Sonntag, 25. August 2019

Sandelholz

Die letzten in Yangon verbringe ich schirmbewehrt mit noch ein paar Besorgungen. Unter anderem muss ich wieder ein paar Päckchen eingelegte Teeblätter und die dazugehörige Mischung aus gerösteten Bohnen, Nüssen und sonstigem Zeug besorgen. Der Haltbarkeit halber lässt sich das am besten im Supermarkt erledigen, wo es eingeschweißte Ware in verschiedensten Größen und Geschmacksrichtungen zu erwerben gibt.

Nicht fehlen darf natürlich auch ein Besuch der Shwedagon Pagode, die nach erfolgter Renovierung nun wieder in Gold erstrahlt. Bei der Anfahrt schlägt der Taxifahrer einen Fahrtpreis von 4000 Kyat vor und als ich ihn auf die übliche Rate von 2500 verweise, entschuldigt er sich tatsächlich, offenbar peinlich ertappt und fährt ohne jede Diskussion auch für den Normalpreis. Es geht hier nicht um nennenswerte Beträge (1000 Kyat sind knapp 60 Cent), aber ich lasse mich aus Prinzip ungern über's Ohr hauen. Was bei den taxameterfreien Taxis in Yangon im Übrigen sehr selten versucht wird, durchaus anerkennenswert mit kleinen Trinkgeldern.

Fertig renoviert: Shwedagon

Der Besuch der Shwedagon Pagode ist nicht ungefährlich derzeit. Die regennasse Marmorplattform ist teils spiegelglatt. Wie üblich werde natürlich schon vor dem Treppenaufstieg die Schuhe ausgezogen und man läuft barfuß entweder über die Wege aus bereitgelegten Gummiteppichen, die allerdings für mein Empfinden recht scharfkantig und unbequem sind. Oder man eiert über den Marmor und versucht, nicht auszurutschen. Ich wähle letztlich eine Mischung aus beiden Optionen und umrunde die Pagode wie es sich gehört dreimal gegen den Uhrzeigersinn. Das mache ich allerdings, um einige Videoaufnahmen zu fertigen und weil es bei jeder Runde wieder irgend etwas Neues zu sehen gibt. In Yangon habe ich so gut wie keine Fotos mehr gemacht, da bereits reichlich vorhanden und dafür ein bischen gefilmt mit der wasserdichten GoPro, mal sehen was draus wird.

Mönche verlangen nach einem Foto

Traditionell bringe ich jedes mal eine geschnitzte Buddhastatue mit aus Myanmar. Schöne Holzschnitzereien gibt es hier häufig und zu erschwinglichen Preisen. Ich muss mich nur immer auf transportierbare Formate beschränken. Eigentlich wollte ich dieses Mal in Mandalay entsprechend einkaufen, habe aber irgendwie nicht das richtige gefunden. Das gelingt dann noch am letzten Abend in einem der Treppenaufgänge der Shwedagon Pagode. Dieses Mal wird eine Figur aus dem duftenden tropischen Sandelholz, mit schöner Maserung versehen.

Sandelholz

Dann heißt es schon wieder zusammenpacken, was allerdigns keine große Aktion ist. Die Flip-Flops haben sich nicht für den Heimweg qualifiziert, nach zwei Reisen sind sie "durch". Optimal war das Modell ohnehin nicht, da bei Regen ziemlich rutschig unterm Fuß. Die bislang erfolglose Suche nach einem guten Ersatz für die leider nicht mehr angebotenen Modelle von Keen läuft weiter. Ebenfalls lasse ich einen Longyi, den typischen burmesischen Wickelrock, zurück. Verrückter Weise hatte ich den von zu Hause mitgebracht, das Modell war meine ich von 2006 und inzwischen recht verschlissen. Für den Balkon oder die Terrasse hat er jedoch noch gute Dienste getan, bei dem Klima gibt es kaum besseres. Ok, in der Stadt damit herumlaufen würde ich nicht, das sieht dan doch eher peinlich aus, auch wenn inzwischen auch bei Touristen zu beobachten.

Mit dem bei der Einreise umgetauschten Bargeldbündel habe ich fast punktgenau kalkuliert. Der kleine Rest kommt mit, für den nächsten Besuch. Denn es gibt noch einiges zu bereisen in diesem Land, Ideen hätte ich genug. 

