Am Neujahrsmorgen erscheint pünktlich der von mir arrangierte
Fahrer, der mich als erste Etappe heute zum Goldenen Felsen
transportieren soll. Doch bevor es auf die etwas vierstündige Fahrt
geht, steht ein Stop in den Außenbezirken Yangons an. Dort wollen
wir den Shwe Nyaungbin Bobogyi aufsuchen, den Schrein des Nat
Bobogyi.
Nats sind eine Art
Geister aus der vorbuddhistischen Zeit, die nach wie vor Verehrung
und Ehrfurcht genießen in Myanmar. Es gibt hunderte von ihnen,
Geister sind quasi überall und jeder hat einen eigenen
Zuständigkeitsbereich. In jeder Pagode findet man neben den
Hauptakteur Buddha auch immer den ein oder anderen Nat, der mit Gaben
gütig gestimmt werden will. Unter den Nats gibt es den Patheon der
37 wichtigsten „großen Nats“. Gleichwohl Bobogyi, der große
Großvater, nicht zu dieser Elite zählt, genießt er hohes Ansehen.
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Nats kommen meist mit allerlei Gefolge daher |
Zum
Zuständigkeitsbereich von Bobogyi zählen, man ahnt es, das
Transportwesen und die Fahrzeuge. Also finden sich von
Lastwagenfahrer bis zum Taxichauffeur viele, die ein Fahrzeug
steuern, am Schrein ein, um sich den Segen für eine gute Fahrt zu
erwerben. Hierzu bestellt man eine sogenannte Pwe, eine spezielle auf
den jeweiligen Nat abgestimmte Zeremonie. In unserem Fall sieht das
so aus: eine Schale mit Gaben wie einer Kokosnuss und diversen
Bananen wird zunächst eingeräucht und dann unter gemurmelten
Beschwörungen der kundigen Zeremonienmeisterin vor dem Nat
herumgeschwenkt. Letztlich wird die Opferschale der Sammlung zu
seinen Füßen hinzugefügt. Dann ist das Fahrzeug an der Reihe. Ein
Büschel Kraut wird am Kühler befestigt, dann das Auto mit
Räucherwerk umkreist und schließlich mit einem nassen Lappen
besprenkelt an verkehrswichtigen Stellen wie Rädern und
Scheinwerfern. Schließlich muss der Fahrer mehrfach eine Zentimeter
zurück und wieder vor fahren, wobei jeweils zu Hupen ist. Fertig.
Ein paar Euro sind zu überreichen und Bobogyi ist mit uns.
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Vorbereitete Gaben... |
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... werden Herrn Bobogyi dargeboten |
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Zusätzlich hilft heiliges Gestrüpp am Kühler |
Dem Segen zum Trotz
ist mein Fahrer Min Hein ein recht griesgrämiger Typ, lächeln sah
man ihn nie, dafür ist er ein Meister der Lichthupe. Leider spricht
er etwa so viel Englisch wie ich Burmesisch, was die Konversation
erheblich reduziert. Egal, der Wagen ist bequem und nach vier Stunden
ist Kinpun, das Basislager für die Fahrt zum Goldenen Felsen
erreicht. Dort geht es dann später weiter mit dem Bericht.
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