Freitag, 31. Januar 2020

Dann mal weg ...

Tschüss, United Kingdom.

Sonntag, 19. Januar 2020

Wenn ich mal König bin

... werde ich glaube ich Smartphones verbieten. Zack, einfach so, weg damit. Oder zumindest den Gebrauch limitieren. Gut, dass ist sicher übertrieben, es ist ja nicht so, als hätten die Geräte nicht viele nützliche Vorteile. Gerade auf Reisen ist das sehr praktisch, gebe ich zu, und meine erste Aktion nach dem Geldwechseln bei Ankunft in Myanmar war, meine dortige SIM-Karte wieder mit Guthaben zu versorgen. Man muss keine Reiseführer durch die Gegend schleppen, braucht keine Stadtpläne, alles im Gerät.

Verschärft

Aber trotzdem, der Mensch ist einfach nicht reif für das Gerät. Oder doch und ich bin es nicht? Auch möglich. Was einfach nervt, ist der kommikations- und wahrnehmungstötende Anteil der Dinger. Sie beherrschen inzwischen alles und jeden, mehr oder weniger weltweit. Sieben Menschen in einem Boot auf dem Than Lwin, die Hälfte hat nur Augen für den Bildschirm, um dort keine Ahnung was zu checken und zwar stundenlang. Muss ich dafür am anderen Ende der Welt herumschippern?

Lange hatte man unterwegs Angst vor Tropenkrankheiten oder bösen Räubern, heute sorgen fehlendes Netz oder magelnde Lademöglichkeiten für Panik. Wie soll man sich denn ohne Google Maps in der fremden Welt zurechtfinden? Sich verlaufen, am Ende (oh Gott!) echte Menschen mit Händen und Füßen nach dem Weg fragen? Irgendwie ist das alles nicht mehr richtig dosiert.

Ich gucke abends um zehn vom Balkon in Yangon, die Stadt schläft bereits weitgehend. Unten auf dem Bordstein sitzen alle fünf Meter die noch munteren Jugendlichen, vor jedem leuchtet das (möglichst große) Display, man hört Fetzen von Musik oder Ballerspielen in der Stille. Können die nichts sinnvolles machen oder zumindest zusammen einen Trinken gehen? Oder mal Lachen? Eines Abends in einem ausnahmweise teuren und edlen Restaurant muss ich eine Familie Chinesen zurechtweisen, weil mir die (in voller Lautstärke) jaulenden und fiependen und ratternden Ballerspiele, mit denen sich der Nachwuchs bei Tisch ohne unterlass beschäftigt, gehörig auf die Nerven gehen. Verwunderte Blicke, es seinen doch Kinder. Ja, genau. Und nicht die sind verantwortlich, sondern ihre missratenen Eltern, die für gutes Benehmen Sorge tragen sollten.

Reist man alleine, sind die Chancen gut, andere Menschen kennenzulernen. Das ist oft fein. Wird aber auch schwieriger, weil jeder nur noch mit sich selbst (sprich: seinem Telefon) beschäftigt ist und man sich kaum traut, zu stören. Ich habe den Eindruck, viele kommunizieren lieber mit den unendlich gespeicherten Bekannten daheim als mit ihrer realen Umwelt. Bloß nicht mehr raus aus der gewohnten Komfortzone, bloß nichts Neues. Ich treffe einen Slowenen, der von sich sagt: "Ich bin Handy-süchtig." Er versucht, dies auf seiner Reise zu bekämpfen und lässt sein Telefon abends bewusst im Hotelzimmer. Wir haben für eine ganze Weile Gesprächsstoff, ganz ohne Google Translator. Natürlich gibt es sie noch, die vielen ungeplanten und unplanbaren Begegnungen, die das Reisen unter anderem ausmachen. Aber es wird nicht leichter, ist mein Eindruck. Oder ich werde einfach alt.

Nicht wahr?