Donnerstag, 22. August 2019

Zurück nach Yangon

Drei Tage in Bagan vergingen schnell und kurzweilig. Auch bei meinem dritten Besuch kann das Ensemble alter Tempelbauten mit seiner Einzigartigkeit noch begeistern. Zurecht gehört Bagan zu den größten Sehenwürdigkeiten Südostasiens und wird entsprechend zunehmend erschlossen. Zur Haupsaison möchte ich hier nicht mehr unbedingt hin und der Mangel an guten Aussichtspunkten schadet dem Erleben doch um einiges. Aber solange hier noch nicht die vielen sandigen Wege asphaltiert sind und lärmende Motorfahrzeuge sich nach wie vor im Rahmen halten, bleibt noch einiges von der ruhigen, erlebenswerten Atmosphäre des Ortes. Abseits der Haupttempel wird die Stille nach wie vor hauptsächlich von Vögeln, klingenden Glöckchen auf Tempelspitzen und ab und zu Gesängen aus nahegelegenen Klöstern unterbrochen, möge es noch lange so bleiben.

Tempel in der Abendsonne
"See-Kühe" - fast wie an Namibias Wasserlöchern

An meinem letzen Abend sitze ich noch eine Weile auf meiner Terrasse und lasse den Blick über den großen Strom Ayayarwady gleiten. Knatternde Boote fahren nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr, auch hier wohlige Stille. Mein zuständiger Hausgecko hat heute offenbar dienstfrei und vertreten von einem gerade mal fingergroßen Nachwuchsgecko. Ob der die gleiche Rate mpm (mosquitos per minute) schafft, bezweifle ich und trage leiber nochmals "Anti-Brumm" auf.
Den Sonnenuntergang hatte ich kurz zuvor noch vom "Sonnenuntergangshügel" aus beobachtet, der Blick ist einigermaßen ok dort. Der Hügel ist gut gefüllt, auch hier möchte ich mir nicht ausmalen, was im Winter wohl los ist. Der riesige, heute fast leere Parkplatz zwischen Hügel und einem Tempel lässt es erahnen.

Da geht sie unter ...
Blaue Stunde am Ananda-Tempel

Pünktlich wie gewohnt startet mein Flug zurück nach Yangon, dieses Mal mit der schon etablierten Gesellschaft KBZ und mit Zwischenstop in Heho am Inle See. Den dortigen Flugplatz hat man mächtig ausgebaut, stelle ich fest. 2005 bin ich hier mal fast nicht weggekommen, da der Flieger verspätet war und nach Sonnenuntergang der Flughafen inmitten der Berge mit reinem Sichtflug nicht mehr angeflogen werden konnte.

Ich verlasse Bagan tatsächlich im Regen, gutes Timing. In Yangon erwartet mich dieses Mal kein Regen, sondern so eine Art Aprilwetter. Sonne, Wolken und Schauern geben sich einen zügigen Wechsel. Im Vergleich zu Mandalay und Bagan ist es recht angenehm temperiert, bei Landung mittags sind es 30 Grad. Wie bin ich überhaupt auf die absurde Idee gekommen, eine Regenjacke mit mir herumzuschleppen? Es hätte eigentlich klar sein müssen, dass man bei den ohnehin sehr schweißtreibenden Temperaturen mit hoher Luftfeuchtigkeit alles mögliche, aber ganz sicher keine Regenjacke tragen möchte. Nun gut, da ich im Grunde keine weiteren unnötigen Dinge dabei habe, trägt das nicht entscheidend auf. Die wichtigen Sachen wie Papiere, Elektronik habe ich gut verpack, als Hightech Outdoorequipment dienen Gefrierbeutel von Rewe. Die meisten Hotels verleihen passable Stockschirme, so dass ich auf meinen Mini-Knirps kaum angewiesen bin. Insgesamt gab es keine besonderen Einschränkungen durch die Monsunzeit, man schwitzt halt wie blöd und wird ab und zu nass. Das gilt aber nur für die von mir besuchte Region, in den regenreichen südlichen Gegenden gab es diverse Überflutungen und Erdrutsche.

