Sonntag, 30. März 2014

Nach dem Flug ist vor dem Flug

So, frisch wieder daheim. Dank Sommerzeitumstellung verkürzt sich die Differenz für mich auf fünf Stunden, das sollte erträglich sein. Weniger erträglich sind 13 Stunden Economy Class, das wird immer unbequemer scheint mir, aber man muss durch. Meine Upgradeoptionen haben dieses Mal nicht funktioniert, die Flüge waren rappelvoll.

Wenigstens begrüßt mich hier das Frühlingserwachen mit unerwartet angenehmen Temperaturen. Und es wurde auch gleich wieder der Koffer gepackt, morgen geht es dienstlich nach Berlin und weitere Lebenszeit wird an Flughäfen verschwendet.

In Vietnam konnte ich wieder ein Stückchen mehr erleben. Wo ich irgendwann noch hin muss ist das Bergland des Nordens, hier empfiehlt sich aber eine andere Jahreszeit. So schnell wird das aber kaum passieren, es muss sicher auch noch mal eine Region her, warten wir's ab.

Freitag, 28. März 2014

Schiffe versenken

Das Spiel würde in der Halong-Bucht wenig Freude bereiten, da hier jeder Koordinatenpunkt einen Treffer bedeutet. Nachdem ich letztes Jahr durch den nördlich gelegenen und (noch) etwas weniger befahrenen Teil, die Bai Tu Long Bucht, geschippert bin, war ich nun nochmal zwei Tage auf der klassischen Halong Route unterwegs. Wie fanden Sie die Halong-Bucht? Oh, irgendwo hinter den ganzen Schiffen.

Halong-Bucht heute heißt Massentourismus pur. Von "cruise" kann man auch kaum sprechen, denn alle Schiffe fahren gerade mal eine Stunde in die Insellandschaft und gehen dann dort vor Anker. Umgeben von 42 Schiffen und einer Menge Müll dümpelt man dann dort herum. Allerdings, und deshalb wollte ich dort nochmal hin, gibt es die Gelegenheit, den ein oder anderen der Berge zu besteigen und den Blick von oben auf die Bucht zu bekommen. Leider ist es wolkig, regnerisch und dennoch schweißtreibend, Das beeinträchtigt die Sicht, trotzdem erklimme ich mit bergtauglichen Flip-Flops einen Hügel und tags drauf einen weiteren nebst Höhle. Ausblicktechnisch lohnt das schon. Auf den Treppen zur Höhle gibt es eine Art Verkehrsstau, weil sämtliche Bootsladungen natürlich dort rauf geschleppt werden. Ganz lustig, das.

Von oben sieht es fast einsam aus
Vor der Höhle - "ich will mehr Schiffsverkehr"?
Umherschwimmende Dörfer

Die Versprechend er Tourismusindustrie von romantsicher Kreuzfahrt und Badevergnügen werden heute nicht mehr eingelöst. Umgeben von Schiffen, teils lautstarke Partyboote, Dieselgeknatter und schwimmenden Plastiktüten (die Schifssunternehmen beteurn, dass für den Müll natürlich die Fischer mit ihren schwimmenden Dörfern verantwortlich sind, ist klar), fühlt man sich eher wie auf einer mittleren Straßenkreuzung in Hanoi. Inzwischen rasen sogar Touristengruppen zum Vergnügen mit Speedboats an den ankernden Dschunken und Weltnaturerbefelsen vorüber. Das nervt genau wie Jetski und man wünscht sich Granatwerfer.

Schön, das ganze schon anders gesehen zu haben. Inzwischen würde ich von einer derartigen Tour doch eher abraten.

Frisch vom Erzeuger

Hanoi hingegen ist wie es ist, immer wieder erfreulich. Morgentliche Spaziergänge rund um den See in der Altstadt gehören sicherlich zum schönsten, was man in asiatischen Städten tun kann. Ohne weitere herausragende Ereignisse, ich berichtete letztes Jahr schon über die Altstadt, lasse ich hier die Reise geruhsam ausklingen.

