Freitag, 10. Januar 2020

Wie spricht man das eigentlich aus?

Die Engländer nannten die Stadt schlicht Moulmein, der burmesische Name wird unterschiedlich transskribiert, Mawlamyaing oder Mawlamyine, aber wie spricht man das richtig aus? Mittlerweile weiß ich, es heiß Mò-Là-Mín, geht doch. Es ist immerhin die drittgrößte Stadt im Lande und Hauptstadt des Mon State. Und es ist eine wie ich finde sehr sympathische Stadt, in der sich gut einige Tage verweilen lässt. Die Zeit verging wie im Fluge, daher hänge ich hier auch etwas hinterher mit dem Schreiben (an so einem Beitrag inklusive Überspielen, Sichten und Bearbeiten von Fotos sitzt man schon mal ein paar Stunden, und es soll ja nicht stressen im Urlaub).

Parallel zum Than Lwin verlaufen die Uferpromenade Strandroad, die Lower und die Upper Mainstreet. Zwischen den drei Hauptstraßen liegt das urbane Zentrum. Hier dominieren die zahlreichen Moscheen. Wenige Schritte jenseits der Hauptstraßen wird es fast ländlich und steigt an zu einer parallel zum Fluss verlaufenden Hügelkette, die sich quer durch die Stadt zieht und den Pagoden und Klöstern gehört. Wie Perlen auf der Schnur reihen sich die Tempel aneinander, auf jeder Hügelspitze. Daneben gibt es etliche indische Tempel und ein paar Kirchen. Diversity scheint hier zu funktionieren, ohne dass man sich gegenseitig die Köpfe einschlägt. Der Zwieklang von Gebetsrufen der Moscheen und buddhistischen Gesängen aus naheliegenden Köstern hat schon etwas besonders.

Hübsche Moscheen ...
... prägen die "Unterstadt"
Auf den Hügeln ballen sich Pagoden und Klöster

Natürlich besuche ich mehrfach die auf den Hügel mit seinen Tempeln, Die schönste und größte Pagode hier ist die Kyeik Tan Lan, die auch einen beliebten Ausblick für den Sonnenuntergang bietet. Schön ist auch, dass man nach Besteigung des Hügels die letzten Treppen zur Pagode abkürzen kann indem man den Aufzug der Firma "Volkslift" benutzt. Diesen Komfort hatte ein früherer Besucher der Pagode, der britische Dichter Rudyard Kipling, sicher nicht, die Pagode indes inspirierte ihn zu seinem berühmten Gedicht Mandalay:

"By the old Moulmein Pagoda, lookin' eatward to the sea,
there's a Burma girl a-settin', and I know she thinks o' me,
for the wind is in the palm-trees, and the temple-bells they say,
'come you back, you british soldier, come you back to Mandalay!'" 

Den Worten Kiplings: "...und es ist wie kein anders Land, das du kennst..." kann ich mich auch nur anschließen.

Nats weisen den Weg
Klöster im Grünen
Abendstimmung
Abendlicht ist Fotolicht
Ausblick über die Stadt


Die Stadt lädt ein zu ausgedehnten Spaziergängen, etwas zu sehen gibt es immer. Sie weist eine gewisse Geschäftigkeit auf, ohne jedoch hektisch zu wirken, hier geht alles in relativer Gelassenheit seinen Gang. Viele schöne Holzfassaden und alte Kolonialbauten lassen sich entdecken, wenn man ab und zu nach oben schaut. Hochhäuser gibt es dafür keine. Auch Touristen sieht man erstaunlich wenige, im Gegensatz zu Hpa An. Ich bereue jedenfalls nicht die Entscheidung, Hpa An um eine Nacht zu Gunsten von Mawlamyaing gekürzt zu haben.


Allerlei alte Holzfassaden
An Kolonialbauten nagt teils der Zahn der Zeit
Das "Nationale Erleuchtungsinstitut" hätte ich mir irgendwie, äh, größer vorgestellt
Typische Gassen
"Gassen-Power"

Unweit meines Hotels beginnt das geschäftige Vietel rund um den alten und den neuen Markt, die nebeneinander liegend einen riesigen Komplex belegen. Der neue Teil ist architektonisch missraten, die Gassen um den alten Markt hingegen sind anschaulich. Auf der vorbeiführenden Strandroad geht während des Marktbetriebs nicht mehr viel, Unmengen Zeug werden hier auf- und abgeladen von Booten und Fahrzeugen aller Art. Man reist offenbar aus der ganzen Gegend an zum hiesigen Markt und es herrscht ein Gewusel, in dem man sich Stunden umschauen kann. Ebenfalls vorhanden ist ein Nachtmarkt an der Uferstraße, der hier allerdings überraschend klein ausfällt. Das macht nichts, das Angebot an Grillgut ist üppig und selbst mit viel Hunger und Durst gelingt es kaum, hier mehr als fünf Euro zu lassen. Gut, ich kalkuliere noch 50 Cent für's Motorradtaxi dazu, weil ich keine halbe Stunde wieder zurück laufen möchte.

