Das berüchtigte Licht am Ende der Gasse. |
Schöne Begegnung in Hoi An. |
Unglücklicher Weise sind alle Orte hierzulande mit zahllosen Lautsprechern an allerlei Laternenmasten bestückt. Die dienten (und dienen mitunter) dazu, allmorgentlich zum Sonnenaufgang die Tageslosung der Partei den Volkgenossen nahezubringen. In Hanoi geschieht dies auch noch mit besonderer Inbrunst.
In Hoi An hatte man nun aber die verwerfliche Idee, das ganze Städtchen tagsüber mit lieblicher Musik zu berieseln. Klassische vietnamesische Klänge untermalen ganz nett, allerdings greift man im wesentlichen auf eine CD zurück: ich vermute, best of Fahrstuhlmusic Vol. 1. Rockklassiker getragen mit Piano vorgetragen, das passt zum Kaufhausambiente der hiesigen Gassen. Aber es nervt gewaltig, stündlich die Orchesterversion von "morning has broken" und man möchte es dem Morgen gleichtun.
Beim Törtchenfachverkäufer |
Heiraten tut man gerne |
Ein musikalisches Kontrastprogramm ertnt eines schönen nachmittags, als am Flussufer eine Hochzeitsgesellschaft tagt. Das sieht so aus, dass Gott und die Welt sich in einem Festzelt zu Essen und Trinken zusammenfindet (stilecht auf Plastikhöckerchen). Ein Alleinunterhalter, kennt man ja bei uns auch so, entlockt seinem Sythesizer die volle Lautstärke und wechselweise bringen Gäste karaokemäßig ihre Lieblingslieder zu Gehör, im wesentlichen laut und meist schön schräg. So schrill kann der schönste Tag des Lebens laufen.
Markt Stilleben |
Vier Tage ertrage ich das nun, aber viel mehr ist nicht zu beklagen. Hoi An ist immer noch ein netter, erholsamer Ort (überwiegend) mit viel Landschaft drumherum und vielen Motiven für's Fotografenauge. Ich logiere komfortabel und verlasse die Behausung meist als erster, wie ich an der noch verschlossenen Haustür schnell bemerke. Aber hier gilt einmal mehr, früh rausgehen bringt es. Zum Sonnenaufgang und eine ganze Weie danach liegt der Ort schön verschlafen da, die Gassen sind nun wirklich hübsch ohne die Auslagen der Souvenirshops. Man hat um die Zeit alles für sich, nur am Markt herrscht naturgemäß großer Trubel. Doch auch hier lohnt es sich, zeitig vorbeizuschauen. Der eigentliche Lebensmittelmarkt besiedelt die umliegenden Gassen, die ein, zwei Stunden später ganz dem Warenangebot der Tourismusindustrie vorbehalten sind. Dazu machen sich rechtzeitig Staatsbedienstete mit Trillerpfeifen auf den Weg und pfeifen einen Marktstand nach dem anderen aus dem Weg. Statt Koriander und Hühnern muss den in Scharen Angereisten nützliches wie Hüte, Seidenschlafsäcke, Tigerbalm, Postkarten, Ray-Ban Brillen und The North Face Krempel feilgeboten werden.
Kegelhüte gehen immer |
Gealterter Fischer |
Ist das einer dieser Schläfer, von denen man immer hört? |
Angel dir 'ne Sonne |
Hoi An liegt versandungsbedingt heute fünf Kilometer vom Meer entfernt. Dort, auf einer vorgelagerten Insel, befindet sich der Hafen der Fischereiflotte. Per Motorrad und Boot begebe ich mich dort hin, um die Ankunft vom Fang des Tages mitzuerleben. Selbiger wird von den Fischkuttern in schimmenden Körben ans Lang gebracht, dort gewogen, sortiert und unter großem Gezeter verkauft. Das ganze hat was von einer Börse, eifrig werden Preise festgesetzt und notiert, abhängig vom heute gefischten Sortiment, mit Rechenblöcken und Taschenrechnern bewaffnet schwirren Makler um die Körbe mit Meeresgetier, dicke Bündel Geld wechseln den Besitzer.
Catch of the day |
Abends gibt sich der Ort romantisch, überall leuten die Seidenlampions. Kinder werden dazu angehalten, schwimmende Kerzen zu verkaufen (good lucky!), pädagogisch sicher bedenklich, aber hübsch anzuschauen.
Lucky Candle |
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