Samstag, 22. März 2014

Dauerduschen

Den letzten Abend verbrachte ich in Hoi An noch in einem ausgesprochen netten Seafood Restaurant. Mitten in der Altstadt, aber versteckt gelegen und fast nur von Einheimischen frequentiert, das war ein echter Glückstreffer der leckere Muscheln und gegrillten Tintenfisch, mariniert mit Zimt und Honig, servierte. Gute Sache! Schwer verwundert war ich allerdings, als am Nachbartisch - augenscheinlich eher gut situierte Vietnamesen Ü40 - zum Nachtisch ein Joint gedreht wurde. Das habe ich in Vietnam noch nie gesehen, erstaunlich.

Heute dann ging mal wieder der Wecker um fünf. Der Plan war, zu Sonnenaufgang in My Son zu sein. Nachdem ich die religiosen Zentren vergangener Reiche in Bagan und Angkor besucht habe, wollte ich nun auch noch das der Cham besichtigen. Etwa zeitgleich mit der Blüte der Khmer gab es im südlichen Vietnam das Reich Champa, dessen Zentrum in besagtem My Son lag und das ebenfalls stark vom indischen Hindusmus geprägt war.Hier hat freilich alles etwas bescheidenere Ausmaße, mit den Hochkulturen von Angkor und Bagan  kann My Son nun nicht ganz mithalten. Da die abseits im Urwald gelegene Kultstätte mittlerweile aber recht gut erreichbar ist, will ich trotzdem hin und zwar vor den Reisegruppen.

Der Plan geht insoweit auf, dass ich zeitig dort bin. Mit Sonnenaufgang ist allerdings nichts, es regnet seit vergangener Nacht nämlich in Strömen, es schüttet was das Zeug hält mit wenigen Unterbrechungen. Egal, nun bin ich einmal da. Die Regenjacke hätt eich mir im Grunde sparen können, bei 25° und geschätzt 100% Luftfeuchtigkeit bin ich nachher sowieso komplett durchnässt von innen und außen, Badehose wäre angebracht gewesen. Zwei Stunden etwa wate ich durch den Wald, der offensichtlich nicht umsonst Regenwald ist. Jeder, der schon in Südostasien war, kennt den allgegenwärtigen roten Staub, der sich bei Regen in klebrigen Schlamm verwandelt, an dem wurde hier auch nicht gespart.

Außer der einsam Fegenden traf ich niemanden im Regen
Im Regenwald versunkene Heiligtümer

Dafür habe ich die Ruinen absolut für mich allein. Herrliche Stille, nur der Regen prasselt und allerleit Gezirpe und Gezwitscher liefert die passende Tonkulisse. Landschaftlich ist das ganze toll, die Ruinen sind halt eben solche, den auch hier haben die amerikanischen Flächenbombardements nicht viel stehen lassen. Punktuell müht man sich bereits an Wiederherstellung, was das ganze aber wahrscheinlich nicht besser macht. So mit Grünzeug überwuchert hat der Ort schon seinen Reiz.

In erhabener Stille

Als um acht die ersten Reisegruppen eintrudeln, hört es dann auch auf zu regnen, irgendwie ungerecht. Aber ich bereuhe nichts, so war's trotzdem besser. Selten war eine heiße Nudelsuppe zum Frühstück dann so willkommen, mein Fahrer kennt den richtigen Ort dafür. Und liefert mich gegen Mittag dann an meinem nächsten Zielort, Da Nang, ab, wo erst einmal eine heiße (!) Dusche fällig ist.

Da Nang war seinerzeit der zentrale Stützpunkt der USA und erst dadurch wuchs die Stadt zur echten Großstadt heran. Die Amerikaner gingen, die Infrastruktur blieb und Da Nang ist weiterhin eines der wirtschaftlichen Zentren. Die Stadt gibt sich betont modern und westlich aufgeräumt. Auch die Uhren gehen hier anders, zahllose Cafés und Bars sorgen für abendliche Unterhaltung. Besonderes zu sehen gibt es hier eigentlich nicht, zumindest im Sinne von Sehenswürdigkeiten, der Reiseführer lässt die Stadt auch eher links liegen. Das es eine eher wohlhabende Stadt ist machen die vergleichsweise vielen Autos sichtbar, ich sehe sogar ein Parkhaus (!) und eine Autowaschanlage (!!).

Mein erster Weg führt zum Markt, in dessen Umfeld man immer findet, wonach man sucht. Ich finde auch und zwei Dinge lassen mich sofort Sympathie für die Stadt empfinden. Das erste ist eine Rasur, in Hoi An konnte ich mit den dort ansässigen Barbieren keine annehmbare Übereinkunft bei den Preisvorstellungen erzielen. Der Barbier hier nun ist eine Barbierin, geschmeidig und höchst gründlich führt sie das Messer, glatter geht nicht. Wohlduftend schleiche ich weiter um den Markt und in einer kleinen Gasse sitzt jemand auf der Straße und zupft "house of the rising sun" auf der Gitarre. Wieder ein deja vu, was könnte schöner sein als solchen Klängen zu lauschen.

Auf dem Markt kaufe ich später noch ein paar Kleinigkeiten, unter anderem für etwa 50 Cent ein dickes Bündel 100 Euro Scheine. Ich habe mittlerweile aber Zweifel, das die echt sind. Das mit dem Geistergeld habe ich aber glaube ich schon mal erklärt.

Brücke in Da Nang

Da Nang ist die Stadt der bunten Brücken, wenn sie abends beleuchtet sind. Lightshow mag man hier und hübsche Brücken über den breiten Fluss sowieso, in den letzten Jahren wurden extra zwei neue gebaut. Eine davon hat Brückenbögen, die in Form eines sich schlängelnden Drachen gestaltet sind. an einem Brückenende gibt es entsprechend einen großen Drachenkopf zwischen den Fahrbahnen. Das nette daran ist, dass am Wochenende abends für eine Viertelstunde der Verkehr gestoppt wird und dann speit der Drache Feuer, sehr nett anzusehen. Allerdings speit der Drache auch Wasser. Er speit unerwartet viel Wasser und der Wind steht unerwartet ungünstig. Ich stehe mit meinem Stativ und vielen Vietnamesen auf einer kleinen Plattform seitlich der Brücke, toller Blick ist hier gegeben. Leider stehen wir dann auch inmitten von endlosen Wasserfontänen, die der Drache über uns nieder schüttet. Es gibt kein Entkommen und zum zweiten mal werde ich heute durchnässt bis auf die Knochen. Dabei hatte ich mich vorher noch gefreut, dass der Regen heute nachmittag endlich endete. So gibt es ordentlich Gekreische und triefnass mit großem Gelächter kommen wir später von der Brücke. Mich wundert immer wieder, dass meine Kamera derartige Eskarpaden bisher klaglos mitgemacht hat. Hoffen wir, dass es so bleibt.

Drachenbrücke, Feuer speiend
Drache, die mich kurz darauf durchnässende Wasserwand ausspuckend

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