Gewitterwolken und verwitterte Fassaden vor meinem Balkon

In Yangon überbrücke ich Gewitterschauer im alten Bogyoke-Markt und der nahegelegenen neuen Shopping Mall, auch mal interessant.

Ob Boss die beim burmesischen Mann bevorzugten Wickelröcke im Angebot hat, war nicht zu ermitteln
Nonnenversammlung vor der Mall
"Hole in the Wall" - trendiger Coffeeshop statt Starbucks
Überall warnen Kampagnen vor dem Handel mit Elfenbein und Co

Dienstag, 20. August 2019

Tausend Tempel

Nun also noch einmal Bagan, eines der buddhistischen Wunderländer, im Mittelalter neben Angkor eines der bedeutenden Reiche Südostasiens. Vor knapp 1.000 Jahren begann man hier den Bau von Tempeln und Pagoden, über 10.000 sollen es gewesen sein. Zahlreiche Jahrhunderte und Erdbeben später stehen immerhin noch an die 3.000, seit kurzem von der UNESCO nach langer Wartezeit als Weltkulturerbe anerkannt.

Der Ananda-Tempel ist der schönste

Trotz Regenzeit - das Wetter ist sehr brauchbar in Bagan. Von einem kräftigen Monsunguss am ersten Tag abgesehen, scheint die Sonne heiß und dekorative Wolken sind ebenfalls vorhanden. Dazu ist die Landschaft recht grün, jedenfalls verglichen zur trockenen Hauptreisezeit. Ich wähnte mich hier mehr oder weniger alleine unterwegs, doch weit gefehlt. Aktuell sind hier sicherlich mehr Touristen unterwegs als bei meinem letzten Besuch 2006 zur Hauptsaison. Was hier mittlerweile in den Wintermonaten los sein muss, mag ich mir gar nicht vorstellen. Offenbar sind in China auch gerade Schulferien, an Busladungen aus dem Reich der Mitte herrscht jedenfalls kein Mangel.

Monsunregen zieht über den Fluss heran

War man früher noch auf Fahrrad oder Pferdekutsche angewiesen, um das weitläufige Areal zu besichtigen, sind heute elektrische Motorroller das überwiegend gewählte Verkehrsmittel. Die Dinger kann man an jeder Ecke mieten für kleines Geld. Gar nicht so schlecht, zumindest machen die Scooter keinen Lärm. Die Qualität aus chinesicher Produktion ist zwar eher "rustikal", irgend etwas funktioniert bei jedem Modell nicht, aber solange Bremsen und Hupe funktionieren, soll das ausreichen. Mit den Teilen ist man einigermaßen bequem und mit maximal 60 km/h unterwegs. Auf den überwiegend vorhandenen Sandpisten geht es natürlich eher langsam und mit den kleinen Rädern muss man sich in Acht nehmen, nicht in tiefen Sand zu fahren. Ich miete mit täglich einen neuen Roller, Mieten für drei Tage ging irgendwie nicht. Ich solle jeden Tag mieten, mit der Erklärung "it's better for you." Aha, sicher. Meine Frage nach den fehlenden Rückspiegeln wird mir unverständlich beantwortet, auch im Stil von "it's better for you." Warum frage ich eigentlich, man nehme die Dinge so, wie sie kommen.

Nach wie vor beliebt: Pferdekutschen

Es macht jedenfalls Spass, die nächsten drei Tage kreuz und quer durch das weitläufige Gelände zu fahren und ein paar der 3000 Tempel näher anzusehen. Den Sonnenaufgang lasse ich dabei allerdings aus. Zum einen gibt es in dieser Jahreszeit nicht den dekorativen Morgennebel, zum anderen mangelt es an brauchbaren Aussichtspunkten (dazu später noch mehr). Und ich muss zugeben, zum letzten bin ich einfach zu faul, vor halb fünf aufzustehen auf die Gefahr hin, einen eher leidlichen und wolkenverhangenen Sonnenaufgang mit mäßigem Ausblick zu erleben.