Montag, 24. März 2014

Cao Dai

Danang ist tatsächlich eine Stadt mit Flair, ich bin ganz froh, mich hier für zwei Nächte einquartiert zu haben. Nach der zweimaligen Wasserberieselung hat mein meistgenutztes Objektiv leider erstmal den Geist aufgegeben (die Dinger sind ja heutzutage auch völlig von Elektronik abhängig). Nach nächtlichem Trocknen geht es nun zum Glück wieder, das wäre sonst ziemlich ärgerlich gewesen.

Ich nutze die Zeit zu einem Besuch des hiesigen Cao Dai Tempels. Die Cao Dai sind eine recht originelle Sekte, die aus den diversen Weltreligionen und allerlei sonstigen Zutaten die "perfekte Religion" gebastelt haben. Zu ihren Heiligen gehören nicht nur Konfuzius, Buddha und Jesus, sondern auch beispielsweise Victor Hugo. Einen Papst git es auch, obwohl das Amt seit ein paar Jahrzehnten nicht mehr besetzt ist. Wichtigster Tempel und Sitz des Papstes ist in Tay Ninh im Süden des Landes, wohin ich es bisher nicht geschafft habe. Also wenigstens ein Besuch beim Tempel hier, der vergleichsweise schmucklos ausfällt. Ich sehe zu, um zwälf mittags dort zu sein, dann findet einer der vier täglichen Gottesdienste - genau alle sechs Stunden - statt. Ein paar duzend Anhänger in typischer Tracht zelebrieren die Messe, als Gast ist man willkommen.

Andächtige Cao Dai

Vor einigen Jahrezehnten noch waren die Coa Dai und ebenso die buddhistische Sekte der Hoa Hao ein echter Machtfaktor mit Millionen Anhängern und eigener Armee. Sie kontrollierten große Teile des Mekong Deltas. Heute gibt es wohl noch um die zwei Millionen Gläubige, ein paar Tausend sogar außerhalb Vietnams, die Bedeutung ist aber eher bescheiden.

Ein Themenpark mit scheußlichen Marmorstatuen gleich gegenüber meines Hotels.
"Danxe" sagt der Laminierbetrieb (Dan Xe)
Aufklärung des Verbraucherschutzministeriums im Markt: Schweinehälften gehören nicht auf's Moped!

Heute morgen ging es per Flug weiter nach Hanoi, wo ich das selbe Zimmer wie letztes Jahr beziehen konnte. Ein bischen Spazieren in der vertrauten Altstadt stand auf dem Programm und ein Besuch des Literaturtempels, für mich nach wie vor einer der schönsten Orte der Stadt. Mal schauen, was es hier in den kommenden Tagen noch neues zu entdecken gibt.

Spontanfotoshooting im Literaturtempel
"wow" meint die Reklame

Samstag, 22. März 2014

Dauerduschen

Den letzten Abend verbrachte ich in Hoi An noch in einem ausgesprochen netten Seafood Restaurant. Mitten in der Altstadt, aber versteckt gelegen und fast nur von Einheimischen frequentiert, das war ein echter Glückstreffer der leckere Muscheln und gegrillten Tintenfisch, mariniert mit Zimt und Honig, servierte. Gute Sache! Schwer verwundert war ich allerdings, als am Nachbartisch - augenscheinlich eher gut situierte Vietnamesen Ü40 - zum Nachtisch ein Joint gedreht wurde. Das habe ich in Vietnam noch nie gesehen, erstaunlich.

Heute dann ging mal wieder der Wecker um fünf. Der Plan war, zu Sonnenaufgang in My Son zu sein. Nachdem ich die religiosen Zentren vergangener Reiche in Bagan und Angkor besucht habe, wollte ich nun auch noch das der Cham besichtigen. Etwa zeitgleich mit der Blüte der Khmer gab es im südlichen Vietnam das Reich Champa, dessen Zentrum in besagtem My Son lag und das ebenfalls stark vom indischen Hindusmus geprägt war.Hier hat freilich alles etwas bescheidenere Ausmaße, mit den Hochkulturen von Angkor und Bagan  kann My Son nun nicht ganz mithalten. Da die abseits im Urwald gelegene Kultstätte mittlerweile aber recht gut erreichbar ist, will ich trotzdem hin und zwar vor den Reisegruppen.

