Sonntag, 11. September 2016

One World

Heute ist der 15. Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center. Dieses nach wie vor unvorstellbare Ereignis ist jedem in Erinnerung und spielt automatisch eine Rolle, wenn man New York besucht. Beim letzten mal wurde gerade zum zehnten Jahrestag das Memorial eröffnet, ich hatte aber keine Chance, dafür noch ein (kostenloses) Ticket zu bekommen. Deshalb wollte ich nun auf jeden Fall hin und auch sehen, was zwischenzeitlich aus dem Neubau des WTC geworden ist. Baustelle gibt es dort immer noch reichlich und es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die Stadt an dieser Stelle komplett neu hergestellt ist.

Am Bauzaun längs

Das 9/11 Menorial ist heute frei zugänglich und als Park angelegt mit hunderten Bäumen. Der Grundriss der ehemaligen Türme wird von Becken mit umlaufenden Wasserfällen gebildet, in die Bronzeeinfassung sind die Namen der Opfer eingelassen. Ich finde, hier wurde eine ansprechende und würdige Form des Denkmals gefunden.

Becken am ehemaligen Standort des Nordturms
Stilles Gedenken
Gegen das Vergessen
Wasserfall mit Regenbogen, starke Symbolik
Blumen markieren Geburtstage

Mittendrin befindet sich das unterirdische dazugehörige Museum. Originalfundamente bilden teils die Wände und ein Rundgang führt noch einmal deutlich die Ausmaße der Katastrophe vor Augen, beeindruckend.

Fundamente und letzte Stahlträger
Ans Tageslicht ragen nur die letzten Stahlsäulen

Nach dem Blick zurück der Blick nach vorne. Seit einiger Zeit ist das WTC 1 fertig gestellt, der neue One World Tower. Symbolische 1776 Fuss hoch, das orientiert sich am Jahr der Unabhängigkeitserklärung und ergbit umgerechnet 541 Meter. Damit ist der Turm derzeit der höchste Amerikas. Sicherlich ein Statement und eine Demonstration, wirtschaftlich wohl aber ein Fiasko. Ein Drittel steht wohl leer und die Hafenbehörde als Eigentümer sucht wohl bereits einen Käufer für das ganze, so las ich. Architektonisch finde ich das Bauwerk allerdings gelungen, ebenso wie die umliegenden Bauten inklusive U-Bahn und Kommerztempeln.

One WTC ist die höchste Spitze der Skyline
Eigenwillig: der Zugang zu U-Bahn und Shopping-Mall
Ungewohnte Formen im Hochhausbezirk

Wenn man schon mal da ist, darf der Blick von oben nicht fehlen, finde ich. Die Eintrittsgelder für Hochhäuser sind offenbar auch so gestaltet, die wirtschaftlichen Probleme beim Betrieb in den Griff zu bekommen. Für Turm und Museum sind wir zu zweit schnell 100$ los. Lohnend ist das ganze aber. Schon die Aufzugfahrt (der schnellste der Welt aktuell) ist ein Ereignis, Projektionen in den Aufzufwänden erwecken den Eindruck, man würd eim Freien hochsteigen. Das Multimediageschehen geht oben weiter, alle stehen vor einer Wand, auf der allerlei Informationen per Film den Besucher aufklären über das Gebäude. Dann - tatata - hebt sich die Wand und das reale Panorama erscheint hinter den Glaswänden. Toll gemacht, da kann man angesichts der Dramaturgie nicht meckern. Showbiz ist eben immer noch amerikanisch. Auf mehreren Ebenen kann man dann einen 360° Blick genießen, das kann was. Fotografieren ist nicht so einfach, Glasscheiben eben, aber das tut dem Erlebnis keinen Abbruch. 