Morgenlicht
Landwirtschaft zwischen Tempeln ...
... wie seit Jahrhunderten

Seit dem letzen Erdbeben 2016 wurden mittlerweile alle Tempel in den oberen Stockwerken geschlossen. Früher konnten man etliche mit innen oder außen liegenden Treppen besteigen und sich einen Überblick verschaffen. Nur so kann man die Menge der Tempelbauten ind der flachen, baumbestandenen Ebene ausmachen. Der Haupttempel für den Sonnenuntergansblick war allerdings schon 2006 recht überfüllt. Bei den heutigen Besuchermengen, Erdbebenschäden hin oder her, ist ein Wiedereröffnen von Tempeln zum Besteigen meine ich undenkbar. Vereinzelt sind die Absperrungen an einsamer liegenden Tempeln zu überwinden, einheimische Schlepper bieten derlei auch überall an. Bei so einer Aktion ist allerdings erst letzte Woche ein Koreaner tödlich abgestürzt, muss auch nicht sein.

Der höchste Tempel der Region
Hier sind noch etliche Wandmalereien erhalten
Abendlicht

Alternativ kann man heute nur den häßlichen, bei meinem ersten Besuch gerade fertiggestellten Aussichtsturm für 5 $ Eintritt besuchen. Der liegt aber (eigentlich zum Glück, solche Verschandelungen hatten unter anderem bei der UNESCO für Verzögerung gesorgt) sehr am Rande des Areals. Nun denn, ich fahre dort abends mal vorbei und schaue mir das ganze an. Es herrscht ordentlich Betrieb, der Ausblick ist aber finde ich bescheiden. Von den Haupttempeln ist man hier einfach viel zu weit entfernt. Darüber hinaus gibt es noch ein paar kleine Aussichtshügel(chen), die angelegt wurden. Einer ist an fragwürdiger Stelle errichtet, da finde ich die Aussicht nicht wirklich. Der andere scheint soweit ok, den werde ich mir zum Sonnenuntergang noch einmal vornehmen.

Der Shwezigon gilt als Urform der burmesischen Pagode
Vor größeren Tempeln darf der Souvenirhandel nicht fehlen
... und der örtliche Wahrsager auch nicht

Auch ohne Sonnenaufgang geht es immer um sechs herum aus den Federn. Ich bin die Vormittage unterwegs, bis es mächtig heiß wird. Dann lässt sich prima Siesta halten bis zum späteren Nachmittag. Ich wohne komfortabel im historischen Zentrum. Das Bagan Thande Hotel kenne ich schon, dieses mal bewohne ich aber einen Bungalow mit Flussblick. Sehr klasse, Terrasse am Ayayarwady-Ufer, mit Sonnenuntergangsblick und herrlicher Stille. Abends plätschert der Fluss vorüber, Insekten zirpen und ab und zu setzt ein Froschkonzert ein, ansonsten einfach Ruhe. Auf dem Bambusrollo, welches nachmittags für Schatten auf meiner terrasse sorgt, lebt der für mich zuständige, recht große Gecko und frisst die Mücken weg, braves Tier. Regenzeit heißt natürlich, dass mehr Moskitos unterwegs sind, bisher hält sich da alles aber in erträglichen Grenzen.

Unterwegs in den Dörfern: Kleinfeldturnier
... und eine religiöse Feier, ...
... bei der ein eingeölter Bambusmast erklettert werden muss

Sonntag, 18. August 2019

Abgewichen...

... von den Hauptpfaden des Tourismus begehe ich die nächsten Tage. Monywa ist eine typische Kleinstadt, nichts besonderes zu sehen, viel Alltag, wenig Englisch, wenige Touristen. Das Stadtzentrum rund um Pagode und Markt bis zum Ufer des Chindwin, eines weiteren großen Flusses in Myanmar, lässt sich bequem erlaufen. Einen schönen Rundumblick bietet die Dachterrasse meines Hotels und zum Nachtmarkt ist es von dort auch nicht weit. Der Nachtmarkt ist auch recht übersichtlich, man kann dort aber sehr günstig und schmackhaft essen.

