Donnerstag, 10. Januar 2019

Kaladan

Das Internet in Mrauk U gebärdet sich leider mit unvergleichlicher Langsamkeit, sofern es überhaupt vorhanden ist. Das alleine ist ja schon zu begrüßen, vor nicht so langer Zeit gab es das hier kaum, zumindest in entlegenen Gegenden. Ich versuche mal, zumindest einen Text zu verfassen, an Bilder ist im Moment nicht zu denken. (Jetzt, wieder in Sittwe, erfolgt hoffentlich die Ergänzung).

In Yangon ist der Verkehr früh am Morgen unerwartet geschmeidig, der Bus zum Flughafen braucht nur 45 Minuten und ich bin arg früh dort. Ein kurzer Fußweg führt zum recht neuen Terminal für Inlandsflüge, der übersichtlich sortiert ist. Ich möchte nicht wissen, wieviele funktionsfähige Flughäfen in Entwicklungsländern während der Bauzeit des BER in Betrieb genommen wurden, faszinierend. Die Für mich heute auch noch relativ neue Fluggesellschaft Mann Yanadarpon beklebt die eincheckenden Passagiere mit bunten Stickern, die nach Flugziel sortieren. Wenn ich mich so umsehe wird schnell klar, dass eher wenige Ausländer nach Sittwe fliegen, die meisten werden den nächsten Stop Nagpali Beach ansteuern. Ein gewisses Durcheinander entsteht am Gate, wo der Einstieg für mehrere Flüge erfolgen soll, unklar ist die Reihenfolge. Die englischen (?) Durchsagen tragen nicht zur Aufklärung bei. Ein ungeduldiger Russe neben mir fragt dann minütlich das Personal, wie lange es denn noch dauert. Ich sage igendwann: 7:45 Minuten, damit gibt es sich irgendwie zufrieden. Als wir drei Minuten später einsteigen düfen, guckt es aber misstrauisch.

Angekommen in Sittwe zeigt sich, das die hiesigen Tuk-Tuk Fahrer interessante Preisvorstellungen für eine Fahrt in die Stadt haben. Viel zu verhandeln ist da nicht und die nur vier Kilometer laufen will ich auch nicht. Zügig gelange ich also zu meinem Hotel. Es bleibt Zeit, noch ein wenig umher zu streifen und ein Lokal mit Terrasse am Fluss zum Abendessen aufzusuchen. Das Essen schaffe ich dort so gerade noch, bevor ein Gewitter losgeht und zur eiligen Flucht ins Innere nötigt. Schnell gießt es in Strömen. Von der Toilette entwende ich einen unbenutzten (!) Müllbeutel, um wenigstens Pass und Kamera zu verpacken für den Heimweg. Ich komme dann aber in einer Unwetterpause doch mehr oder wneiger Trocken zurück in mein Zimmer.

Kurz vor dem Gewitter am Ufer des Kaladan

Für den nächsten Morgen hatte ich geplant, den Fischmarkt aufzusuchen, was sich in der Regel zu früher Stunde empfiehlt. Um sechs bin ich auf den Beinen (man geht hier eh meist früh schlafen), doch das Unwetter tobt munter weiter. Regengüsse zwingen mich, Außenaktivitäten zunächst aufzuschieben. Ein Ticket für das Fährboot weiter nach Mrauk U hatte ich praktischer Weise schon am Vortag besorgt, nachdem die Verkaufsstelle gefunden war. Die ist, wie das meiste, nur bumesisch beschriftet und Englischkenntnisse sind in diesem Ort auch spärlich gesäht. Ab sieben gibt es Frphstück und das gönne ich mir heute erstmal ausgedehnt. Es gibt eine klasse Nudelsuppe, wie üblich zum selbst zusammenbauen (Nudeln, Chili, Kräuter etc. mischt man sich bedarfsgerecht selbst mit der Suppe zusammen). Für viele eine irritierende Vorstellung, aber ich mag so etwas auch früh morgens, wie es in Asien meist üblich ist. Ein großartiges Sortiment von Früchten rundet das ganze dann ab.
Unwetter auch am Morgen

Irgendwann verzieht sich das Gewitter und ich mache mich auf zum Markt. Der ist ganz nett, wie Märkte so sind, eine Weile kann man sich dort gut die Zeit vertreiben. Irgendwann kommt sogar die Sonne immer mal wieder durch. Besonders hieß ist es nicht, ich schwitze aber trotzdem wie ein Weltmeister bei (mindestens!) 100% Luftfeuchtigkeit.

Am Fischmarkt
... trifft man Leute
Auch die Sonne lässt sich später blicken

Kennt irgendwer den Fluss Kaladan? Ich kannte ihn jedenfalls bis vor Kurzem nicht. Obwohl der Kaladan, nicht von der Länge, aber vom Volumen, wohl zu den fünf größten Flüssen der Welt zählt. In der Tat, bei seiner Mündung in Sittwe und auch auf den ersten Stunden der Bootsfahrt nach Mrauk U zeigt sich der Kaladan gigantisch. Teilweise kann man kaum beide Ufer sehen, so breit fließt er dahin. Ich fahre am frühen Nachmittag zum Anleger von Sittwe, dort soll das Fährboot starten. Das tut es, gleichzeitig mit etlichen anderen Booten. Eine Menga Passagiere müssen über mehr oder weniger Boote klettern, bis das zuständige erreicht ist, bei mir das letzte in der Reihe. Unsere Abfahrt verzögert sich dann aber aufgrund eines Maschinenschadens. Kind und Kegel und diverse Fracht müssen auf einen anderen Kahn umgeladen werden. Dieser hat weder Klimaanlage, noch verdunkelte Fenster wie unser erstes Boot, was ich ausdrücklich begrüße. Viel zu sehen gibt es allerdings zunächst nicht, siehe oben, der Flusss ist breit. Man darf netter Weise auch während der Fahrt aussteigen und auf dem schmalen Deck herumturnen, jedenfalls verbietet es mir niemand. So kann ich dem Kapitän hallo sagen, den Fahrtwind genießen und mit den Bootsjungs rauchen. Nach etwa zwei Stunden wird der Fluss schmaler und wir biegen schließlich in einen schmaleren Seitenfluss ein. Dort gibt es nun das ein oder andere Dorf an den üppig grünen Ufern und die ersten Berge tauchen auf. Es beginnt der landschaftlich reizvolle Teil der Fahrt im besten Abendlicht.

Hin- und Hergelade
Die staatlichen Fähren sind außer Betrieb
Unterwegs gibt's Landschaft
Dem Sonnenuntergang entgegen

Leicht verpätet erreichen wird Mrauk U erst nach dem Sonnenuntergang. Am Anleger ist schnell ein Tuk Tuk aufgetrieben, das mich zu zivilem Preis in die gewünschte Unterkunft fährt. Wir durchqueren die auf den ersten Blick sympathische Kleinstadt auf holprigen Straßen. Ich wohne im Norden des Ortes in einem hübschen Bungalow im Tempelstil, sehr nett.

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