Dienstag, 31. August 2010

Basar

Was wäre ein Aufenthalt in Istanbul ohne Besuch der Basare. Langweiliger wahrscheinlich. Immerhin gibt es hier einen der größten geschlossen überdachten Basare überhaupt, der logischer Weise großer Basar heisst. Da bin ich heute mal hin spaziert. Das Gewirr der tunnelartig überdachten Marktgassen ist in der Tat weitläufig und sehenswert. Allein die Ware reisst einen nicht zwingend vom Sofakissen, es sei denn man benötigt Teppiche, goldenes Geschmeide, Lederwaren, Pelze gar oder einen Haufen Schnickschnack, der mehr dem Souvenirgewerbe zuzuordnen ist.

Eines wundert, vergleicht man den Basar hier mit denen in Marakech, Tunis oder Delhi: das Gedränge fehlt ob des reichhaltigen Platzangebots fast gänzlich und: man hat seine Ruhe! Unglaublich aber wahr, kein permantes Ärmelzupfen fleissiger Händler, kein "hello my friend", nichts zu hören von "just look!" und sogar des weltweite Mantra der Mercatoren erklingt hier nicht: "very cheap, very cheap!" Das ist schon fast unheimlich, ich habe sogar zwei Geschäfte betreten, ohne Anpreisungen über mich ergehen lassen zu müssen und konnte sie ohne Murren der jeweiligen Händler ohne Kauf wieder verlassen. Haben die hier einfach keine Lust, Geschäfte zu machen? Oder läuft das von selbst? Man weiß es nicht und wundert sich still.



Schaut, hier gibt es Tütüncü der Kategorie 2, Nummer 202! Was immer das auch ist, möge es seinen Käufer zufrieden stimmen.

Als nächstes schaue ich beim Bücherbasar vorbei. Der ist hübsch, klein, wenig aufregend. Hier finde ich zumindest eine nette Tuschezeichnung, die ich gut verpackt abtransportiere.

Dann gibt es noch den Gewürzbasar, genannt Ägyptischer Basar. Ja, das gefällt, hier riecht es gut. Und es herrscht Gedränge. Und es gibt Marktschreier.
So muss das doch auch sein auf orientalischen Märkten, denkt man sich und ist wieder beruhigt. Die Gewürzpreise hier nehmen einem Kaufwunsch schnell die Attraktivität, dafür kann man es auch zu Hause erwerben. Also nur herumlaufen und gucken, das ganze Vietel ist ein einziger großer Markt, das ist immer schön.

Jeder, der essbares feilbietet, ist hier mit einer Blumenspritze oder Wasserpistole ausgestattet. Diese dienen nicht zur Abkühlung schwitzender Touristen, was durchaus willkommen wäre, sondern dazu, die überall zahlreich anzutreffenden streunenden Katzen auf Distanz zu halten, sollten sie die gedachte Demarkationslinie zum Nahrungsmittel überschreiten.



Für engagierte Mitbürger gilt mehr denn je: Flagge zeigen!

Montag, 30. August 2010

Balik Ekmek

Ich könnte mich zu der Behauptung hinreissen lassen, dass Istanbul in der Kunst des Savoir-vivre der Heimatstadt dieses Lebensgefühls, Paris, in nichts nachsteht. Ramadan hin oder her, hier wird gut gelebt.

Das gute Leben umgeben von allerlei Meer heisst zwangsläufig, das Fisch dazu gehört. Das bringt uns zur Auflösung der kryptischen Überschrift. Balik Ekmek ist schlicht Fisch im Brot, ein Fischbrötchen. So etwas ist hier beliebte Spezialität. Frischer Fisch wird in Filletform gegrillt und landet mit Salat, Zwiebeln und Peperoni in einem Baguette. Das ganze verzehrt man vorzugsweise auf kleinen Höckerchen sitzend und gerne in Sichtnähe zum Fischkutter. Tolle Sache, das, ein schmackhafter Snack für kleines Geld.



Frisch vom Boot: Fisch mit Brot

Das ist natürliich nicht alles. Fliegende Händler und Karren, die allerlei anbieten, sind zahlreich. Bliebt etwa sind auch Köfte Ekmek, Frikadellen im Brot. Die Bezeichnung "Hamburger" würde dieser Variation aber bei weitem nicht gerecht.