Bei ihr hat's gut geschmeckt
Bunte Sachen mit nicht bekannten Inhaltsstoffen

Ein Ausflug führt mich von Monywa zum Dorf A Myint, flussabwärts am Chindwin gelegen. Durch Zufall eher war ich auf ein kurzes Video von dort gestoßen, das interessant aussah. In meinen Reiseführern ist der Ort zumindest nicht zu finden, in Monywa aber durchaus als sehenswert bekannt. Ob der Sprachbarrieren organisiere ich ein Tuk-Tuk über das Hotel. Nachts gab es Regen und Gewiiter, am Morgen regnet es noch mäßig, also spricht nichts gegen einen Aufbruch nach dem Frühstück. Mein Tuk-Tuk Mann ist schwer tättowiert, spricht kein Englisch, kaut ununterbrochen Betel, hupt ununterbrochen und telefoniert fast ununterbrochen. Bemerkenswert, wie er das alles synchronisiert bekommt. Eineinhalb Stunden dauert die Fahrt, davon holpern eine Stunde bandscheibengefährdend über schlammige Dorfstraßen. Immerhin ist eine Musikanlage mit an Bord, die vermutlich mehr gekostet hat als der gesamte Rest des Tuk-Tuk und uns mit burmesischem Gitarrenrock in guter Qualität versorgt.

In diesen "Gehegen" werden Betelblätter angebaut

Angekommen bietet der Fahrer mit betelrotem Lächeln seinen kompletten Fremdwortschatz auf: "you ok?" Ja, ich bin ok und das Dorf A Myint ist es auch. Dort gibt es eine alte, teilweise verfallene Ansammlung von Pagoden, mitten im Dorf und hübsch anzusehen. Das war Ziel meines Interesses und gefällt. Gleich in der Nähe liegt ein kleines Holzkloster, ebenfalls interessant. Dort freut sich der kettenrauchende alte Dorfmönch über Kurzweil, ich muss mich zu einem Schwatz zu ihm setzen und bekomme diverse Zigarettenmarken angeboten, die ich unbedingt probieren soll. Leider sind auch die Sprachkenntnisse des Mönches recht begrenzt, so dass der Schwatz kurz ausfällt, wir aber lächelmd einfach eine Weile dasitzen und rauchen.

Überwucherte Tempel ...
... ein Hauch von Angkor
Dorfkloster
... und der qualmende Abt

Alles nicht spektakulär, aber es sind die feinen Kleinigkeiten, die solche Ausflüge reizvoll machen und den Aufwand allemal lohnen. In Monywa habe ich ohnehin nicht mehr viel zu tun, auf dem Hoteldach erhalte ich später noch ein vorzügliches Abendessen und ein kaltes Bier, so wird der Tag rund.

Was bleibt uns nach dem Brexit? Uhrentürme weltweit, so auch in Moywa
Dachlokale in zentraler Lage sind zu befürworten

Heute Morgen trifft, nachdem ich eine sehr gute Suppe zum Frühstück hatte,  pünktlich Win San mit seinem Toyota ein, ich sehe ihn schon von meinem Balkon beim einparken. Auf geht es nach Bagan, was rund drei Stunden Fahr bedeutet. Dabei überqueren wir zunächst den Chindwin und weiter geht es durch ländliche Gegend. Reisfelder, Alleen mit knorrigen alten Bäumen und ab und zu ein Dorf säumen den Weg. Viel Verkehr ist hier auch nicht, die Straße ist in ganz brauchem Zustand. Einen Stopp legen wir auf Empfehlung von Win San in einem Dorf auf der Strecke ein. Dort gibt es ebenfalls ein Pagodenfeld, ähnlich wie in A Myint. Alles nicht vergleichbar mit Indein oder Kakku in Nähe des Inle Sees, aber doch durchaus eine Pause wert.

Landleben mit Pagodenfeld
Ein Wald von Heiligtümern mitten im Nirgendwo

Wie spazieren durch das Dorf, wo es allerlei Handwerk zu sehen gibt. Räucherstäbchen werden hier hergestellt, verscheidene Schmieden und Schreiner sind bei der Arbeit zu sehen, echt interessant. Ohne orts- und vor allem sprachkundigen Begleiter wäre mir das meiste davon verborgen geblieben. Das unerwartete Highlight ist aber der See am anderen Ende des Dorfes, über den eine 200 Jahre alte Teakholzbrücke führt. Als U Bein Brücke in klein und völlig abseits des Tourismus ist das eine tolle Überraschung. Da es zu regnen beginnt, stellen wir und erst einmal in einem der Häuschen auf der Brücke unter. Schnell muss ich mit den vorbeikommenden Dorfbewohnern auf Fotos und Selfies, als Ausländer bin ich hier genauso Attraktion wie Dorf und Brücke für mich. Kurz drauf kommt die Sonne wieder durch und taucht die Brücke in ein schönes Licht, was für ein Anblick. Dazu Stille, umliegender Wald, Schulkinder die zur Mittagspause über die Brücke nach Hause laufen... doch, einer der genussvollen Augenblicke, die sich erleben lassen. Damit der Geheimtipp auch noch eine Weile geheim bleibt, habe ich den Namen des Dorfes aber schnell wieder vergessen.