Der Plan geht insoweit auf, dass ich zeitig dort bin. Mit Sonnenaufgang ist allerdings nichts, es regnet seit vergangener Nacht nämlich in Strömen, es schüttet was das Zeug hält mit wenigen Unterbrechungen. Egal, nun bin ich einmal da. Die Regenjacke hätt eich mir im Grunde sparen können, bei 25° und geschätzt 100% Luftfeuchtigkeit bin ich nachher sowieso komplett durchnässt von innen und außen, Badehose wäre angebracht gewesen. Zwei Stunden etwa wate ich durch den Wald, der offensichtlich nicht umsonst Regenwald ist. Jeder, der schon in Südostasien war, kennt den allgegenwärtigen roten Staub, der sich bei Regen in klebrigen Schlamm verwandelt, an dem wurde hier auch nicht gespart.

Außer der einsam Fegenden traf ich niemanden im Regen
Im Regenwald versunkene Heiligtümer

Dafür habe ich die Ruinen absolut für mich allein. Herrliche Stille, nur der Regen prasselt und allerleit Gezirpe und Gezwitscher liefert die passende Tonkulisse. Landschaftlich ist das ganze toll, die Ruinen sind halt eben solche, den auch hier haben die amerikanischen Flächenbombardements nicht viel stehen lassen. Punktuell müht man sich bereits an Wiederherstellung, was das ganze aber wahrscheinlich nicht besser macht. So mit Grünzeug überwuchert hat der Ort schon seinen Reiz.

In erhabener Stille

Als um acht die ersten Reisegruppen eintrudeln, hört es dann auch auf zu regnen, irgendwie ungerecht. Aber ich bereuhe nichts, so war's trotzdem besser. Selten war eine heiße Nudelsuppe zum Frühstück dann so willkommen, mein Fahrer kennt den richtigen Ort dafür. Und liefert mich gegen Mittag dann an meinem nächsten Zielort, Da Nang, ab, wo erst einmal eine heiße (!) Dusche fällig ist.

Da Nang war seinerzeit der zentrale Stützpunkt der USA und erst dadurch wuchs die Stadt zur echten Großstadt heran. Die Amerikaner gingen, die Infrastruktur blieb und Da Nang ist weiterhin eines der wirtschaftlichen Zentren. Die Stadt gibt sich betont modern und westlich aufgeräumt. Auch die Uhren gehen hier anders, zahllose Cafés und Bars sorgen für abendliche Unterhaltung. Besonderes zu sehen gibt es hier eigentlich nicht, zumindest im Sinne von Sehenswürdigkeiten, der Reiseführer lässt die Stadt auch eher links liegen. Das es eine eher wohlhabende Stadt ist machen die vergleichsweise vielen Autos sichtbar, ich sehe sogar ein Parkhaus (!) und eine Autowaschanlage (!!).

Mein erster Weg führt zum Markt, in dessen Umfeld man immer findet, wonach man sucht. Ich finde auch und zwei Dinge lassen mich sofort Sympathie für die Stadt empfinden. Das erste ist eine Rasur, in Hoi An konnte ich mit den dort ansässigen Barbieren keine annehmbare Übereinkunft bei den Preisvorstellungen erzielen. Der Barbier hier nun ist eine Barbierin, geschmeidig und höchst gründlich führt sie das Messer, glatter geht nicht. Wohlduftend schleiche ich weiter um den Markt und in einer kleinen Gasse sitzt jemand auf der Straße und zupft "house of the rising sun" auf der Gitarre. Wieder ein deja vu, was könnte schöner sein als solchen Klängen zu lauschen.

