Sonntag, 20. Januar 2019

Wenn 30 Köpfe nicken

Der frühe Morgen hält in Myanmar immer die drei M bereit: Mücken, Mönche und Mohinga. Erstere nerven, können aber mit geeigneten Mitteln in ihre Schranken gewiesen werden. Ich schwöre hier aktuell auf das indische Odomos, das gibt es an jeder Ecke für wenige Cent zu kaufen.
Die Mönche sind immer nett anzusehen, um den Sonnenaufgang schwärmen sie in der Regel in den Dörfern und Städten aus und werden mit Lebensmittelgaben bedacht. Die Prozessionen roter Roben verstärken die friedliche Morgenstimmung zusätzlich, finde ich.
Beim dritten, der Mohinga, handelt es sich um die landestypische Fischsuppe. In ganz Südasien sind Suppen zum Frühstück populär, aber Myanmar ist für mich das Land der Frühstückssuppen! Es gibt eine große Auswahl, von der Hühnerbrühe über Gemüsesuppe, die besagte Mohinga bis hin zur ebenfalls typischen Kokossuppe. Die beiden letztgenannten finde ich besonders schmackhaft und beginne damit mehr oder weniger jeden Tag. Suppen werden hier im Baukastensystem gereicht: man nimmt sich beliebig viele Nudeln, füllt mit Suppe auf und ergänzt das ganze nach Geschmack mit allerlei weiteren Zutaten. Es gibt meist Zwiebeln, gerösteten Knoblauch, Chili (muss), gekochte Eier, Koriander (muss unbedingt) und knusprige Fladen aus Mais, die als eine Art Croutons in die Suppe gebröselt werden. Was heraus kommt, ist immer eine optimal leckere erste Mahlzeit.

Eine Auswahl typischer Suppenzutaten

Heute bin ich von Bago wieder zurück nach Yangon gefahren. Das Hotel bringt mich netter Weise kostenlos zum Bahnhof. Dort suche ich, um Warteschlange und befürchtete Verständigungsprobleme am Fahrkartenschalter zu vermeiden, gleich das Büro des "Station Chief" auf. Der hat volles Verständnis und gibt sich zuvorkommend, der nächste Zug soll um 11:30 gehen und sogleich wird eine Fahrkarte für mich organisiert. Dazu ist der Pass von Nöten, ein Name will vermerkt sein. Für Ausländer besteht der Chef auf ein "Upper Class" Ticket, also erste Klasse, was mir mit 1.000 Kyat (das sind 60 Cent) berechnet wird. Davon entfallen, so steht es drauf, 999,07 Kyat auf den Fahrpreis und 0,93 Kyat auf eine Lebensversicherung. Mir liegt auf der Zunge, nach den Versicherungsbedingungen zu fragen. Mich würde schon interessieren, was für einen Beitrag, der in Cent gar nicht auszudrücken ist, im Schadensfall den zu erwarten wäre. Nun gut, ich lass es lieber.

Beim Bahnhofschef
Die Fahrpläne sind Sprachkundigen vorbehalten

Der Zug erscheint mehr als pünktlich, ich bin überrascht. Man ruft mich aus der nahegelegenen Bahnhofsschenke herbei, wo ich mich noch auf einen Kaffee niedergelassen hatte. Abgefahren wird dann aber doch erst zur ordnungsgemäßen Zeit.

In ungefährt zweieinhalb Stunden zockelt der Zug gen Yangon mit nur einem Zwischenhalt. Die alten und teils maroden Gleise sorgen dafür, dass die Waggons ordentlich schaukeln und ruckeln. Da man in der Upper Class auf Federkernsesseln sitzt, sieht man so die Köpfe im gesamten Wagon im Gleichtakt auf und ab hüpfen, was ich unterhaltsam finde.

Bahnhofsgaststätte
Überpünktliches Erscheinen
Gut gepolstert in der Upper Class

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