Weiter Blick über Manhattan
Und auf die berühmten Brücken
Das Empire State Building in der Ferne ...
... lockt altmodische Besucher für's Selfie

Dienstag, 6. September 2016

Multikulti & Mini-NY

So, wieder daheim läuft das Internet zügiger und ich schiebe noch ein bischen nach aus der letzten Woche. Schon vor fünf Jahren wäre ich gerne mal quer durch Queens gefahren, den größten der New Yorker Stadtteile. Das musste ich seinerzeit vertagen, jetzt war es soweit. Die Linie 7 rattert als Hochbahn quer durch Queens und lädt zur kleinen "Weltreise" ein, denn sie verbindet diverse von Einwanderern geprägte Viertel. Wir fahren zunächst bis zur Endstation Flushing. Verlässt man dort den Zug, fühlt man sich spontan nach Shanghai versetzt: hier ist alles fernöstlich geprägt, in der "wahren" Chinatown sieht man kaum mehr westliche Gesichter und Beschriftungen. Dafür lockt ein Warenangebot auf Straßenmärkten und in kleinen Läden, sogar die "Stinkfrucht" Durian ist zu finden. Überraschender Weise finden wir ausgerechnet hier in einem chinesischen Coffeeshop neben leckerem Eiskaffee original portugiesische Puddingtörtchen, ein willkommener Snack.

Die untouristische Chinatown
Donald's Programm, endlich verständlich für alle

Nicht weit vom fernen Osten entfernt liegt der Flushing Meadows Park, der zweitgrößte in NY. Hier finden sich Bauten, die anlässlich von zwei Weltausstellungen (1939 und 1964) errichtet wurden. Naja, nicht so recht überzeugend, der Spaziergang hier her durch ein mexikanisch geprägtes Wohnviertel mit kleinen Häuschen war interessanter. Am schönsten ist wohl der riesige Globus der Unisphere, den wir uns im strömenden Regen (!) anschauen können.

Regenschirm Unisphere

Der heftige Schauer erwischte uns überraschend nach dem Besuch des Queens Museum of Art. Dieses wiederum hatten wir aufgesucht, weil dort ein "Mini New York" ausgestellt ist, ein detailgetreues Modell der Stadt mit enormen Ausmaßen. Jedes einzelne Gebäude wurde zurechtgefeilt und man kommt sich ein wenig vor wie auf einem Rundflug, auch wenn das Panorama nicht ganz aktuell ist. Die Twin Towers stehen noch, dafür fehlen diverse neue Türme, die heute das Stadtbild mit prägen. Mit wechselnder Beleuchtung und kleinen Lämpchen wird der Tagesablauf simuliert, ein tolles Modell hat man hier gebastelt.

Midtown vom Empire State bis zum Central Park
"Our House" jenseits der Williamsburg Bridge

Unverhofft begegnen wir auf dem Parkgelände noch den "US Open", das Tennisstadion liegt am Weg zur Hochbahn. Wir hatten uns schon über die ganze Polizei gewundert. Ein paar Stationen fahren, dann geht es wieder runter und wir spazieren 40 Blocks unter der Hochbahntrasse durch Queens. Das im Reiseführer erwähnte indische Viertel scheint nicht mehr zu existieren, dafür sind Equador, Kolumbien, Mexico und Irland deutlich auszumachen. Alles nicht spektakulär, aber einfach angenehm normal und auch ein sehenswürdigkeitsfreier Spaziergang hat durchaus seinen Reiz.

Mehr Klischee geht kaum
Unter Hochbahnen wartet man irgendwie immer auf kinoreife Verfolgungsjagden
Reinigungen mag der New Yorker
Queens Ausblick

Sonntag, 4. September 2016

Top of the Rock

Der schönste und noch dazu nicht von Glasscheiben beeinträchtigte Ausblick über Manhattan bietet sich von der Spitze des Rockefeller Center, meine ich. Die Aussichtsplattform liegt auf dem mit 259 Metern höchsten Gebäude des Rockefeller Komplexes. Das aktuelle Titelbild des Blogs wurde auch dort fotografiert, vor fünf Jahren mit einer einmaligen Lichtstimmung, die man wohl nicht ein zweites mal erlebt. Beim diesjährigen Besuch war der Sonnenuntergang dann auch eher mäßig und dunstig. Das langsam aufleuchtende Lichtermeer der Stadt beeindruckt trotzdem und diesen Ort würde ich mir bei jedem Besuch von New York wieder gönnen.

Hier rund eineinhalb Stunden zusammengerafft in wenige Sekunden: