Dalat im zentralen Hochland wurde einst von hitzegeplagten
Franzosen erfunden. Der gestresste Kolonialbeamte wollte sich gerne
in der klimatisch angenehmen Höhenlage erholen und erbaute das
Städtchen inklusive Bahnhof (außer Betrieb) und hübscher
Kathedrale. Als großzügige Gegenleistung für Eroberung und
Ausbeutung ist ja allgemein üblich, den Wilden wenigstens die wahre
Religion zuteil werden zu lassen.
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Dalat im Zentrum |
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Da schwant einem nichts Böses - Tretbootfahren in Dalat |
Heute ist vom französischen Dalat nicht mehr allzu viel zu sehen.
Die Stadt kommt ohne große Höhepunkte eher beliebig daher. Die
angepriesenen Sehenswürdigkeiten, etwa der stillgelegte Bahnhof oder
spärliche Wasserfälle im Umland, verzücken allenfalls die
einheimischen Touristen, die hier die Mehrheit stellen. Insbesondere
als Kulisse für Hochzeitsfotos, die hierzulande in aufwändiger
Prozedur vor der eigentlichen Hochzeit angefertigt werden, ist der
Ort schwer beliebt.
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Heiratswillige im alten Bahnhof |
Ansonsten ist Dalat bekannt für Blumen. Die zahllosen in die
Landschaft gestreuten Gewächshäuser lassen unschwer erkennen, hier
befindet sich das Zentrum für die Aufzucht floraler Dekorationen.
Der ausgesprochen häßliche Markt (ein Betonklotz, in den 60ern als
Geschenk der USA errichtet) dient dann auch überwiegend als
Umschlagplatz von Blumen aller Art, was dann doch hübsch anzusehen
ist.
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Flower-Power |
Berühmt ist das zentrale Hochland außerdem für den Kaffee.
Erstaunt las ich, das Vietnam der zweitgrößte Kaffeeproduzent
weltweit ist und die Plantagen befinden sich überwiegend hier in der
Region. Entsprechend ist der angebotene Kaffee in der Tat sehr
schmackhaft und alleine die Straße, in der sich mein Hotel befindet,
verfügt über geschätzt dutzende Kaffeeausschankbuden. Mit unseren
Hochglanzkaffees oder gar standardisierten Ketten haben diese nichts
gemein, es sind in der Tat eher Buden und das leckere Getränk wird
in der Regel auf kleinen Plastikhöckerchen genossen. Dazu dröhnen
vietnamesische Liebeslieder aus überdimensionierten Lautsprechern
und ein Flachbildfernseher ist meist zusätzlich anzutreffen. Ich
werde zum Stammgast im Etablissement „007“ schräg gegenüber
meiner Herberge, wo man Eiskaffee trinken und dabei Tagelöhnern beim
Kartenspiel zuschauen kann.
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Kaffeeplantagen |
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Hier reift die Arabica-Bohne |
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Bei jeder Kaffeebestellung kostenlos dabei: ein Kännchen grüner Tee |
Angebaut werden hier, so habe ich gelernt, die Sorten Robusta,
Arabica und Mokka. 20 Jahre lang kann vom Kaffeestrauch ein- bis
zweimal jährlich geerntet werden. Will man dann, und wer will das
nicht, als Kaffeebauer seine Bohnen in Gold aufgewogen sehen, bedient
man sich der Veredelung durch wilde Viecher. „Weasel Coffee“ ist
das Zauberwort, mit dem sich den Leuten das Geld aus der Tasche
ziehen lässt. Hierzu benötigt man Wiesel, die Kaffeefrüchte
fressen uns die Bohnen unverdaut ausscheiden, was angeblich einen
aromatischen Zugewinn mit sich bringt. Man weiß es nicht, ich habe
eine Tasse Wieselzeug probiert, schmeckte halt wie guter Kaffee. Der
meiste überall im Land verkaufte Wieselkaffee dürfte ohnehin keiner
sein, Milliarden der kleinen Raubtiere müssten sonst die Gegend
bevölkern.
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Wieselkaffee-Produzenten bei der Arbeit |
Weitere Spezialitäten die ich in der Gegend entdecken durfte sind
die Aufzucht und Verarbeitung von Seidenraupen, mit denen sich die
kaffeeanbauenden Hochlandbewohner, oft ethnische Minderheiten, ein
Zubrot erwirtschaften. Interessant ist außerdem die gewerbliche
Zucht von Heuschrecken auf eigenen Farmen zu Verzehrzwecken, kann man
machen.
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Frisch geröstete Heuschrecken - zum Verzehr geeignet |
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