Wenn gearde mal Fisch benötigt wird, stehen einige Fischmärkte zur Verfügung. Oder man schließt sich einem Volkssport an: Angeln von den Brücken am Goldenen Horn. Meinen Beobachtungen nach lässt sich nicht viel nennenswertes fangen, aber als Zeitvertreib ist das ganze bei Jung und Alt populär. Selbst angelnde Frauen wurden gesichtet.


Angeln kann auch Spass machen

Zu erwähnen ist unbedingt noch "meze", das ist die türkische Variante der spanischen Tapas. Entsprechend gibt es auch hier Lokale, die als Tapabar fungieren und ein umfangreiches Sortiment dieser kleinen Speisen bereithalten. Meze kann alles sein: vom Käse über die diversen Gemüsepasten und gewürzte Joghurts, bis zu kleinen Fleisch- und Fischgerichten. Ich hatte heute grandiosen Tintenfisch und gebratene Leber. Dazu wird in der Regel Wasser gereicht und ansonsten nur eines: Raki. Das kennen wir schon vom französischen Pastis, man bestellt ein Glass und füllt dann immer mal wieder etwas Wasser nach, vielleicht ein paar neue Eiswürfel, da kann man sich Stunden mit beschäftigen.

Nach dem Essen gibt es dann natürlich. Tee! Cay (sprich: Tschei) in der türkischen Version kennt wohl jeder. Schwarzer Tee, schmackhaft und meist höllenstark. Da lobt es sich, wenn der Tee mit zusätzlich heißem Wasser gereicht wird und nach Gutdünken die Stärke des Getränks selbst bestimmbar ist.



So nimmt man Cay gerne entgegen
In Teegärten wird als zusätzliche Aufwertung auch mitunter eine Wasserpfeife gereicht. Damit ist der Nachmittag dann gerettet und mehr als Müßiggang kann gar nicht mehr stattfinden. Doch irgendwann muss man dann weiter, Meze wartet und später auch noch das gemütliche Kissen vor dem Hotel:


Bevor das jetzt so aussieht, als würde ich hier nur herumlungern, muss ich widersprechen. Dem ist nicht so, dafür hat diese Stadt einfach zu viel zu bieten. Aber wer viele Kilometer macht, braucht auch die entsprechenden Wohlfühlpausen.

Sonntag, 29. August 2010

Der Derwisch tanzt

Man hat sowas ja schon einmal gehört, "der gebärdet sich wie ein tanzender Derwisch" oder ähnlich. Aber was ist überhaupt ein Derwisch, wer weiß so etwas überhaupt? Gehen wir der Sache auf den Grund: Derwische sind Angeörige des Sufi-Ordens, einer recht asketischen muslimischen Glaubensgemeinschaft. Im ursprünglichen Persischen bezeichnet das Wort schlicht einen asketischen Mönch. Der Sufismus als uralte muslimische Ordensform ist zudem mystisch angehaucht. Die Sufis wurden folgerichtig vom Vater des sekulären Staates Türkei, Kemal Atatürk, zunächst verboten. Mit derlei religiösen Verklärungen hatte er nichts am Hut.

Zwischenzeitlich ist der Sufismus wieder erlaubt und einige Klöster, Tekke genannt, existieren in der Türkei. Der Tancetanz (sema) ist die türkische Variante religiöser Extase und wird zum Zwecke der religiösen Hingabe ausgeübt. Das sieht so aus, dass die Derwische nach zeremoniellem Ritus unterschiedliche gegenseitige Ererbietung erweisen und dann zu einem Orchester tanzen. Das heisst genauer: sie kreiseln, drehen sich um sich selbst, immer schneller und teils stundenlang. Eine spezielle Technik, bei der der Kopf angewinkelt wird, vermeidet wohl Schwindel. Es scheint zu funktionieren, nach endlosem drehen kommen die Derwische ohne auch nur mit der Wimper zu zucken wieder in den geraden Stand.