Kleinere Version der U-Bein Brücke
... in idyllischer Lage

Noch einmal halten wir kurz an, ich wollte das alte Holzkloster von Pakhan Gyi ansehen, von dem ich irgendwo las. Es gehört zu den größten noch erhaltenen Teakholzbauten im Lande, dient heute als Museum. Fast 300 Säulen tragen das Gebäude, das relativ schlicht ausfällt. Viele früher vorhandene Schnitzereien sind wohl Erdbeben oder Dieben zum Opfer gefallen, höre ich. Den Eintritt und Besuch des Museums spare ich mir, ich wollte nur das Gebäude an sich mal gesehen haben.

Holzkloster in Pakhan Gyi

Hinter Pakkoku überqueren wir mit der längsten Brücke des Landes den Ayeyarwady, der hier schon eine ordentliche Breite aufweist. Kurz darauf ist Bagan erreicht. Wir nehmen noch, ist ja fast Tradition, ein gemeinsames Mittagessen ein, unter anderem mit typischem Teeblattsalat. Dann setzt mich Win San am Hotel ab und ich kann mich nur bedanken für zwei sehr gelungene Fahrtstrecken mit ihm.

Ich habe mich wieder im Thande Old Bagan eingemietet, ein alt-ehrwürdiges Hotel am Flussufer mitten im historischen Park. Dort war ich schon zwei mal, damals noch zu Spottpreisen. Die Monsunsaison lässt einen auch heute einigermaßen bezahlbar wohnen, ich habe mir Bungalow mit Flussblick geleistet. Nachdem mich Bagan mit Sonnenschein und übertriebenen 37° empfangen hat, kommt spätnachmittags dann eine Regenfront über den Fluss heran. Da ich für heute ohnehin keine großen Pläne mehr habe, sehe ich mir das ganze eine Weile von meiner (überdachten) Terrasse aus an, übertrage Fotos auf den Laptop und was man eben so macht. Zum Besichtigen bleiben mir die nächsten drei Tage, die sicher auch nicht langweilig werden.         

Freitag, 16. August 2019

Größer und mehr!

Es wird Zeit, weiter zu reisen. Ich hatte vage überlegt, per Taxi nach Monywa (sprich: Moooi Wa) zu fahren, etwa dreieinhalb Stunden von Mandalay entfernt. Nachdem ich mich etwas umgehört habe, buche ich schließlich den vom Hotel empfohlenen Fahrer zu einem durchaus fairen Preis von 35 Euro. Der Mann entpuppt sich als echter Glücksgriff! Win San ist nicht nur ein absolut professioneller und sicherer Fahrer, er spricht auch gutes Englisch und weiß eine Menge zu erzählen und erklären. Besser geht es wirklich nicht.  Das klingt wie Werbung, ist aber angebracht. Wer mal einen Fahrer in der Region Mandalay braucht, bekommt gerne Kontaktdaten von mir.

Die Fahrt verläuft entsprechend kurzweilig. Unter anderem berichtet Win San von einer älteren Dame aus Australien, die er schon mehrfach zu entlegenen Dörfern gefahren hat, wo sie gespendete gebrauchte Lesebrillen an die Armen verteilt. Zum diesem Projekt gibt es auch einen Filmbeitrag, den ich mir auch gleich im Auto ansehen kann, gute Sache.

