Dienstag, 20. April 2010

Traege Tage

Heute gibt es wieder eine Zusammenfassung gleich mehrerer Tage, die Umstaende erfordern es. Sie erforderten heute auch, dass wir einen sehr, sehr faulen Tag verbrachten. Man moechte sich einfahch moeglichst wenig bewegen.



Die Bewegung starteten wir allerdings schon morgens um fuenf. Da ist es zum einen noch ertraeglich, zum anderen ermoeglichte das eine Bootsfahrt bei Sonnenaufgang. So geschah es, erst eineinhalb Stunden per Boot und spaeter noch zu Fuss erkundeten wir das Leben an den Ghats von Varanasi.



Morgentliches Baden und diverse Zeremonien sind hier Pflicht. War der Ganges in Haridwar noch einigermassen sauber, kann man hier allerdigs nur von einer Bruehe reden, die wir selbst besser meiden sollten. Fuer die Hindi allerdings bedeutet der Fluss alles, das Baden ist ein hoechst reinigender Akt. Wer hier in Varanasi stirbt und eingeaeschert wird, dem ist das sofortige Nirwana ohne laestige Wiedergeburten sicher. Beruehmt sind daher die Verbrennungstaetten, rund um die Uhr werden hier Leichen verbrannt und die Asche in den Fluss gestreut. Umliegend gibt es Hospize, auf den Treppen am Fluss lagert meterhoch das Holz und in den engen Gassen dahinter folgt eine Totenbahre oft der naechsten. Fuer uns sehr ungewoehnliche Anblicke, hier gehoert das Sterben dazu und findet ebenso oeffentlich statt wie das Leben.


Der heutige Tag (21. April) verlaeuft ganz aehnlich. Stunden spazieren wir laengs des Flusses. In der Zeitung ist zu erfahren, dass gestern der Temperaturrekord fuer den Monat April erreicht wurde. Heute erscheint es angenehmer, vor allem weht ein Lueftchen.

Das enge Altstadtviertel schirmt den Ganges von der Grossstadt ab, wirkt als verkehrsundurchlaessiges Bollwerk. Das fuehrt zu einem Erleben, das aus indischen Grosstaedten unbekannt war: Stille, relative zumindest. Schiffsverkehr gibt es keinen und die Boote werden ueberwiegend von Hand gerudert, auch von dieser Seite stoert kein Verkehr. Die entstehende Atmosphere ist der heiligen Stadt angemessen, so soll es sein.

Wir wabern durch den Tag, alles fliesst, auch das erscheint angemessen.

3 Kommentare:

  1. Hi Peter,

    ich habe auch gerade traege Tage und liege mit einer fetten Erkältung und Wärmflasche im Bett. Mir ist auch sehr sehr heiß.... Es macht total Spaß bei Dir/bei Euch so tagesaktuell mitzulesen. Zu wissen, daß Ihr wirklich gerade in diesem Moment dort seid und erlebt, was ihr aufschreibt. Das ist grandios! Ich kann mich noch an unsere erste Asien-Reise 1993 erinnern, als wir in der - wieviel-Millionen-Metropole-Kuala Lumpur nach Hause telefonieren wollten und das nur von einem einzigen Postamt in der Mitte der Stadt möglich war. Es kostete uns einen Tag und brachte die Erkenntnis, daß Mutti bei der nächsten Reise auf die Postkarte zu warten hatte...wie auch immer: Schön mitzulesen und ein HOCH auf die Technik, die es ermöglicht. HOCHHOCHHOCH! Gruß Dani

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  2. Und gute Nacht! (Es ist nämlich nicht 12.15, sondern 21.20 Uhr...) Auch die Technik ist halt nie fertig (-;

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  3. Wie? Träge Tage?
    Rein in das Wasser und endlich mal gebadet im heiligen Nass. Los, stell dich nicht so an und spring in die Fluten. Nur äußerlich machen sie den Anschein als seien sie verschmutzt; in Wahrheit sind sie so rein und sauber wie nichts sonst auf dieser Welt.
    Saludos
    Martin

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