Guter Duft in der Gewürzabteilung
Großeinkauf wird abtransportiert
Teebude an der Uferstraße
Gut beschirmtes Restaurant
Verschönerung der Uferpromenade, man kann mehr draus machen

Einen Abend fahre ich auf die andere Flussseite, nach Mottama, um dort einen Pgodenhügel aufzusuchen mit Blick auf Mawlamyaing. Es bedarf ein wneig Mühe, dem Tuk-Tuk Mann das gewünschte Fahrziel zu vermitteln, ich glaube, der war noch nie auf der anderen Seite der Brücke. Dank Handy und diversen Erkundikungen bei Passanten gelint es, die Auffahrt zum dortigen Hügel zu finden. Mit Mühe und Not schafft das Tuk-Tuk die Steigung und wir erreichen eine einsame, fast verwunschene Pagode mitten in üppigem Grün. Ein einsamer alter Mönch zersägt mühsam einen Palmstamm (warum auch immer), ansonsten herrschen Ruhe und Ausblick. Dem Fahrer gefällt es auch und er zückt gleich das Handy zum Fotografieren. Der Blick auf Mawlamyaing ist leider arg dunstig, aber der Rest ist dafür ok und die Anfahrt wert. 

Landschaft am Than Lwin
Mawlamyaing im Dunst
Einsam sägt der Mönch

Den letzten Abend fahre ich noch einmal zur Kyeik Tan Lan Pagode hoch, Sonnenuntergang gucken und genießen. Genauso genossen wird dann das Abschiedsessen auf dem Nachtmarkt, den am nächsten Tag geht es schon wieder weiter.

Volkslift zur Pagode
Sonnenuntergang über Stadt und Than Lwin
Nebenan die beleuchtete Mahamuni Pagode
Pagode und "Volkslift" mit bunten Licherketten
Die Steuerung der Illumination ist Experten vorbehalten
Grillgut wartet auf dem Nachtmarkt
Scherenschnitt am Fluss

Des nachts werde ich von einem lauten Geschepper und Gepoltere aufgeweckt, Quelle unbekannt. Es klingt ein wenig, als würden sich Affen auf den Dach meines Bungalows mit Kokosnüssen bewerfen. Genau, das muss es sein, im Halbschlaf bin ich geneigt, diese Erklärung zu akzeptieren und die Belästigung als vorübergehend einzustufen. Obwohl, habe ich hier schon Affen gesehen? Eigentlich nicht ... Dann mischt sich ein nervendes Wimmern und Quitschen in die Scheppergeräusche und ich mache schlaftrunken Licht. Halbwegs orientiert mache ich schnell die Klimaanlage als Verursacher der Ruhestörung aus. Das Teil macht mittlerweile Geräusche, als würde es jeden Moment explodieren und spuckt außerdem ein paar Eisbröckchen (!) aus. Interessant. Ein Druck auf die Fernbedienung lässt das Kühlgerät die Arbeit einstellen und schon herrscht Ruhe. Ich beschließe, der Sache nicht nachzugehen und erstmal weiter zu schlafen. Am nächsten Morgen bin ich mir sicher, dies nicht geträumt zu haben, die Anlage ist tatsächlich auch aus. Erstmal einschalten und schauen, was passiert. Nichts, außer das es wieder kühlt. Das Gerät ist auf angenehme 22° eingestellt (das Hotelpersonal hatte irre 16° vorgewählt als ich eincheckte!) und die langsamste, lautlose Lüfterstufe. Also kein Grund für Überlastung, meint man. Irgendwann am Nachmittag wiederholt sich das Szenario und ich schalte wieder ab. Abends wieder an, der Temperierung halber, ich bin gespannt, was nachts passiert. Es passiert nichts, das Gerät hat sich offenbar regeneriert. Man muss ja nicht alles verstehen.

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