Das ganze wollte ich natürlich auch in Augenschein nehmen. Religiöse Praktiken in anderen Ländern sind meist von Interesse. So einfach ist das nicht, die meisten Möglichkeiten die angeboten werden sind reine Touristenaufführungen in Restaurants oder eigens geschaffenen Veranstaltungsorten. Die sind voll, die sind teuer, die sind mir nicht authentisch genug. Im Internat stieß ich auf die Website der Mevlana, da sind die türkischen Sufi-Orden. Ein Kloster in Istanbul wird gerade renoviert und ist daher geschlossen. Ein anderes, so erfuhr ich, führt immer Sonntags die Sema durch

Also steht meine erste Tramfahrt an. Ich fahre in einen schmucklosen Stadtteil Richtung Flughafen. Rechts Hochhäuser, links das ungepflegte Nirgendwo. Soweit ich weiß, muss ich nach links. Nach rund 10 Minuten Trostlosigkeit ist rechts das Kloster, ein großes, moscheeähnliches Gebäude, das einzige auf der Straße, das etwas her macht, zu erblicken. Sehr schön. Gegen einen kleinen Obulus wird Einlass gewährt. Nicht nur mir, versteht sich, zahlreiche Zuschauer sind erschienen. Davon ist die Mehrheit allerdings ortsansässig, hier ist es nur eine halbe Touristenveranstaltung und gehört zur regelmäßigen Praxis des Ordens.

Nun heisst es, noch eine Stunde ausharren bei stickiger Wärme. Ich ergattere einen Platz auf der Empore mit guter Übersicht. Das Fotografieren ist untersagt, allerdings nicht aus religiösen, sondern eher aus monetären und somit rein weltlichen Zwecken. Ich lege das Verbot daher eher flexibel aus. Dämmriges Licht, sich schnell bewegende Derwische und Hüter des Fotoverbotes sorgen insgesamt für erschwerte Arbeitsbedingungen, nehmen wir es als Herausforderung.

Die Zeremonie beginnt mit dem Auslegen von Schafsfellen am Rand des kreisrunden Parketts. Zu welchem Zweck, konnte ich nicht ermitteln. Dann tritt der Zeremonienmeister auf, quasi der Oberderwisch. Das ist er:


Die anderen folgen und erweisen dem Meister die Ehre. Bei schräger Musik beginnt alsbald der Tanz, die Derwische kreiseln was das Zeug hält. Dabei herrscht, von der Musik abgesehen, mehr oder weniger Totenstille, schließlich ist es eine religiöse Zeremonie. Klatschen oder ähnliches ist natürlich nicht angezeigt. Die Choreographie der kreiselnden Mönche ist beeindruckend. Was sich die Leute alles einfallen lassen, um Gott nahe zu sein. Dies hier ist sicher eine harmlose und dazu noch nett anzusehende Praxis. Eine gute Stunde dauert die Zeromonie, dann ziehen sich die Derwische wieder schweigend in ihre Gemächer zurück, um Askese zu üben.


Derwische in ihrem Element

Ich fahre dann mal zurück und übe mich, naja nicht unbedingt in Askese ;-)
Es wird eher ein Sonntagsspaziergang im Park mit längerem Verweilen in einem sehr, sehr schönen Teegarten.

Samstag, 28. August 2010

Ramazan

Ganz recht, das ist kein Tippfehler, der Ramadan heisst im Türkischen Ramazan. Und der ist gerade, man isst also gerade nicht. Obwohl das so nicht stimmt. Der Fastenmonat Ramadan (übersetzt "Sommerhitze") gibt die Regel auf, zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nicht über seine Lippen zu lassen (außer Atem und Worten): kein Essen, kein Trinken, kein Zigarettenrauch. Keuschheit soll ebenfalls zu dieser Zeit geübt werden.

Sicherlich, in einer weitgehend sekulären Weltstadt wie Istanbul mit entsprechendem Touristenaufkommen fällt der Ramadan nicht sofort ins Auge des Betrachters. In stenggläubigen Gegenden Marokkos etwa habe ich ihn wesentlich deutlicher zu spüren bekommen. Doch auch hier in der Türkei halten sich viele an das Fastengebot. Das zeigt es sich ganz deutlich des Abends: dann findet das tägliche Fastenbrechen statt, die Laune steigt und allerorten sitz man zu Mahlzeiten zusammen, bis tief in die Nacht. Es wird sprichwörtlich die Nacht zum Tag gemacht. In des Tages Hitze darbt ein jeder Fastender dem Sonnenuntergang und den Freuden der Dunkelheit entgegen. Es entsteht der Eindruck, der auch nicht so falsch ist, dass man das tagsüber versäumte des Nachts doppelt nachholt. Das Ying und Yang des Ramadan erhöht den nächtlichen Lebenswert auch für den Besucher merklich.

