Das trifft es auch heute nicht so schlecht. Die Gerüche rühren allerdings, sieht man mal von Bergen Trockenfisch bei 35° ab, im wesentlichen vom Verkehr her, was zu Karls Zeiten sicher noch anders aussah. Heute ist das mitunter so:


Wer hier eigentlich Vorfahrt hat, wird von der Vereinigung der singhalesischen Fahrlehrer seit Jahren strittig diskutiert.
Lackierte Stoßstangen sind ein Ärgernis. Wenn man hier beim Rangieren mal nicht aufpasst, das kostet.

Die Pettah ist das Basarviertel und entsprechend lebhaft geht es dort zu. Die Ausmaße sind zwar gegenüber indischen Großstädten bescheiden, einige Stunden lassen sich dort aber auf jeden Fall verbringen und immer etwas neues entdecken. Das ganze Gewusel, Geschleppe und Gekarre ist unterhaltsam, man muss nur laufend auf der Hut sein, nicht unter irgend welche Räder zu kommen. Hier gibt es sogar Teebuden, die sonst leider nicht besonders verbreitet sind, und die schuftenden Leute freuen sich überwiegend, wenn zur Abwechselung mal ein Reisender hier herumstolpert. Solche Ecken sind immer die eigentlichen Sehenswürdigkeiten für mich und zum Glück sucht sie nicht jedermann auf. Aber Busse kämen hier eh nicht durch, ein Glück.

Mittagessen gibt es im farbenfrohen "Spicy Hotel", Hotel heißen hierzulande die einfachen Restaurants.
Fröhlich auf dem Zwiebelberg.

Bei der Mittagsrast macht das "Spicy Hotel" seinem Namen alle Ehre, was hier auf den Tisch kommt ist ordentlich scharf aber super lecker. Eine Speisekarte gibt es nicht, man bekommt einfach diverse Schüsseln von dem was es eben gibt auf den Tisch, quasi all you can eat und das zu einem Spottpreis.Gut das dies eim Hinterhof gelegene Gaststätte mit großem Schild auf der Gasse auf sich aufmerksam macht, sonst wäre ich hier niemals gelandet.