Da ist wieder das ungewohnte Gefühl, nach drei Wochen Socken und Schuhe anzuziehen. In dem Moment weiß man: die Reise ist vorbei. Das Verbot der Ausfuhr von Landeswährung ignorierend habe ich noch ein Bündel Kyat im Gespäck, die nicht mehr ausgegeben werden konnten. Das motiviert, irgendwann zurückzukommen, immer gut. Zu entdecken gäbe es noch vieles, ich schau mal auf dem Handy nach ...

Mal sehen, was als nächstes kommt

Freitag, 17. Januar 2020

Ausklang

Ein besserer Titel fiel mir hier nicht ein. In Ngapali verbringe ich den letzten Nachmittag zum Sonnenuntergang noch einmal im Fischerdorf, wo es immer viel zu gucken gibt. Dann wieder zum Excellent Seafood, die Bude unweit meiner Unterkunft hat sich zum Allrounddienstleister für mich entwickelt, Abendessen, Moped leihen, Wäsche waschen... alles in guter Qualität, was will man mehr.

Golden Sand
Abends ist der Trockenfisch...
... einsammelbereit
Hauptsache, es fährt
Schleppnetzverladung ist ein aufwändiges Geschäft
Auslauffertig zum Sonnenuntergang

Nach 45 Propellerflugminuten bin ich wieder in der großen Stadt, wo es es die letzten Tage zu verbringen gilt. Das passiert unaufgeregt, Ich suche meine Lieblingslokale auf uns lerne allerlei interessante Leute kennen. Die Polizei pocht gerade auf die Einhaltung der schwer zu durchschauenden Regeln für Außengastronomie, zwischenzeitlich muss ich einmal in Lokalinnere wechseln, Tische draußen werden eilig abgebaut und stehen eine halbe Stunde später wieder, man weiß es nicht.

Auf den korrekten Umgang mit wilden Tieren kann nicht oft genug hingewiesen werden
Dekoration zum nahenden Jahr der Ratte
Spielhölle im Shoppingcenter

Einen abendlichen Besuch der Shwedagon Pagode unternehme ich noch, quasi Pflichtprogramm, auch wenn hier Sonneneuntergangszeit immer Touristenzeit ist. Ich komme unter anderem mit einem alten Mönch ins Plaudern, er mir ein altes Foto des Mahamuni Buddha aus Mandalay sowie eine Gebetskette schenkt, sehr nett.

Blutspendedienst in der Shwedagon Pagode
Farbkontrast
Gold
Mönch mit Geschenken und lustiger Kopfbedeckung
Abendhimmel geht immer

Am letzen Tag besuche ich noch das "Sekretariat", der wohl größte koloniale Gebäudekomplex, der sich über mehrere Straßenblocks erstreckt und früher Sitz der Kolonialregierung war. Später wurde dann General Aung San, Nationalheld und Hauptakteur der Unabhängigkeit von Großbritannien, bereits kurz nach Aufnahme der unabhängigen Regierungsgeschäfte nebst seinen Vertrauten in diesem Gebäude gemeuchelt. Dannach standen die Gebäude Jahrzehnte leer und verotteten hinter Mauern und Stacheldraht. Nun wird aufwändig restauriert und Teile der Gebäude lassen sich wieder besichtigen, auch erste Geschäfte wie ausgerechnet KFC und Co. sind hier bereits eingezogen. Der Erhalt der alten Architekturschätze ist jedenfalls erfreulich.

Sekretariat
Koloniales Café
Yangon: Fassaden
Kunst

Montag, 13. Januar 2020

Mehr vom Meer

Geruhsame Tage sind angesagt. Der Strand von Ngapali ist nach wie vor überschaubar besucht, lädt dazu ein, es ruhig angehen zu lassen und bietet haufenweise leckeres aus dem Meer.