Früher, viel früher, wurde der Sonnenuntergang so bestimmt: wenn ein schwarzer und ein weißer Bindfaden, am ausgestreckten Arm gehalten, nicht mehr zu unterscheiden waren, war der Zeitpunkt des Fastenbrechens gekommen. Heute übernehmen Countdowns in Fernsehn und Internet diese Funktion. Geblieben sind in Istanbul die Trommler, die den offiziellen Sonnenuntergang verkünden und die nachts durch die Straßen ziehen, um auf den herannahenden Sonnenaufgang aufmerksam zu machen. Schnell noch etwas essen! Natürlich wecken sie nicht nur Gläubige, sondern mitunter auch Touristen, die sich nicht um Ramadangebote scheren.

Es ist übrigens kein Problem, als Reisender mit ausreichend Nahrung und Getränken versorgt zu werden, zu jeder Tageszeit. Die meisten Restaurants und Teestuben sind geöffnet und servieren, ohne den Fastenverächter zu tadeln. Missbilligende Blicke kann man vermeiden, wenn man nicht gerade fischbrötchenessend oder süßigkeitenkauend herumläuft, auch muss man tagsüber ja nicht allerorten rauchen oder gar Bier in sich schütten. Obwohl, auch das sieht man alles oft, nicht nur touristenseitig.

Heute abend machte ich es so wie tausende Türken, die wissen wie es geht. Gegen Sonnenuntergang (halb acht) finde ich mich im Park zwischen Hagia Sophia und blauer Moschee ein. Dort steht eine kleine Bühne zur Verfügung, auf der ein wenig klassische Musik und Gesang dargeboten wird. Es folgt die Sonnenuntergangsverkündigung per Iman, mit Liveübertragung ins Fernsehn.

Derweil hat man es sich gemütich gemacht auf dem Rasen. Familien decken den Festtisch auf Decken oder Pappkartons. Man weiss ja aus dem heimischen Grüngürtel, dass der Türke an sich einem Picknick im freien aufgeschlossen gegenüber steht. Und so wird nun auch hier aufgetischt, was das Zeug hält. Köstlichkeiten aller Art türmen sich inmitten der hungrigen Familie und alles wartet auf den Startschuss.



Man versammelt sich zum Picknick

Das große Festessen beginnt eher unspektakulär, zufrieden mampft man vor sich hin. Ich habe vorgesorgt und mir bei einer Grillstation ein Kebap besorgt, so kann ich ebenfalls auspacken und mitmampfen.

Allerlei fliegende Händler bieten feil, was die Herzen von Jung und Alt höher schlagen lässt. Köstlichkeit gewordener Zucker wird in Kringelform oder als farbiger Karamell unterschiedlicher Geschmacksvarrianten gereicht. Asien ist nah, die offenbar auch hier beliebte rosa Zuckerwatte kannte ich bisher nur aus Indien. Eisverkäufer gibt es, natürlich Teehändler, Maisgriller und Maronenbräter und Meister der Nuss in jeder erdenklichen Erscheinungsform. Warum sollte man ein Restaurent aufsuchen, wenn hier alles leckere zum kleinen Preis erhältlich ist?

Zentriert


Buntes Karamell, frisch auf Holzstöckchen gewickelt, da lacht der Zahnarzt

Ich verbringe hier einen netten und sättigenden Abend, sicher nicht den letzten. Die Stimmung ist höchst angenehm, geradezu familär gibt sich die Menge. Und beleuchtete Springbrunnen sind dem visuellen Wohlgeschmack auch nicht abträglich:



Ein Kuriosum konnte ich heute noch verschiedentlich beobachten. Man bedient sich hier gerne des "Hasenhoroskops". Das geht so: ein Hase sitzt auf einer Art Barhocker vor einem Brett, in dem ganz viele kleine Zettelchen stecken und vor dem Passenten, der sich Zukunftskenntnisse erhofft. Gegen Münzübergabe wird der Mümmelmann von seinem Halter dazu angehalten, wahllos in die Zettelbox zu greifen, was er auch tut, quasi per Lippenbekenntnis (haben Hasen Lippen?), mit dem Maul wird die Botschaft herausgepickt. Vielleicht mache ich das auch mal, aber nur mit Dolmetscher im Schlepptau.