Auf dem Markt kaufe ich später noch ein paar Kleinigkeiten, unter anderem für etwa 50 Cent ein dickes Bündel 100 Euro Scheine. Ich habe mittlerweile aber Zweifel, das die echt sind. Das mit dem Geistergeld habe ich aber glaube ich schon mal erklärt.

Brücke in Da Nang

Da Nang ist die Stadt der bunten Brücken, wenn sie abends beleuchtet sind. Lightshow mag man hier und hübsche Brücken über den breiten Fluss sowieso, in den letzten Jahren wurden extra zwei neue gebaut. Eine davon hat Brückenbögen, die in Form eines sich schlängelnden Drachen gestaltet sind. an einem Brückenende gibt es entsprechend einen großen Drachenkopf zwischen den Fahrbahnen. Das nette daran ist, dass am Wochenende abends für eine Viertelstunde der Verkehr gestoppt wird und dann speit der Drache Feuer, sehr nett anzusehen. Allerdings speit der Drache auch Wasser. Er speit unerwartet viel Wasser und der Wind steht unerwartet ungünstig. Ich stehe mit meinem Stativ und vielen Vietnamesen auf einer kleinen Plattform seitlich der Brücke, toller Blick ist hier gegeben. Leider stehen wir dann auch inmitten von endlosen Wasserfontänen, die der Drache über uns nieder schüttet. Es gibt kein Entkommen und zum zweiten mal werde ich heute durchnässt bis auf die Knochen. Dabei hatte ich mich vorher noch gefreut, dass der Regen heute nachmittag endlich endete. So gibt es ordentlich Gekreische und triefnass mit großem Gelächter kommen wir später von der Brücke. Mich wundert immer wieder, dass meine Kamera derartige Eskarpaden bisher klaglos mitgemacht hat. Hoffen wir, dass es so bleibt.

Drachenbrücke, Feuer speiend
Drache, die mich kurz darauf durchnässende Wasserwand ausspuckend

Video: Saigon

Nun gibt es ein kurzes Video von der Essensauslieferung an Müllsammler in Ho Chi Minh City, netter Weise von Pierre auf youtube geladen:

Freitag, 21. März 2014

Best of Fahrstuhlmusic

Das berüchtigte Licht am Ende der Gasse.
Schöne Begegnung in Hoi An.

Unglücklicher Weise sind alle Orte hierzulande mit zahllosen Lautsprechern an allerlei Laternenmasten bestückt. Die dienten (und dienen mitunter) dazu, allmorgentlich zum Sonnenaufgang die Tageslosung der Partei den Volkgenossen nahezubringen. In Hanoi geschieht dies auch noch mit besonderer Inbrunst.
In Hoi An hatte man nun aber die verwerfliche Idee, das ganze Städtchen tagsüber mit lieblicher Musik zu berieseln. Klassische vietnamesische Klänge untermalen ganz nett, allerdings greift man im wesentlichen auf eine CD zurück: ich vermute, best of Fahrstuhlmusic Vol. 1. Rockklassiker getragen mit Piano vorgetragen, das passt zum Kaufhausambiente der hiesigen Gassen. Aber es nervt gewaltig, stündlich die Orchesterversion von "morning has broken" und man möchte es dem Morgen gleichtun.

Beim Törtchenfachverkäufer
Heiraten tut man gerne 

Ein musikalisches Kontrastprogramm ertnt eines schönen nachmittags, als am Flussufer eine Hochzeitsgesellschaft tagt. Das sieht so aus, dass Gott und die Welt sich in einem Festzelt zu Essen und Trinken zusammenfindet (stilecht auf Plastikhöckerchen). Ein Alleinunterhalter, kennt man ja bei uns auch so, entlockt seinem Sythesizer die volle Lautstärke und wechselweise bringen Gäste karaokemäßig ihre Lieblingslieder zu Gehör, im wesentlichen laut und meist schön schräg. So schrill kann der schönste Tag des Lebens laufen.

