Donnerstag, 24. Januar 2019

Es ist nicht alles Gold

Zurück in Yangon muss ich dringend mal wieder zur Rasur. Dies erledigt der "New Romance Beauty Saloon", das ist nichts unanständiges, sondern schlicht ein euphemistisch betitelter Friseur. Dort erhalte ich die glaube ich längste Rasur meines Lebens. Die klingenschwingende Dame gibt keine Ruhe, bis nicht auch der letzte winzige Stoppel entfernt ist. Dabei arbeitet sie mit Rasierklinge "pur" und es dauert gefühlt Stunden. Ich frage mich zwischendurch, ob am Ende wohl noch Haut vorhanden ist, geht aber alles glatt. Zuletzt wäre ich bald eingeschlafen im Liegestuhl bei der ganzen Prozedur.

Hier bekomme ich morgens meine Mohinga-Suppe - und Kaffee

Des abends fahre ich zum Restaurant Padonmar. Das ist im Grunde ein reines Touristenlokal der gehobeneren Preisklasse. Aber es liegt hübsch in einer alten Kolonialvilla mit Garten und das Essen ist durchaus gut. Aus Gründen der Tradition, ich war dort seit meiner ersten Myanmarreise jedes Mal, geht kein Weg daran vorbei. Dort angekommen sind im Garten alle Plätze ausgebucht für diverse Tourgruppen, ich habe natürlich nicht reserviert. Drinnen sitzen will ich aber nicht. Ich verweise auf die immerhin 15-jährige Tradition, die mich mit dem Haus verbindet und biete an, einen Moment zu warten, es würde sich sicher eine Lösung finden. Natürlich findet sie sich. Ein zusätzlicher Tisch wird herbeigebracht und in einer Ecke des Gartens findet sich noch genug Platz für mich. Sehr nett, kann man nicht anderes sagen. Nun bin ich Nachbar einer größeren chinesischen Gruppe, die es sich mit reichlich Alkohol gut gehen lässt und für Stimmung sorgt. Sie heben sich jedenfalls deutlich vom sonstigen gediegenen Rentnerpublikum ab. Ich proste den Leuten mal zu und schnell bin ich halb in die Party integriert. Zigaretten made in China werden angeboten und irgendwie freuen sich alle über die Völkerverständigung. Normalerweise halte ich Smartphones auf Reisen ja für eher kommunikations- und erlebnisvernichtend, angesichts lustiger Chinesen, die leider nur drei Wörter Englisch können, ist so eine Übersetzungsapp aber doch praktisch. Per Smartphone teilt man mir mit, das die Chinesen die Deutschen für gute Freunde halten. Das ist doch sehr freundlich und ich bestätige das umgehend, von großartig anderen Erfahrungen mit Chinesen kann ich auch nichts sagen.


Garten mit feierfreudigen Chinesen
Abends im Stadtzentrum

Kein Aufenthalt in Yangon vergeht - natürlich - ohne Besuch der Shwedagon Pagode. DEr quasi Vatikan des burmesischen Buddhismus zählt eben für mich zu den großartigsten religiösen Bauten der Welt, wo es auch nach zig Besuchen immer wieder neues zu entdecken gibt. Aktuell, auch das wußte ich vorher, findet die alle paar Jahre durchgeführte Renovierung des goldenen Stupa statt. Das hatte ich 2005 schon einmal bei meinem ersten Besuch und war damals doch eher enttäuscht, den riesigen goldenen Kegel verhüllt vorzufinden. Da ich die goldene Pracht zwischenzeitlich mehrfach sah, finde ich es dieses Mal eher interessant. Das wahrscheinlich derzeit größte Bambusgerüst der Welt, rund um den 100 Meter hohen glockenförmigen Stupa angelegt, ist seinerseits ähnlich kunstfertig wie die Bauten der Tempelanlage. Ich verbringe den letzten Abend bis nach Sonnenuntergang dort. Dann ist zwar die Touristendichte höher als morgens, aber das warme Abendlicht und die ebenfalls zahlreichen einheimischen Besucher sprechen dafür.


Der zentrale goldene Stupa im Bambusgerüst...
Bis zur Spitze 100 Meter filigran verhüllt
Wasserspende am Planetenpfosten im Abendlicht
Umhereilende Nonnen
Fegen in der Gruppe bei Sonnenuntergang hat Tradition und mehrt das Karma
Meditation in Gold ...
... und in Weiß

Nischen sind ausreichend vorhanden

 Ein runder Ausklang für den erlebnisreichen Aufenthalt in Myanmar. Auf dem Weg noch schnell ein Cocktail in der Skybar und ein Abendessen, dann geht es früh ins Bett. Um 4:14 Uhr geht der Wecker, warum habe ich eigentlich so einen frühen Flug nach Bangkok gewählt?

Beleuchtet fast wie Gold: Bambusgerüst

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