Auf dem Weg möchte ich die vor Monywa gelegenen Sehenswürdigkeiten anfahren. Das sind hier zwei Zeugnisse des Gigantismus, die man gesehen haben muss, wenn man schon in der Gegend ist. Als erstes besuchen wir Laykyum Setkyar, den zweitgrößten stehenden Buddha der Welt. 2008 fertig gestellt ragt er 129 Meter in den Himmel und ist im Inneren mit zig Stockwerken begehbar. Ich begnüge mich mit den ersten vier Stockwerken, die (natürlich) Tempel beinhalten, aber auch viele Informationen zur Entstehung, zum Bau und zum Buddhismus allgemein. Da heute Vollmond und damit Feiertag ist, besuchen allerlei einheimische Pilger die Satue.

Gigantische Buddhastatuen sind populär
Der zweithöchste der Welt
Ein sitzender Riesenbuddha ist noch im Bau

Umgeben werden sollte der Hügel mit dem stehenden Buddha von 1000 sitzenden, gleichförmigen Statuen, die zu ihm blicken sowie von 1000 neu gepflanzten Bodhibäumen. Inzwischen sind es wohl über 5000 Buddhas geworden, die den Hügel umgeben und die Bodhibäume wachsen langsam empor. 
 
Tausende Buddhas und Bhodibäume


Als nächstes fahren wir zur Thanboddhay Pagode, dem Tempel der 500.000 Buddhas. Außen und Innen ist dieser Tempel mit mittlerweile nach amtlicher Zählung rund 582.000, teils winzigen Buddhastatuen ausgeschmückt. Täglich werden es mehr, an Spendern herrscht wohl kein Mangel. Die beiden Bauwerke bezeugen: Quantität zählt, zumindest sind sie recht einzigartig.

Äußerlich eher unauffällig
... innen mit Buddhafiguren übersäht ...
... bis unter die Decke

Angekommen in Monywa nehmen wir noch ein spätes gemeinsames Mittagessen ein. Da zur Zeit nicht gerade viel Kundschaft wartet, engagiere ich Win San für die Weiterfahrt übermorgen nach Bagan. Das kommt mich zwar ein wenig teuerer, da er extra aus Mandalay anreisen muss, lohnt sich aber für uns beide, da bin ich mir sicher.

Lunch mit Win San

Im Hotel meiner Wahl stelle ich fest, dass mein Zimmer entgegen der Buchung nicht über einen Balkon verfügt. Ich reklamiere, allerdings wird hier wenig Englisch gesprochen, Monywa steht auf der touristischen Landkarte nicht gerade weit oben. Man bedeutet mir zu warten und Aktivität bricht aus. Erstaunt beobachte ich, dass die Matrazen der beiden Betten im mir zugewiesenen Zimmer entfernt werden, man schieb die Betten zusammen und schleppt eine große Doppelbettmatraze herbei ... Ähm, darum ging es mir nun nicht, offenbar ein Mißverständnis. Lost in translation... Schließlich wird eine weitere, sprachkundigere Mitarbeiterin herangezogen (mittlerweile kümmert sich glaube ich das gesamte Personal des Hauses um mich, was mir doch etwas unangenehm ist). Im Allgemeinen bin ich ein unkomplizierter Gast, auch wenn mir das hier am Ende niemand mehr glaubt. Wie auch immer, ich bekomme dann doch ein Balkonzimmer, das man mir wohl nicht zumuten wollte, weil zur Straße hin gelegen.

1000 Meter Teak

Nicht fehlen darf, meine ich, ein Abstecher nach Amarapura, wenn man denn in Mandalay ist. Der Vorort, eine der vielen ehemaligen Hauptstädte, ist bekannt für diverse Kloster, aber besonders für die U-Bein Brücke. Die gilt als längste Teakholzbrücke der Welt und führt rund 1,2 Kilometer lang über den Taugthaman See.

Den Erfahrungen vorangegangener Besuche folgend, entscheide ich mich, die Brücke frühmorgens zum Sonnenaufgang aufzusuchen. Der Sonnenuntergang sorgt immer für höheres Touristenaufkommen, ich bin da selbst zu dieser Jahreszeit skeptisch. Also geht der Wecker um 04:15 Uhr und der bestellte Tuk-Tuk Fahrer wartet eine halbe Stunde später schon zum geplanten Aufbruch. Tuk-Tuks aus Indien und China sind seit einigen Monaten der neue Sterm am Himmel des Nahverkehrs in Mandalay, zuvor war man auf teure Taxis angewiesen. Sonnenaufgänge sind im August leider sehr zeitig, sofern sie denn stattfinden. Der heute verschwindet hinter wolkenverhangenem Himmel.