Markt Stilleben

Vier Tage ertrage ich das nun, aber viel mehr ist nicht zu beklagen. Hoi An ist immer noch ein netter, erholsamer Ort (überwiegend) mit viel Landschaft drumherum und vielen Motiven für's Fotografenauge. Ich logiere komfortabel und verlasse die Behausung meist als erster, wie ich an der noch verschlossenen Haustür schnell bemerke. Aber hier gilt einmal mehr, früh rausgehen bringt es. Zum Sonnenaufgang und eine ganze Weie danach liegt der Ort schön verschlafen da, die Gassen sind nun wirklich hübsch ohne die Auslagen der Souvenirshops. Man hat um die Zeit alles für sich, nur am Markt herrscht naturgemäß großer Trubel. Doch auch hier lohnt es sich, zeitig vorbeizuschauen. Der eigentliche Lebensmittelmarkt besiedelt die umliegenden Gassen, die ein, zwei Stunden später ganz dem Warenangebot der Tourismusindustrie vorbehalten sind. Dazu machen sich rechtzeitig Staatsbedienstete mit Trillerpfeifen auf den Weg und pfeifen einen Marktstand nach dem anderen aus dem Weg. Statt Koriander und Hühnern muss den in Scharen Angereisten nützliches wie Hüte, Seidenschlafsäcke, Tigerbalm, Postkarten, Ray-Ban Brillen und The North Face Krempel feilgeboten werden.

Kegelhüte gehen immer
Gealterter Fischer
Ist das einer dieser Schläfer, von denen man immer hört?
Angel dir 'ne Sonne

Hoi An liegt versandungsbedingt heute fünf Kilometer vom Meer entfernt. Dort, auf einer vorgelagerten Insel, befindet sich der Hafen der Fischereiflotte. Per Motorrad und Boot begebe ich mich dort hin, um die Ankunft vom Fang des Tages mitzuerleben. Selbiger wird von den Fischkuttern in schimmenden Körben ans Lang gebracht, dort gewogen, sortiert und unter großem Gezeter verkauft. Das ganze hat was von einer Börse, eifrig werden Preise festgesetzt und notiert, abhängig vom heute gefischten Sortiment, mit Rechenblöcken und Taschenrechnern bewaffnet schwirren Makler um die Körbe mit Meeresgetier, dicke Bündel Geld wechseln den Besitzer.

Catch of the day

Abends gibt sich der Ort romantisch, überall leuten die Seidenlampions. Kinder werden dazu angehalten, schwimmende Kerzen zu verkaufen (good lucky!), pädagogisch sicher bedenklich, aber hübsch anzuschauen.

Lucky Candle

Mittwoch, 19. März 2014

Vietnam-Arkaden

So oder ähnlich würde man das komplette Städtchen Hoin An bei uns wahrscheinlich nennen. Denn es gleicht heute einer Art Shopping-Mall (gepflegt, hübsch gestaltet), allerdings mit etwas eingeschränkter Auswahl. Man stelle sich vor, im ganzen "Centro" zum Beispiel gäbe es nur drei verscheidene Geschäfte, die aber jeweils hundertfach. Langweilig, oder? Aber so ist das hier, es gibt grob drei Kategorien von Läden: Schneidereien, Kunstgalerien und Geschäfte für Souvenirkram aller Art. Die Altstadt ist zwar sehr klein und ihre Häuser ebenso, aber es gibt dennoch sehr sehr viele Läden, da wirklich jedes Haus einen beherbergt. Nun gut, das wusste ich natürlich als in den Plan fasste, in vietnamesische "Heidelberg" zu fahren wie jede Rundreisegruppe, die etwas auf sich hält. Zum Glück sind die meisten Herdenreisenden jedoch nicht in der Altstadt selbst einquartiert, sondern ein paar Kilometer weiter in den feinen Ressorts am zwischenzeitlich erschlossenen Strand. So hat man besonders früh morgens hier völlige Ruhe. Außerdem ist das Städtchen, ebenso wie die Umgebung, wirklich hübsch, doch dazu später dann mehr.

