Die Rückfahrt nach Yangon plane ich, mit dem Zug zu unternehmen. Die Informationen darüber, wie weit im Voraus man Fahrkarten erwerben kann oder gar muss, gehen auseinander. Da der Bahnhof ungünstig abseits leigt jenseits des Tempelhügels, frage ich im Hotel hinsichtlich der Fahrkartenbeschaffung. Man sagt zu, sich zu erkundigen und am Abend versichert der Manager persönlich: "I'll try my very best!" Was soll da noch schief gehen. Am nächsten Tag überreicht man mir dann auch die Fahrkarte. Zug 90 Down, acht Uhr geht es los und für die erste Klasse muss ich stolze 2,50 Euro berappen. Das Hotel nimmt nicht einmal einen Aufpreis für's Besorgen, sehr nett.
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Mr. Peter darf Zugfahren |
Die geplante Fahrzeit beträgt 10 Stunden, 10 Minuten für die ziemlich genau 300 Kilometer bis Yangon. Myanmar Railways zählt wahrscheinlich zu den langsamsten Bahnsystemen der Welt, hier ächzt koloniales Material des Weges. Sicher, eine Busfahrt wäre schneller, aber Zugfahren ist einfach netter finde ich und man kann herumlaufen, wenn man möchte.
Rechtzeitig finde ich mich des Morgens am Bahnhof ein, die Sonne kämpft sich gerade durch den Morgennebel. Der Bahnhof wirkt leicht überdimensioniert, es herrscht außerdem totale Gelassenheit und Ruhe, kein Vergleich mit indischen Bahnhöfen. Es geht ja auch nur ein Zug, meiner. Der steht bereit, die Wagen nach einem für mich undurchschaubaren System (sofern es eines gibt) aneinander gereiht, Ordinary und Upper Class bunt gemischt, die Wagennummern leider nur auf burmesisch verfügbar. Natürlich weist ein hilfreicher Bahnbediensteter den Weg.
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Im Morgenlicht ist der Bahnhof erreicht |
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Mein Zug steht bereit |
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Mitreisende sind auch vorhanden |
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Casual wear |
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Interessante Fahrgäste |
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Wagen 3 ist meiner |
Vorsorglich hatte ich mich mit Wasser, Obst und Snacks eingedeckt, wobei es natürlich reichlich im Zug zu kaufen gibt. Zumindest auf der ersten Hälfte der Fahrt kommen im Minutentakt fliegende Händler durch die Waggons und bieten allerlei Leckereien feil. Man kann sogar, wie ich nach einiger Zeit herausfinde, bei einigen mit Schreibblock umhereilenden Herren komplette Mahlzeiten bestellen, die dann am mittags erreichten Bahnhof frisch gekocht angeliefert werden. Ich halte mich an die diversen Kleinigkeiten, auch damit kommt man gut über den Tag. Verspürt man das spontane Bedürfnis, für einen Pagodenneubau zu spenden oder ein Wundermittel gegen oder für alles von der Zugfahrt mit Heim zu bringen, finden sich auch dafür mobile Ansprechpartner.
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U-Zina Pagode im Morgennebel |
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Kyeik Tan Lan im Vorüberfahren |
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Mobile Essensversorgung |
Gemächlich und schwankend ruckelt der Zug durch die Lande. Reisfelder reihen sich an Reisfelder und dazwischen Dörfer, die noch genau so aussehen wie zu Orwells Zeiten, denkt man sich Mopeds und Satellitenschüsseln von den mit Palmblättern gedeckten Holzhäusern weg. Gegen Mittag wird es langsam heiß und man freut sich, wenn der Zug fahrtwinderzeugende Geschwindigkeit aufnimmt. Zwischendurch kann man in den offenen Türen sitzen und rauchen, während das ländliche Myanmar vorbeizieht. Außerdem spaziere ich durch die schwankenden Waggons und sehe mich ein bischen um, andere Ausländer kann ich nicht entdecken an Bord. Eine ansprechende Art, zu Reisen, die einem auch den Sinn für Entfernungen wiedergibt. Ab Bago kenne ich die Strecke, die hier wieder besonders holprig wird. Man baut zwar mehrspurig mit neuen Gleisen aus, einstweilen hoppelt der Zug aber noch der untergehenden Sonne entgegen.
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Ländliches Myanmar |
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Wie vor 100 Jahren |
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Am sitzenden Buddha nahe des Goldenen Felsens kommen wir auch wieder vorbei |
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Nickerchen in der Holzklasse |
Yangon erreichen wir dann letzlich nach knapp elfeinhalb Stunden, was ich durchaus eine vertretbare Verspätung finde. Eile habe ich ohnehin nicht, da außer einem Abendessen nichts mehr auf dem Programm steht.
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