Die Brücke

In Amarapura angekommen dämmert es und ich stelle zwei Dinge fest: das Aufkommen an Verkaufsbuden aller Art am Seeufer hat erheblich zugenommen, man könnte sogar sagen, explosionsartig. Das zweite: der See ist tatsächlich See zur Regenzeit, um vieles größer als ich ihn kenne. Die Brücke ergibt nun vom ersten Schritt an Sinn, der Wassserstand reicht bis etwa einen Meter unter die Holzplanken. Zur Trockenzeit steht die Brücke zu weiten Teilen auf trocknem Boden und man kann drunter her laufen, bis auf einen flussbreiten Abschnitt in der Mitte. Wie erwartet ist das Besucheraufkommen am frühen Morgen quasi nicht existent. Auch der einheimische Brückenverkehr ist relativ übersaubar, Schulkinder, Marktfrauen, Mönche wandeln ihrer Wege.

Mahr als 1000 verwitterte Teakholzsäulen tragen die Brücke
Wenig Verkehr am frühen Morgen
Melonen für's andere Ufer

Ich überquere die geamte Brücke. Am anderen Ufer gibt es allerlei Essensstände, hier hatte ich mal Mohinga Suppe gefrühstückt. Von den meisten Buden ragen allerdings jetzt nur die Strohdächer aus dem Wasser. Einen Kaffee bekomme ich trotzdem ganz in der Nähe. Das Dorf auf der anderen Seite hat sich deutlich modernisiert, etliche mehrgeschossige Steinbauten, eine Bank und alphaltierte Straßen sind nunmehr zu finden, wo es zuletzt außer staubigen Pfaden und Holzhütten nicht viel gab. Die Dorfschule, die wir seinerzeit dort besucht hatten, finde ich leider auf Anhieb nicht mehr.

Land unter bei den Frühstückslokalen

Es war alles in allem lohnend, die Brücke mal in ihrer eigentlichen Funktion zu sehen. Der Spaziergang über die alten Teakplanken ist immer eine interessante Angelegenheit. Nach dem Brückenbesuch bekomme ich die gewünschte Frühstückssuppe im nächsten Dorf, nachdem sich der Fahrer sachkundig gemacht hat. Dann geht es zurück nach Mandalay, wo ich den "Pflichtbesuch" in der Mahamuni Pagode mit einem der verehrtesten Buddhas absolviere. Später laufe ich noch ein wenig durch das Marktviertel. Mein damaliges Hotel existiert nicht mehr, verschwunden sind auch die Geschäfte mit "Mönchsbedarf", die es in diesem Viertel früher gab (wie ich später erfuhr, sind sie in eine  andere Gegend umgezogen). Dafür ist jetzt hier ein größerer Straßenmarkt, auch nett.  Es wird Zeit, einen Barbier aufzusuchen. Obwohl ich die Rasur nicht blutig bestellt hatte, erhalte ich sie wieder mal ohne Seife,  das ist hier offenbar oft üblich. Die Prozedur verläuft dennoch recht geschmeidig.

Täglich wächst die Goldschicht: Mahamuni Buddha
Irgendwas ist immer super ...
... und seinen es die Bananen
Aggressive Werbung beim DVD-Mann
Reiskocher
Kaffeekocher (bester Kaffee in Mandalay!)
Seit zig Jahren unveränderte Institution: Nylon Icecream

Zum Abend möchte ich noch auf den Mandalay Hill. Angesichts des Klimas finde ich die Vorstellung, 230 Höhenmeter barfuss auf Treppen hoch zu latschen, gerade recht absurd. Also wird wieder der Tuk-Tuk Mann bemüht. der fast bis auf den Gipfel hoch fährt. Dort oben gibt es einen Tempel mit Ausblick und allerlei Jugendlichen und Mönchen, die gerne mit Touristen ihr Englisch üben. Das hat sich über die Jahre gehalten, schön. Also verweile ich eine ganze Zeit mit Ausblicken und Gesprächen, ein guter Ausklang für Mandalay.

Mandalay Hill
Gruppenfotos sind immer noch beliebt
Blick über die Stadt zum Ayeyarwady