Hierher brachte mich gestern der Nachtzug. Leider hatte ich einen etwas desolaten Zug erwischt, selbst der Heißwasserboiler funktionierte nicht, da hatte sich das mit dem extra besorgtem Tütenkaffee erledigt. Aber recht gut schlafen ließ sich und mit den vietnamesischen Mitreisenden im Abteil war es auch recht lustig.

Morgennebel aus dem Zugfenster
Frühmorgens im Zug

Wo ist denn Frau San Miguel, wenn man sie mal braucht?

Klasse, hier wird der Titel vielleicht länger als der Beitrag. Über das Lac Canh, den Inbegriff vietnamesischer Grilllokale, schrieb ich ja bereits letztes Jahr. Schön, dass es selbst in sich rasant wandelnden Nha Trang noch solche Fixpunkte gibt. Geblieben sind die unnachahmliche Atmosphäre, das leckere Essen und die günstigen Preise, schwer hier mehr als eine Handvoll Euro unter die Leute zu bringen. Weiterhin existent sind auch die Bier-Animationsdamen, die in - für vietnamesische Verhältnisse - gewagten Kleidchen des jeweiligen Produzenten ihr Bier bewerben und Eiswürfel verteilen. So werde ich mehr oder weniger zum San Miguel genötigt. Warum ausgerechnet das seit vielen Jahren in Vietnam lizenziert gebraut wird, man weiß es nicht. Die Eiswürfelbelieferung verlief zuletzt allerdings schleppend, daher der Titel.

Ein Jahr Abwesenheit hat allerlei Veränderungen in Nha Trang mit sich gebracht. Die bisher eher öden Strandabschnitte, wo Einheimische noch in einfachen Bretterbuden ihren Eiskaffe schlürften, sind gewichen. Dafür gibt es jetzt den "Center Park", eine Art Gorki-Park für Erholungsbedürftige inklusive Erlebnisrestaurants, Massagebuden und Riesenrad. Da herzlichen Glückwunsch. Auch die Gegend nördlich des Hafens, bisher ein eher weißer Fleck auf der touristischen Karte, wird zunehmend hergerichtet, insbesondere für Besucher vom Moskau und bis Nowosibirsk, wie die Beschilderung unschwer erkennen lässt. Was Mallorca und manch anderer Flecken den Deutschen, wird die viernamesische Küste den Russen, ein billges Stückchen sonniger Süden. Das ist ja auch in Ordnung, jeder soll seine Küste so verschandeln wie er mag. Hauptsache, es profitieren wenigstens ein paar Einheimische davon, ich hege Zweifel. In einer Strandbar wurde ich schon von russischen Personal begrüßt (auf russisch, versteht sich).

Fielmann mobil
Zuletzt in Nha Trang gesichtet: der Drachenläufer
Bei aller Lästerei, diese Stadt hat immer noch ihre Reize. Der lange Strand und die bergige Umgebung bescheren Nha Trang einfach ein schönes Stück des Planeten. Vietnamesisches Alltagsgeschehen lässt hier ebenfalls noch gut beobachten, sei es in der (zunehmend verschwindenden) Gegend um den Fischerhafen oder auch ganz im Süden hinter dem alten Flughafen. Dorthin fahre ich morgens in der Frühe zu einem der Fischmärkte. Da geht es turbulent und interessant zu und als Ausländer erregt man doch noch eine erhebliche Aufmerksamkeit.

Ruhepause am Rande des Fischmarkts
Fische sortieren
Generationsübergreifend
Noch kurz zur Abteilung Straßenverkehr. Sehenswert war zum Beispiel de runten gezeigte Eislieferant. Das Gefährt wurde erstaunlicher Weise tatsächlich angetrieben von einem rostigen Klumpen, wohl der Motor, seinerseits gespeist aus einer benzinhaltgen Plastikflasche (das Rote im Bild):

Heißes Vehikel für kühle Fracht
Kurze Schauern lassen gerne zur Plastikplane greifen


Samstag, 15. März 2014

Salzige Sache

Also dann, vier Uhr Wecker und los geht es zu den Salzfeldern von Ninh Hoa, etwa 45 Kilometer entfernt. Dort beginnt schon um drei die Arbeit, heißt: Salz in den Salinen zusammenschieben und dann Körbeweise auf große Haufen transportieren. Nicht eben ein Traumjob und die Schufterei bringt gerade mal 100 Euro im Monat ein. 