Da geh ich mal eine Weile vor Anker

Dank findiger Chinesen, bei denen Elektromobilität längst alltagstauglich ist, kann ich in Ngapali ein batteriebetriebenes Motorrad mieten. Die hiesigen sind besser als die zuletzt in Bagan, sogar mit Spiegeln ausgestattet und einem dritten Gang, der bis zu rasanten 70 km/h ermöglicht. Macht Spass. Und damit kann ich die Umgebung gut erkunden, einen Ausflug ins Provinzhauptstädtchen Thandwe und zu diversen Fischerdörfern unternehmen. 

Behütet in Thandwe
Schwerverkehr ...
... am hiesigen Flüsschen
Morgenlandschaft
Schwarzkopf

So komme ich auch mal zur anderen Seite der Bucht, zum dortigen recht urigen Fischerdorf und einen Hügel hoch mit guter Aussicht. Dort suche ich mal wieder den Barbier auf. Leider ist die Erfindung des Rasierschaums nach wie vor dieser Gegend verborgen geblieben, das hatte ich vor 15 Jahrn schon. Gefühlt erhalte ich eine Trockenrasur mit einem Schweizer Taschenmesser, das könnte jedenfalls kaum weniger geschmeidig sein. Egal, der Bart ist ab.
Weiter nach Norden finden sich noch Dörfer und völlig einsame Strände jenseits des kleinen Flughafens.

Flugbetrieb zum Anfassen
Fischereiflotte am Morgen
Schöne Buchten ...
... mit urigen Dörfern
Palmenmangel herrscht nicht
Grundschule in Premium-Lage
Gute Vernetzung ist wichtig
Der Barbier des Grauens

Samstag, 11. Januar 2020

Zwischenstop

Zwei Nächte habe ich Aufenthalt in Yangon. Im City Star Hotel habe ich nach zig Aufenthalten inzwischen VIP Status, was auch immer lustig ist. Ich nutze den Tag für einen morgentlichen Besuch der Shwedagon Pagode (geht immer).

Ray Ban
Segne diese Gaben

Von dort spaziere dann von dort Richtung Kandawgyi See. Dort war ich noch nie. Unterhalb des östlichen Aufgangs durchquert man ein Marktviertel mit Mönchsbedarf und es geht vorüber an einigen Klöstern. Der Kandawgyi See bietet viel Grün, flanieren im Park ist auch mal nett. Ansonsten wird hier mächtig gebaut, es entsteht unter anderem ein Aquarium und die schadhaften Holzbrücken und -stege werden erneuert. Am anderen Ende des Sees suche ich die Dachbar eines Hotels auf, extra für den sich dort bietenden Blick über den See auf die Pagode. Das muss abends auch nicht schlecht sein, vielleicht fahre ich nochmal hin.

Boutique für den modebwussten Mönch
Nebst Accesoires
Kandawgyi Lake

Weiter geht es an den Strand. Mein Handy sagt, dass ich in den letzten zwei Wochen 150 Kilometer zu Fuß gelaufen bin, davon sicher ein erheblicher Anteil Hügel und Treppen. Es schadet also nicht, ein paar Tage die Füße hochzulegen und es sich einfach gut gehen zu lassen.  

90 Down

Die Rückfahrt nach Yangon plane ich, mit dem Zug zu unternehmen. Die Informationen darüber, wie weit im Voraus man Fahrkarten erwerben kann oder gar muss, gehen auseinander. Da der Bahnhof ungünstig abseits leigt jenseits des Tempelhügels, frage ich im Hotel hinsichtlich der Fahrkartenbeschaffung. Man sagt zu, sich zu erkundigen und am Abend versichert der Manager persönlich: "I'll try my very best!" Was soll da noch schief gehen. Am nächsten Tag überreicht man mir dann auch die Fahrkarte. Zug 90 Down, acht Uhr geht es los und für die erste Klasse muss ich stolze 2,50 Euro berappen. Das Hotel nimmt nicht einmal einen Aufpreis für's Besorgen, sehr nett.

