Mittwoch, 21. Januar 2015

Pettah

Seit zwei Tagen bin ich nun in der zugegebener Maßen nicht völlig spektakulären Hauptstadt Colombo unterwegs. Meine Herberge ist recht komod und versprüht noch ein wenig Charme von 1835, Himmelbett ist auch mal nett. Wie oft in diesen Breitengraden ist der Service allerdings eher belustigend. Beim Frühstück wäre es angebracht, einen "Mitdenken!" Stempel bei sich zu führen, es gibt sicher zahlreiche Gelegenheiten, diesen dem Personal auf die Stirn zu donnern. Dafür ist der Blick über den Hafen (Fotografieren strengstens untersagt, militärischer Sperrbereich) grandios und die Speisen sind erträglich.

Der Stadtteil Fort, wo sich mein Hotel befindet, war früher, sprich unter den Portugiesen und Holländern, tatsächlich ein Fort. Das rissen dann die Engländer als unnütz ab und bauten dafür Kolonialgebäude wie das Grand Oriental. Fort heute heisst im Grunde nur: man möchte fort. Der halbe Stadtteil ist abgesperrt, da sich hier der Präsidentenpalast befindet und während des Bürgerkriegs regelmäßig irgend etwas in die Luft gesprengt wurde. Der Rest ist entweder gammelig, oder in Renovierung, oder Glasturm einer Bank. Das World Trade Center (zwei Türme) gibt es außerdem noch.

Alt und neu gemischt in Fort. In der Bude rechts gab es eine erfrischende Rasur für wenige Rupien.

Außer Hotels, Büros und Banken ist hier nicht allzu viel los. Fußläufig kann man aber die Insel, auf der sich Fort befindet, zügig verlassen und gelangt nach Pettah. Die Pettah bedeutet übersetzt so etwas wie "Siedlung", zu Kolonialzeiten war es das Quartier der "Wilden". Ich komme noch einmal auf Karl May zurück, zu seiner Zeit mal Gast im Grand Oriental. Auch er besuchte die Pettah und schrieb darüber:
"Die von den Eingeborenen bewohnten Stadtteile haben schmale Straßen; man sieht Laden an Laden und wer sich vor gewissen Gerüchen scheut, der tut wohl, sich in eine der stets und überall vorhandenen Rikschahs zu setzen und dahin zu fahren, wo es nicht mehr riecht." [Karl May, Und Friede auf Erden]

Das trifft es auch heute nicht so schlecht. Die Gerüche rühren allerdings, sieht man mal von Bergen Trockenfisch bei 35° ab, im wesentlichen vom Verkehr her, was zu Karls Zeiten sicher noch anders aussah. Heute ist das mitunter so:


Wer hier eigentlich Vorfahrt hat, wird von der Vereinigung der singhalesischen Fahrlehrer seit Jahren strittig diskutiert.
Lackierte Stoßstangen sind ein Ärgernis. Wenn man hier beim Rangieren mal nicht aufpasst, das kostet.

Die Pettah ist das Basarviertel und entsprechend lebhaft geht es dort zu. Die Ausmaße sind zwar gegenüber indischen Großstädten bescheiden, einige Stunden lassen sich dort aber auf jeden Fall verbringen und immer etwas neues entdecken. Das ganze Gewusel, Geschleppe und Gekarre ist unterhaltsam, man muss nur laufend auf der Hut sein, nicht unter irgend welche Räder zu kommen. Hier gibt es sogar Teebuden, die sonst leider nicht besonders verbreitet sind, und die schuftenden Leute freuen sich überwiegend, wenn zur Abwechselung mal ein Reisender hier herumstolpert. Solche Ecken sind immer die eigentlichen Sehenswürdigkeiten für mich und zum Glück sucht sie nicht jedermann auf. Aber Busse kämen hier eh nicht durch, ein Glück.

Mittagessen gibt es im farbenfrohen "Spicy Hotel", Hotel heißen hierzulande die einfachen Restaurants.
Fröhlich auf dem Zwiebelberg.

Bei der Mittagsrast macht das "Spicy Hotel" seinem Namen alle Ehre, was hier auf den Tisch kommt ist ordentlich scharf aber super lecker. Eine Speisekarte gibt es nicht, man bekommt einfach diverse Schüsseln von dem was es eben gibt auf den Tisch, quasi all you can eat und das zu einem Spottpreis.Gut das dies eim Hinterhof gelegene Gaststätte mit großem Schild auf der Gasse auf sich aufmerksam macht, sonst wäre ich hier niemals gelandet.

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