Rechtzeitig vor Sonnenaufgang treffen wir dort ein und die fotografische Abwechselung scheint nicht unwillkommen. Jedenfalls gibt es ein großes Hallo und alle haben ihren Spass. An Motiven mangelt es nicht, noch dazu im besten Licht, auch wenn der Sonnenaufgang etwas wolkenverhangen ausfällt. Die Menge will mal in Ruhe gesichtet werden, hier eine kleine Auswahl:

Aktivität im Morgengrauen
Salzgeschütte
Frühstückspause

Shit happens

Na, da habe ich wohl gestern Altöl oder ähnliches erwischt, wie mein Magen mir heute morgen mitteilte. Da macht man nichts, außer einen selbstverordneten Ruhetag und dann sollte wieder gehen.

Dabei war das kleine Restaurant, wo gestern abend lecker speiste, im Grunde sehr vertrauenswürdig. Da lecker, gutes Ambiente und unweit meier Unterkunft gelegen, war ich dort drei Abende in Folge. Das bringt natürlich Stammgstestatus mit sich uns gestern wurde ich daher mit kostenlosen Süßspeisen und Tee versorgt. Die drei dort tätigen Mädels - tuschel, kicher - hatten jedenfalls ihre Freude und ich ebenso.

Meine Autofahrt von Dalat durch die Berge zur Küste hatte einige nette Landschaft zu bieten, so war ja auch der Plan. Ziemlich geplättet habe ich das aber nur in Teilen genossen und die Stops unterwegs waren nicht allzu häufig. Angekommen in Nha Trang war erstmal ein erholsamer Mittagsschlaf angesagt. Außerdem fiel mir heute siedend heiß ein, dass ich mein vorgebuchtes und ins Hotel in Saigon geschicktes Eisenbahnticket überhaupt nicht bekommen habe, Mist! Montag abend soll es per Zug anch Danang gehen. Also schnell die Agentur angerufen, ob sich das irgendwie lösen lässt. Es lässt, zum Glück, das Ticket wurde bereits bei meinem ehemaligen Hotel eingesammelt und soll nun am Nachmittag vor der Abfahrt per Express hier eintreffen, hoffen wir mal das beste. Als kurzfristige Alternative wäre schätzungsweise nur eine strapaziöse Busfahrt (12 Stunden...) möglich gewesen. Das muss wohl an meiner frühen Abreise um vier Uhr morgens gelegen haben, man wird scheint's vergesslicher.

Hochland mit Morgennebel
Rong "Hochhaus" wie es eine Bevölkerungsgruppe hier mag

Für morgen habe ich mit meinem Hausherren, dem Fotografen Herrn Bu, bereits eine Tour geplant, die mich zu den in der Nähe liegenden Salzfeldern führen wird. Das ist der eigentliche Grund meines Stops in Nha Trang, ich hatte viele sehr ansprechende Fotos von dort gesehen. Auch dort zählt der frühe Vogel, um 04:30 Uhr ist Aufbruch. Das kommt mir ganz gut zupass, frühes Schlafengehen schadet heute eh nicht.
(Der Text ist wohl von gestern, da wollte das Internet dann nicht mehr)

Donnerstag, 13. März 2014

Hochland

Dalat im zentralen Hochland wurde einst von hitzegeplagten Franzosen erfunden. Der gestresste Kolonialbeamte wollte sich gerne in der klimatisch angenehmen Höhenlage erholen und erbaute das Städtchen inklusive Bahnhof (außer Betrieb) und hübscher Kathedrale. Als großzügige Gegenleistung für Eroberung und Ausbeutung ist ja allgemein üblich, den Wilden wenigstens die wahre Religion zuteil werden zu lassen.

