Montag, 19. Januar 2015

Tuk-Tuk to go

Wie erkundet man die weitläufige Umgebung von Kandy am besten - mit dem Tuk-Tuk, wie sie hier die indischen Motorrikschas nennen. Ich rufe also einen mir anempfohlenen Fahrer herbei, den ich im Vorfeld schon hinsichlich seiner gewagten Preisvorstellungen korrigieren musste. Dafür hat der Mann ein Vierteljahrhundert Tuk-Tuk Erfahrung auf dem Buckel und ist in umfahren von innerörtlichen Verkehrsstaus die No. 1, wie ich später feststelle. Pünktlich erscheint er mit dem blauen Dreirad und die grob abgesteckten Ziele des Tages werden angesteuert. Auch dabei Bedarf es der ein oder anderen Korrektur. Im Laufe des Tages lernt Noor, so heißt der Pilot, das ein Kunsthandwerksgeschäft mit Verkaufsabsichten keinesfalls ein "Museum" ist, auch wenn da irgendwer in der Ecke an irgendwas herumfeilt. Auch dann nicht, wenn es dafür Provision gibt. Es kostet ein wenig Mühe, ihm die Provisionsverlockungen auszutreiben und die Routenziele kundengemäß zu revidieren.

Auf ein, zwei Stopps der Marke "Nepper, Schlepper, Bauernfänger", wie es sicherlich zum Standardprogramm für Tagesausflügler zählt, lasse ich mich mal ein, was soll's. Das erste ist ein "Masken-Museum", sprich: eine kleine Schnitzerwerkstatt mit angeschlossenem mehrgeschossigen Verkaufspalast, in dem alles, was sich aus Holz schnitzen lässt, an den Touristen gebracht wird. Vom fast lebensgroßen Elefanten bis zu kleinen Buddhas und Götterfiguten aller Art und sogar Gartenmöbeln reicht das Sortiment. Leider sind die kleineren Figuren erstens nicht besonders sorgfältig gefertigt, zweitens überteuert, also wird nicht daraus. Irgendwie gelingt es, den Laden kauflos zu verlassen, eine größere Gruppe Chinesen sorgt für die nötige Ablenkung beim Personal. Durchaus interessant war hier allerdings das Studium der traditionellen Holzmasken, bei denen einige Kreativität zu verzeichnen ist.

Vermutlich ein Schnitzohr
Auf die Darstellung allerlei fieser Krankheiten mittels Masken versteht sich der Singhalese.
Der geplante Besuch des Tee-Museums (wirklich ein Museum!) fällt kurz aus, da ist Montags geschlossen. Ersatzweise findet sich eine noch aktive Tee-Manufaktur, die besucht werden kann. Auch das sit interessant und eine Auffrischung des vor 15 Jahren in Malaysia schon einmal gelernten. Der Unterschied zwischen B.O.P. und F.B.O.P. war mir zwischenzeitlich tatsächlich entfallen. Hier kaufe ich auch etwas, und zwar den besonders edlen silver tea (weißer Tee), den man nicht an jeder Ecke bekommt. Teeplantagen sehe ich leider nur wenige und die werden gerade nicht bearbeitet, von Pflückerinnen keine Spur. Also kann ein Stopp entfallen, dafür müsste ich dann doch weiter ins Hochland fahren.

Die drei verschiedenen Teepflanzen: grüner bzw. schwarzer, silberner und goldener Tee.
Der vor über 100 Jahren von den Gebrüdern Davidson in Irland erbaute Trockenofen mit dem passenden Namen "Sirocco" verrichtet noch immer klaglos seine Dienste. 

Geradezu durchseucht ist die Umgebung von Kandy von mehr als duzenden "Kräutergärten" und Stücken Ödland, auf denen Elefantenritte feilgeboten werden. Letzteres ist mit dann doch zu viel des Guten, aber einen herbal garden lasse ich mir gefallen. Es ist ja schon immer interessant zu sehen, wie aus der Küche bekanntes wie Kardamon oder Kurkuma in der freien Natur aussieht. Dem Rundgang durch die Gärten folgt ein Ayurveda Crashkurs, allerlei Öle und Mixturen helfen gegen oder für so ziemlich alles. Haarausfall oder Enthaarung, Kopfschmerzen oder Runzelhaut, für alles ist die richtige Mixtur vorrätig. Auch gegen Schwitzen gibt es etwas, fast verlockend. Allerdings werden in der Abteilung Gewürze schon ungeniert 10-fache Preise aufgerufen, was mich dazu verleitet, schmunzelnd den Ort zu verlassen.

Hier gedeiht der Kakao, durch den man ahnungslose Touristen mitunter zieht.
Das eigentliche von mir angestrebte Ziel erreichen wir dann auch noch, das "Elefanten-Waisenhaus" in Pindawalla, eine Stunde von Kandy entfernt. Hier werden seit Jahren elternlose Elefanten großgezogen und leben dann im Herdenverbund auf dem Gelände. Ob das alles so gut und richtig ist, gilt wohl als umstritten. Haufenweise Touristenbusse und entsprechend finanziellen Segen lockt es jedenfalls an, hoffentlich haben die Dickhäuter auch etwas davon. Kaum irgendwo kommt man den Elefanten so nahe und die gemeinsamen Badezeiten im nahen Fluss sind schon sehenswert. Man kann auch ganz nah ran und Elefanten waschen wenn man mag, dann halten allerdings die Mahouts fleißig die Hand auf, obwohl der Eintritt schon üppig ausfällt.

Elefanten dekorativ in eine schöne Landschaft drapiert.
Ungehörig: große Elefanten schubsen kleine Elefanten gerne mal ins Wasser. Waterboarding - nicht nur bei der CIA ein Thema?

Zurück in Kandy gegen Abend gebe ich mir dann noch die offenbar berühmten "Kandy Tänze". Nach Khmertanz in Kambodscha, Katakhali in Kerala und was weiß ich noch kommt es darauf auch nicht mehr an. Die Darbietung kann dann auch unter "ganz nett" abgelegt werden und ich muss mir wenigstens nicht vorwerfen lassen, der hiesigen Kultur die kalte Schulter gezeigt zu haben.

Kanndie tanzen?
In ihrer Freizeit steppen die jungen Männer aus Kandy gerne barfuss in brennenden Kohlen herum.
Meine Herbergsmutter hat heute übrigens unter anderen ein höchst schmackhaftes Tomatencurry hergezaubert. Klingt profan, war aber echt eine Wucht und ich musste mir gleich die Zutaten notieren.

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