Freitag, 27. August 2010

Das Wetter

Wenn man einem eher mäßigen (was das Hochsommerwetter angeht) August entflieht, mag das an sich eher belanglose Thema "Wetter" durchaus seine Berechtigung in der Berichterstattung haben. Beginnen nicht auch 99 Prozent aller Urlaubskarten mit Floskeln wie: tolles Wetter hier... die Sonne verwöhnt uns und ähnlichem? Seltener liest man, dass frierend im Graupelschauer gehockt wird oder es gerade in der Fremde schäußlicher zugeht als Daheim. Regen und Sturm auf Mallorca bei gleichzeitig 30 Grad im Ruhrgebiet führen dann eher dazu, das Thema zu meiden und sich andere Vorzüge des Urlaubsortes zur Not aus den klammen Fingern zu saugen, schließlich ist der angestrebte "Neidfaktor" bei Urlaubspost nicht zu vernachlässigen.
Jetzt bin ich also, seit wenigen Stunden, zu Gast in Europas größter Stadt. Und wie ist es denn nun, das Wetter? Ich möchte an dieser Stelle einige Zeilen von Wolfgang Koydl zitieren, der seit 1996 als Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Istanbul lebt und das schöne Buch "Der Bart des Propheten" über diese Stadt schrieb. Zur Witterung äußert er sich wie folgt:
"Woran erkennt man einen Auslandskorrespondenten?
Den Redakteuren in den Heimatredaktionen fällt die Antwort auf diese Frage meist sehr leicht: wenn der Dienstort des Korrespondenten südlich des Alpenkammes liegt, verbringt er seine Tage damit, unter Palmen an einem Pool zu liegen und sich von einem dunkelhäutigen Knecht abwechselnd Depeschen und Longdrinks reichen zu lassen. [...]

Istanbul scheint sich auf den ersten Blick für das Standardbild von Pool und Palmen zu qualifizieren. [...]

Ein zweiter Blick in den Atlas aber würde auch zweigen, dass Istanbul an zwei Meeren liegt, die durch eine Wasserstraße miteinander verbunden sind. Mit anderen Worten: Die Stadt tendiert naturgemäß zu einer gewissen Feuchtigkeit, die es spielend mit den wässrig-kühlen Eigenschaften weniger südlich geprägter Städte wie Hamburg, London oder St. Petersburg aufnehmen kann.
Denn zu Schwarzem Meer, Maramarameer und Bosporus gesellen sich eben gemeinhin auch noch ganz normale Niederschläge vom Balkan, wenn auch in reicher Vielfalt: Regen, Graupel, Nebel und mitunter sogar Schnee. [...]

Ja, aber wird es denn nie Sommer in dieser Stadt?
Das schon, aber auch der ist feucht. So feucht, dass das weltweit einheitlich vertriebene Plastikmobiliar, das sich auch in hiesigen Teestuben wie ein Pilz ausgebreitet hat, bei einer Lufttemparatur von 36 Grad wirkt, als sei es gerade mit dem Gartenschlauch abgespritzt worden. Es ist aber nur der Niederschlag der Feuchtigkeit.
"
Soweit und so schön formuliert Herr Koydl. Und jetzt,
wie ist es denn nun? Ich kann bestätigen, eine gewisse Feuchtigkeit, gleich Schwüle, ist nicht zu verleugnen. Bei meiner Ankunft, gegen 21 Uhr, war es noch an die 30 Grad warm und die Luft mutete leicht tropisch an. Zwischenzeitlich ist es sehr angenehm, Biergartenwetter von seiner besten Seite, und so sitze ich luftig gekleidet auf einem Berg weicher Kissen vor dem Hotel und lasse kühle Getränke herbeibringen. Das erledigen übrigens keine dunkelhäutigen Knechte.

Dienstag, 10. August 2010

Istanbul - das nächste Ziel

Am 27. August geht es wieder in (die diesmal nicht so entfernte) Ferne. Istanbul heisst das Ziel für eine knappe Woche. Die Millionenmetropole am Bosporus ist, neben dem Ruhrgebiet, Kulturhauptstadt 2010 in Europa und hat als größte Stadt Europas auch sonst einiges auf Lager.

Ich freue mich auf Historisches in Byzanz - Konstantinopel - Istanbul, auf Meer und Goldenes Horn und eine Menge Leben. Trotz oder gerade wegen des Ramadan dürfte einiges los sein, ich werde berichten.