Mr. Peter darf Zugfahren

Die geplante Fahrzeit beträgt 10 Stunden, 10 Minuten für die ziemlich genau 300 Kilometer bis Yangon. Myanmar Railways zählt wahrscheinlich zu den langsamsten Bahnsystemen der Welt, hier ächzt koloniales Material des Weges. Sicher, eine Busfahrt wäre schneller, aber Zugfahren ist einfach netter finde ich und man kann herumlaufen, wenn man möchte.

Rechtzeitig finde ich mich des Morgens am Bahnhof ein, die Sonne kämpft sich gerade durch den Morgennebel. Der Bahnhof wirkt leicht überdimensioniert, es herrscht außerdem totale Gelassenheit und Ruhe, kein Vergleich mit indischen Bahnhöfen. Es geht ja auch nur ein Zug, meiner. Der steht bereit, die Wagen nach einem für mich undurchschaubaren System (sofern es eines gibt) aneinander gereiht, Ordinary und Upper Class bunt gemischt, die Wagennummern leider nur auf burmesisch verfügbar. Natürlich weist ein hilfreicher Bahnbediensteter den Weg.

Im Morgenlicht ist der Bahnhof erreicht
Mein Zug steht bereit
Mitreisende sind auch vorhanden
Casual wear
Interessante Fahrgäste
Wagen 3 ist meiner


Vorsorglich hatte ich mich mit Wasser, Obst und Snacks eingedeckt, wobei es natürlich reichlich im Zug zu kaufen gibt. Zumindest auf der ersten Hälfte der Fahrt kommen im Minutentakt fliegende Händler durch die Waggons und bieten allerlei Leckereien feil. Man kann sogar, wie ich nach einiger Zeit herausfinde, bei einigen mit Schreibblock umhereilenden Herren komplette Mahlzeiten bestellen, die dann am mittags erreichten Bahnhof frisch gekocht angeliefert werden. Ich halte mich an die diversen Kleinigkeiten, auch damit kommt man gut über den Tag. Verspürt man das spontane Bedürfnis, für einen Pagodenneubau zu spenden oder ein Wundermittel gegen oder für alles von der Zugfahrt mit Heim zu bringen, finden sich auch dafür mobile Ansprechpartner.

U-Zina Pagode im Morgennebel
Kyeik Tan Lan im Vorüberfahren
Mobile Essensversorgung

Gemächlich und schwankend ruckelt der Zug durch die Lande. Reisfelder reihen sich an Reisfelder und dazwischen Dörfer, die noch genau so aussehen wie zu Orwells Zeiten, denkt man sich Mopeds und Satellitenschüsseln von den mit Palmblättern gedeckten Holzhäusern weg. Gegen Mittag wird es langsam heiß und man freut sich, wenn der Zug fahrtwinderzeugende Geschwindigkeit aufnimmt. Zwischendurch kann man in den offenen Türen sitzen und rauchen, während das ländliche Myanmar vorbeizieht. Außerdem spaziere ich durch die schwankenden Waggons und sehe mich ein bischen um, andere Ausländer kann ich nicht entdecken an Bord. Eine ansprechende Art, zu Reisen, die einem auch den Sinn für Entfernungen wiedergibt. Ab Bago kenne ich die Strecke, die hier wieder besonders holprig wird. Man baut zwar mehrspurig mit neuen Gleisen aus, einstweilen hoppelt der Zug aber noch der untergehenden Sonne entgegen.

Ländliches Myanmar
Wie vor 100 Jahren
Am sitzenden Buddha nahe des Goldenen Felsens kommen wir auch wieder vorbei
Nickerchen in der Holzklasse

Yangon erreichen wir dann letzlich nach knapp elfeinhalb Stunden, was ich durchaus eine vertretbare Verspätung finde. Eile habe ich ohnehin nicht, da außer einem Abendessen nichts mehr auf dem Programm steht.