Samstag, 24. Januar 2015

Buddha & Brandung

Mein gestern geplantes update musste mangels Stromversorgung leider entfallen, so etwas passiert hier schon mal.

Meinen letzen Tag in Colombo widmete ich schwerpunktmäßig der Buddhaverehrung. Dazu habe ich zunächst den künstlich angelegten Beira See mitten in der Stadt aufgesucht. Dort befindet sich der Seema Malaka Meditations-Pavillion auf einer kleinen Insel. Entworfen wurde der von Geoffrey Bawa, dem wohl einzigen über Sri Lanka hinaus bekannten heimischen Architekten. Eine hübsche Anlage, umgeben von Buddhastatuen und ein echter Ruhepol abseits des Verkehrs. Außerdem bietet das Gebäude die perfekte Kulisse für Hochzeiten, wie ich feststellen durfte. Das steigerte auch für mich den Betrachtungswert nochmals erheblich.

Buddha in Reih und Glied
... und vor dem Brautpaar liegend.
Die würden in Köln als Lila Funken nicht weiter auffallen.
Der Beweis: Pelikan ist cooler als Geha.

Weiter ging es zum Gangaramaya Kloster, dem bedeutendsten der Stadt. Sehr skurril, das ganze ist eine Mischung aus Tempel, Veranstaltungshalle (auch hier: Hochzeiten) und Museum. Vom ausgestopften ehemaligen Tempelelefanten über diverse Oldtimer bis hin zu Münzen und Schreibmaschinen ist hier eine kuriose Sammlung von Zeug ausgestellt. Dazu gibt es unzählige Buddhas, versteht sich, inlusive einer kleinen vom Borobadur auf Java inspirierten Pyramide. Geschäftstüchtige Mönche verteilen vorgefertigte Spendenquittungen für die bei ausländischen Besuchern obligatorische "freiwillige" Gabe. Das ganze ist den kleinen Obulus aber auf alle Fälle wert.

Inspiriert von Java.
Was sich bei Mönchens so alles ansammelt.
Offizielle Antwort auf den Gelsenkirchener Barock.

Colombo liegt am Meer, es gibt also auch eine Art Strand. Die angrenzende spärliche Rasenfläche wurde von den Engländern angelegt, um freies Schußfeld gen See zu haben. Heute flaniert man dort des abends, schaut der Sonne beim untergehen zu und versorgt sich an allerlei Buden mit Essbarem. Ein Stadtstrand wie ich ihn aus indischen Städten kenne, mit Drachensteigen, Pferdereiten und allerlei Belustigungen für die einheimische Bevölkerung.

Beach-Ball
Abendvergnügen in Colombo.
Der allgegenwärtigen aasfressenden Krähe ist dieses Schild vermutlich ein Dorn im Auge.

Auf dem Rückweg zum Hotel passiert das völlig unerwartete: ein Tuk-Tuk mit
1. funktionsfähigem Taximeter, das
2. freiwillig eingeschaltet wird und
3. auch entsprechend kassiert und
4. sogar Wecheselgeld (!) herausgegeben wird.
Sogar das Trinkgeld muss ich dem Fahrer fast aufdrängen und bin total perplex. Nun stellt sich mal wieder heraus, dass die gefühlt guten herausgehandelten Preise immer noch beim Doppelten bis Dreifachen der regulären Tarife liegen. Da wir hier aber eher von Cent als von Euro reden, ist das nicht der Rede wert.

Gestern ging es dann mit dem Morgenzug gen Süden. Auch morgens um sechs vor dem Hotel erwische ich ein Meter Tuk-Tuk, man fasst es nicht. Mein heutiger Zug ist nur ein Express, heißt ich muss 1. Klasse fahren, denn nur dafür sind Reservierungen vorab möglich. Statt der geplanten dreieinhalb Stunden rattern wir gute vier Stunden durch üppig grüne Landschaft längs der Küste. Man kann die klimatisierten Abteile verlassen und sich in die offenen Türen setzen, das ist immer noch der beste Platz. Sogar heimlich rauchen kann man da, was hierzulande eigentlich überall, sogar auf der Straße, offiziell verboten ist.

First Class
Vom Zielbahnhof Weligama sind es nur noch wenige Tuk-Tuk Kilometer zur Bucht von Mirissa, wo ich für die nächsten Tage die Zelte aufschlage. Google maps sei Dank findet sich auch schnell die anvisierte Unterkunft. Ein recht nettes Guesthouse, auch wenn hier das Preis-Leistungs-Verhältnis fragwürdig ist, wie aber generell an den Stränden. Mangels Strom hat mein Zimmer Backofencharakter und schnell verzeihe ich mich in eine schattige Strandbar. Derer gibt es einige und die sind abends auch willig, üppige Mengen frischer Tiger Prawns (die großen) auf den Grill zu werfen. Großartig, hier lässt es sich aushalten und momentan sitze ich auch in einem solchen Etablissment beim Mango Lassi. Strom gibt es seit gestern abend auch wieder.

Abendliches Abhängen.

In der palmengesäumten Bucht reiht sich Resort an Resort, von der Beachroad aus sieht man erst einmal nur endlose Mauern. Ich muss eine Weile suchen um Durchgang zum Strand zu bekommen, denn ich wohne ein paar Minuten landeinwärts. Alles in allem in der Tat eine sehr hübsche Bucht, immer mit angenehmen Wind und einer heftigen Brandung. Nachmittags mit der Flut verschlingt das Meer quasi den kompletten Strand und man sitzt beim Abendessen bei Bedarf mit den Füßen im Wasser, auch sehr angenehm. Bei der Wahl der Strandbude muss allerdings Vorsicht walten. Gestern mittag kehrte ich in einem an sich netten Lokal ein, welches über einen Generator und damit über Musik verfügte. Fataler Fehler. Leider gewährte man Gästen den Anschluss eines mp3-Players. Ich hatte dann Gelegenheit, eine Stunde einem halben duzend ganzkörpertättowierter Russen zuzusehen, wie sie mit kahl geschorenen und schon reichlich angeschickerten Köpfen im Takt von russischem Gangsta-Rap nicken. Geht gar nicht!

Joa, geht.
Palmenmangel herrscht zum Glück nicht.
Surfen ist zu begrüßen, im Gegensatz zu Jetski macht es keinen Lärm.

Morgens ist es gerne dunstig und bewölkt, doch die Sonne arbeitet daran. Man fühlt die heiße Feuchtigkeit dampfbadgleich aufsteigen und ist demnach schon beim Frühstück nassgeschwitzt. Als Vorbild für die weitere Tagesgestaltung mag hier der zur Herberge gehörende Hund dienen. Der döst den ganzen Tag im Schatten einer Palme vor sich hin, eine angemessene Tätigkeit. Zu viel mehr vermag ich mich heute auch nicht aufzuraffen.

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