Dalat im Zentrum
Da schwant einem nichts Böses - Tretbootfahren in Dalat
Heute ist vom französischen Dalat nicht mehr allzu viel zu sehen. Die Stadt kommt ohne große Höhepunkte eher beliebig daher. Die angepriesenen Sehenswürdigkeiten, etwa der stillgelegte Bahnhof oder spärliche Wasserfälle im Umland, verzücken allenfalls die einheimischen Touristen, die hier die Mehrheit stellen. Insbesondere als Kulisse für Hochzeitsfotos, die hierzulande in aufwändiger Prozedur vor der eigentlichen Hochzeit angefertigt werden, ist der Ort schwer beliebt.

Heiratswillige im alten Bahnhof
Ansonsten ist Dalat bekannt für Blumen. Die zahllosen in die Landschaft gestreuten Gewächshäuser lassen unschwer erkennen, hier befindet sich das Zentrum für die Aufzucht floraler Dekorationen. Der ausgesprochen häßliche Markt (ein Betonklotz, in den 60ern als Geschenk der USA errichtet) dient dann auch überwiegend als Umschlagplatz von Blumen aller Art, was dann doch hübsch anzusehen ist.

Flower-Power
Berühmt ist das zentrale Hochland außerdem für den Kaffee. Erstaunt las ich, das Vietnam der zweitgrößte Kaffeeproduzent weltweit ist und die Plantagen befinden sich überwiegend hier in der Region. Entsprechend ist der angebotene Kaffee in der Tat sehr schmackhaft und alleine die Straße, in der sich mein Hotel befindet, verfügt über geschätzt dutzende Kaffeeausschankbuden. Mit unseren Hochglanzkaffees oder gar standardisierten Ketten haben diese nichts gemein, es sind in der Tat eher Buden und das leckere Getränk wird in der Regel auf kleinen Plastikhöckerchen genossen. Dazu dröhnen vietnamesische Liebeslieder aus überdimensionierten Lautsprechern und ein Flachbildfernseher ist meist zusätzlich anzutreffen. Ich werde zum Stammgast im Etablissement „007“ schräg gegenüber meiner Herberge, wo man Eiskaffee trinken und dabei Tagelöhnern beim Kartenspiel zuschauen kann.

Kaffeeplantagen
Hier reift die Arabica-Bohne
Bei jeder Kaffeebestellung kostenlos dabei: ein Kännchen grüner Tee
Angebaut werden hier, so habe ich gelernt, die Sorten Robusta, Arabica und Mokka. 20 Jahre lang kann vom Kaffeestrauch ein- bis zweimal jährlich geerntet werden. Will man dann, und wer will das nicht, als Kaffeebauer seine Bohnen in Gold aufgewogen sehen, bedient man sich der Veredelung durch wilde Viecher. „Weasel Coffee“ ist das Zauberwort, mit dem sich den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen lässt. Hierzu benötigt man Wiesel, die Kaffeefrüchte fressen uns die Bohnen unverdaut ausscheiden, was angeblich einen aromatischen Zugewinn mit sich bringt. Man weiß es nicht, ich habe eine Tasse Wieselzeug probiert, schmeckte halt wie guter Kaffee. Der meiste überall im Land verkaufte Wieselkaffee dürfte ohnehin keiner sein, Milliarden der kleinen Raubtiere müssten sonst die Gegend bevölkern.

Wieselkaffee-Produzenten bei der Arbeit
Weitere Spezialitäten die ich in der Gegend entdecken durfte sind die Aufzucht und Verarbeitung von Seidenraupen, mit denen sich die kaffeeanbauenden Hochlandbewohner, oft ethnische Minderheiten, ein Zubrot erwirtschaften. Interessant ist außerdem die gewerbliche Zucht von Heuschrecken auf eigenen Farmen zu Verzehrzwecken, kann man machen.

Frisch geröstete Heuschrecken - zum Verzehr geeignet