Dienstag, 11. März 2014

Verhaltenslehre - Teil 1

Zwar ist es hier keineswegs mit indischen Zuständen vergleichbar, aber es eilen doch regelmäßig Menschen herbei, die nicht benötigtes aufzudrängen trachten im Tausch gegen zahlreich klingende Münze. Die indische Methode, den Blick bei derlei Vorkommnissen auf Unendlich zu fokussieren und seine Umwelt einfach vollständig in Ignoranz versinken zu lassen, ist hier kulturell nicht angezeigt. In dieser Region pflegt man grundsätzlich den eher höflichen Umgang und ist um allseitige Harmonie bestrebt (so zumindest die Legende). Ein höfliches Lächeln gepaart mit einem "nein danke" sollten also nach Möglichkeit abwehrtechnisch investiert werden.
Das fällt nicht immer leicht. Wenn einem etwa ein Tranport vom allgegenwärtigen Motorradfahrer offeriert wird, obwohl man just in diesem Augenblick selbst von einem Motorrad absteigt, möchte man eher verzweifeln, dem derart dämlich Agierenden den Helm vom Kopf nehmen und ihn mit sanften Schlägen auf den Hinterkopf zum Nachdenken anregen. Das wäre vielleicht lustig, gehört sich aber nicht. Ausnahme sind Drogendealer, die darf man schlecht behandeln.
Es gibt gar nicht selten Situationen, in denen ein "nein danke" nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Eine gewisse Penetranz bei der mobilen Warenpräsentation scheint merkwürdiger Weise gegen alle Höflichkeitsgebote nicht zu verstoßen. Allerdings sollte man nun nicht das Lächeln ablegen, nicht die Stimme erheben und gar eine Schärfe hinein legen. Das führt automatisch zum Gesichtsverlust, wobei ich nicht in letzter Klarheit zu sagen vermag, für wen der Beteiligten. Im Zweifel für beide. Ein Wundermittel hingegen ist, weiter höflich lächelnd mit sanfter Stimme abzulehnen, dabei allerdings eine Hand in Gesichtshöhe hin und her drehen. Das symbolisiert "laute Stimme", ohne Gesichtsverlustrisiko. Hilft auch das nicht, den Vorgang wiederholen und mit beiden Händen heftige Drehbewegungen ausführen, das ist dann gleichbedeutend mit kultursensiblem Anschreien. Interessanter Weise hilft es, umgehend. Alle wissen Bescheid, keiner verliert irgendwas, klasse Sache.
Nebenwirkungen: bei Sonnebrillenhändlern (während ich selbst eine auf der Nase habe) ist die Versuchung groß, schon präventiv in eine Art Veitstanz zu verfallen.

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