Freitag, 18. Januar 2019

The Grand Social Beer Food Center

Auch faule Tage vergehen schnell, genauso wie der Flug nach Yangon, der gar eine halbe Stunde früher als fahrplanmäßig ankommt. Mein Plan ist, am Flughafen gleich ein Taxi nach Bago zu chartern, falls erschwinglich. Ich lasse die Taxi-Animateure links liegen und werfe mein Auge auf ankommende Taxis. Ein Fahrer ist mir irgendwie gleich sypathisch. An seinem Auto, einem Japaner undefinierbarer Marke aus den 80ern mit geprungener Windschutzscheibe und technisch eher beklagenswert, liegt es nicht. An den Englischkenntnissen auch nicht, die sind eher rudimentär. Der Typ wirkt aber freundlich und bemüht und der aufgerufene Preis von nicht mal 20 Euro für die rund zweistündige Fahrt geht auch voll in Ordnung. Also eingestiegen und los geht's. Das Hotel kenne er, versichert der Fahrer. Wie sich später herausstellt, ist "kennen" ein sehr dehnbarer Begriff, aber dank Google Maps auf dem Handy lotse ich den Mann gerne ans Ziel.

Flugs zusammengepackt in Thandwe

Bago ist die einstige Hauptstadt des Mon-Königreiches und heute viertgrößte Stadt im Lande. Stadt ist hier jauptsächlich das Zentrum längs der Hauptstraße von Yangon bis Mandalay. Dort tobt der Verkehr und ein Überqueren des Highways setzt eine gewisse Abenteuerlust voraus. Besagter Highway ist streckenweise mautpflichtig und tatsächlich autobahnähnlich, so ließen sich die zwei Stunden für die Anfahrt von etwa 80 Kilometern realisieren. Im Zentrum sit es also urban, laut, chaotisch. Das restliche Bago ist sehr weitläufig und eher ländlich-dörflich geprägt. Mein Hotel liegt etwa fünf Kilometer vom Zentrum in ruhiger, fast idyllischer Umgebung. Zentrales Wohnen ist hier eher schwierig, aber man erreicht alle beliebigen Orte gut mit Motorradtaxis. Da die meisten Straßen unbefestigt und die Schlaglöcher zahlreich sind, fährt es sich auf Zweirädern am besten, bei meiner einzigen Tuk-Tuk Fahrt fürchte ich Rückenschäden.

Staubig sind die Wege unweit meines Hotels
Hier kommt Bago dörflich daher

So schon ruhig und beschaulich es ist, zu beklagen sind Unmengen an Plastikmüll, die überall die Landschaft bereichern. Großartige Mengen an Tourismus als Problemursache sind hier zumindest nicht zu verzeichnen (anders als in Ngapali). 

Bago ist ansonsten bekannt für eine hohe Dichte an Tempeln und Pagoden, Klöstern und Mönchen sowie stehenden, liegenden, sitzenden und sonstigen Buddhas aller Größen. Im Laufe der wechselhaften Geschichte wurde vieles zerstört und zuletzt fielen allerlei Bauten 1930 einem Erdbeben zum Opfer. Es wurde jedoch immer fleißig wieder aufgebaut und jedes mal ein bischen größer. Die Shwemawdaw-Pagode ist so die höchste im Land und übertrifft sogar die Shwedagon-Pagode in Yangon mit einem 114 Meter hohen goldenen Stupa. 

Die höchste Pagode im Lande
Wie es sich gehört über vier Treppenaufgänge erreichbar
In Pose für den Fotografen
Lobpreisende Gesänge sind zu vernehmen
Hübscher Tempel, hübsche Besucherinnen
Den tempeleigenen Astrologen befrage ich mal nicht

Rund um die Pagode gibt es einen Markt mit allerlei religiösen Bedarf und Verköstigung aller Art. Ich spaziere weiter Richtung Zentrum, besuche den Supermarkt einer kleinen Shopping Mall, um mich mit allerlei Dingen zu bevorraten. Unverhofft komme ich am Grand Social Beer Food Center vorbei, das verdient alleine schon des Namens wegen einen Besuch. Das ganze wirkt wie ein schummriger Ballsaal aus vergangenen Tagen, mit deutlichem Spelunkencharakter. Auf Food verzichte ich bei näherer Betrachtung des gebotenen, aber ein gezapftes Bier für 50 Cent pro Humpen, da sagt man nicht nein. 

Im Grand Social Beer Food Center reitet er noch, der Marlboro-Mann
Essenstände gibt es haufenweise und was angeboten wird, erschließt sich wie hier meist sofort
Coffeemix für den Energiehaushalt

Heute habe ich ausgedehnt die hügelige Gegend durchlafen und mir diverse der wichtigsten Tempel angesehen. Da kommen doch einige Kilometer zusammen und man selbst kommt ins Schwitzen. Dafür sehe ich einiges und komme immer mal wieder mit den Leuten ins Gespräch, die hier wirklich extrem freundlich sind. Ich sehe den ein oder anderen der gigantischen liegenden Buddhas, die man hier vorrätig hält und auch sonst noch manchen Tempel. So herausragend sind die Bauten nicht, auch hier macht es eher das Gesamtbild. An einem Buddha treffe ich den wortgewandtesten Souvenirverkäufer, der sich sogar auf meinen Humor versteht, herrlich. Wir haben einigen Spaß und ich kaufe dann auch einen faltbaren Bambushut für kleines Geld, kann man immer brauchen.

Liegender Buddha im lagerhallenartigen Tempelbau
Noch größer ist der unbedachte, der hier hinter künstlichen Mönchen hervorlugt
90 Meter lang und extra so gebaut, dass das Gesicht immer im Schatten liegt

Am Bahnhof erkundige ich mich nach Zügen für die Weiterfahrt übermorgen, sollte problemlos laufen. Für morgen habe ich mich spontan entschieden, eine Tagestour zum berühmten Goldenen Felsen zu unternehmen, da ich noch einen Tag in Bago eigentlich nicht brauche. Ich bin mal gespannt.

Zauberhafte zentralburmesische Zapfsäulenbedienung
Schirme (oder in meinem Fall: Hut) sind anzuraten
Wie ... 2018 war Fußball-WM?
Happy new Year

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