Dienstag, 30. August 2016

Billyburg

So nennen die hier residierenden den angesagten Stadtteil Williamsburg zuweilen. Vor noch gut 20 Jahren war das eine eher verufene Gegend: mehr oder weniger abgewrackte Fabriken, Industriebrachen und Lagerhäuser. Über die Willamsburg-Bridge verrirte sich nur, wer auf der Suche nach Prostituierten, Drogen oder Ärger war. Von der U-Bahn-Linie L war seinerzeit eher abzuraten. Das hat sich komplett geändert. Offenbar geht es allen Großstädten gleich, billige und eher heruntergekommene Viertel werden von jungen Künstlern, Musikern, Studenten entdeckt und schnell werden sie "Szeneviertel". Dann nimmt die Gentrifizierung ihren Lauf und ehe man sich umgucken kann, schießen die Preise für vermoderte Bachsteinbauten in schwindelerregende Höhen. Nachdem Soho, Chelsea und die Lower Eastside nacheinander "entdeckt" und unbezahlbar wurden, ging man in den 90ern über den Fluss nach Brooklyn, genauer gesagt eben Williamsburg (zwischenzeitlich wird gemunkelt, dass die Underground-Kunst-Szene weiter wandert ins desolate Detroit, weil New York allerorten zu teuer geworden ist). Anfang des Jahrtausends wurde der Stadtteil schon als der mit den coolsten Kneipen und eine Art Geheimtipp gehandelt.

Hier (in dem hellen Haus) sind wir abgestiegen.

Als Gegend zum Wohnen schien uns das ganz in Ordnung, es muss ja nicht unbedingt wieder Manhattan sein. Unsere direkte Umgebung, eher Williamsburg East und noch am Rande des Booms, ist auch ganz beschaulich, holzverkleidete Häuschen dominieren das Straßenbild. Wahrscheinlich ist es insgesamt wenig zuträglich, wenn die Häuschen über AirBnB an Touristen vermietet werden, wir freuen uns dennoch über ein gemütliches Appartment mit Terasse und Grill. Eine ruhige Gegend, von Klimaanlagen, Sirenen und einer Baustelle abgesehen, wo es sich gut aushalten lässt.

Wie man sich Amerika so vorstellt: Kelogg's Diner bei uns um's Eck
Straßenszene, die angesichts der aktuellen Hitze nicht erstaunt
Holzfassaden sind öfters anzutreffen
Herumsitzende Menschen ebenfalls

Samstags findet hier ein Food-Market namens "Smorgasburg" statt am Ufer des East River. Da sind wir gleich nach Ankunft und Bezug der Wohnung dann auch hin. Allerlei Leckereien werden hier von etwa 100 Anbietern feilgeboten, überall bruzelt es und duftet fein. Hauptsächlich junges Volk strömt herbei und entsprechend ist hier alles zumindest "organic". Unser Roastbeef nach Spezialrezept im Baguette schmeckt jedenfalls. Das (organic) Root Beer hingegen ist gewöhnungsbedürftig, hat eine dezente Note von Hustensaft. Zum Verzehr nimmt man am Uferstrand Platz und hat dazu eine grandiose Kulisse, die Skyline von Manhattan, als erfreulichen Hintergrund.

Root-Beer schmeckt auch mit Aussicht komisch

Leckereien werden im Tausch gegen beträchtliche Geldbeträge ausgehändigt

Bevor hier im Viertel alle alten Fabriken in Millionen-Dollar-Appartements umgebaut sind, der Bauboom ist in jeder Straße beträchtlich, wollen wir noch ein bischen von dem sehen, was Williamsburg mit ausmacht. Dazu gehört Street-Art unbedingt dazu. Also spazieren wir mit einem ortskundigen Menschen durch das Viertel und lassen und allerlei über die diversen Graffitti-Techniken beibringen. Gesprüht wird eher selten, da Sachbeschädigung, meist noch im Einvernehmen mit dem Eigentümer der zu verziehrenden Wand. Statt dessen sind Aufkleber, Plakate, wieder entfernbares aus Papier, angezeigt. Diese Objekte sind zwischenzeitlich, wenn aus berühmter Feder stammend, richtig was wert, erfahren wir und nebenbei gibt es viele Informationen zur Geschichte des Viertels.

Berühmte Filmzitate: "Are you talking to me?"
Another brick in the wall
Colored
Dream
Hinter Gittern #2
Kandidatenverspottung
Remember Mohamed Ali

Donnerstag, 4. August 2016

NY #2

Man müsste mal wieder ... Genau, nach New York.
Es gibt so Städte, die man immer wieder besuchen kann, ohne das Langeweile aufkommt. Dazu gehört New York für mich mit Sicherheit. Beim ersten Besuch vor fünf Jahren habe ich mich mehr oder weniger auf Manhatten beschränkt, für mehr reichte die Zeit auch nicht. Dieses mal steht eine Woche zur Verfügung und wir haben uns im angesagten Stadtteil Williamsburg eingemietet.

Williamsburg auf der "Schääl Sick" von NY

Dank Air BnB wurde dort eine Wohnung angemietet. Ich bin mal gespannt, ganz normal wohnen zwischen ganz normalen Leuten, etwas abseits der Touristenattraktionen, das hat sicher seinen Reiz. Vielleicht gelingt es dann auch, die weniger touristischen Stadtteile wie Queens ein wenig zu entdecken. Genug zu tun wird es geben, vielleicht auch die Zeit, hier darüber zu berichten. In der letzten Augustwoche geht's los.