Sonntag, 11. März 2012

Altes Delhi - neues Delhi

Die Reise hat begonnen. Über das Gesundheitsbewusstsein mancher Asiaten konnte ich schon am Frankfurter Flughafen dazu lernen. Eine Japanerin (?) verließ nach dem Konsum mehrerer Zigaretten den dafür vorgesehenen Räucherkabuff, nicht ohne sich zuvor vom akuraten Sitz des wieder angelegten Mundschutzes zu überzeugen. Droht dort draußen die Gefahr? Hilft das? Man weiß es nicht, aber man wünscht es der Dame.

Qatar Airways wurde 2011 zur besten Airline der Welt gekürt. Den Transporteur kann ich auch durchaus empfehlen, wobei die Servicequalität von Singapore Airlines (jetzt Platz 2) doch nicht erreicht wird. Indes kann ich von Doha - das ist die Hauptstadt von Katar - als Zwischenlandungsort nur abraten. Gar trist ist der dortige Flughafen, ein Duty-Free und ein Coffeshop buhlen um die Aufmerksamkeit des zwangsläufig gelangweilten Globetrotters. Außerdem gibt es noch einen Raucherraum von derart schäbiger Qualität, wie man es selten sieht, ich musste einen Aufenthalt dort verweigern. Da lobe ich mir doch die Nachbaremirate Dubai und Abu Dhabi, die wissen, wie Flghafen geht. Der Emir von Katar hat wohl ein Einsehen, noch dieses Jahr soll der neue Airport fertig werden, auch wenn es mir auf dem Rückflug leider nichts nutzt und ich dann wieder zwei Stunden Tristesse erdulden muss.

Mehr als pünktlich landete ich heute morgen bei gerade mal 12° in Delhi. Das hat sich bis Mittags dann aber auf 30° korrigiert, so gesehen alles gut. Auch gut: der neue Terminal am Flughafen von Delhi. Der alte Flughafen bedient nun nur noch Inlandsflüge, der neue ist mit Teppich ausgestattet und verfügt über ein Parkhaus nach europäischem Standard. Auch die Preise für's Parken sind fast wie daheim, kein Wunder, das der bestellte Pick-up nun etwas teurer zu Buche schlägt.

Neben den Äußerlichkeiten hat sich allerdings auch die Atmosphäre dort verändert. Wo ist die schreiende Menschenmasse, durch die man sich früher den Weg bahnen musste? Geblieben ist nur ein Häuflein diszipliniert da stehnder Abholer mit Namenschildern, brav aufgereiht an einem kleinen Zaun. Keine Gepäckträger, Taxifahrer, besten Freunde, Bettler und was sich da sonst so alles herumtrieb und müden Europäern direkt bei der Ankunft lehrte, wo hier Bartel den Most holt. Man könnte fast meinen, in der falschen Stadt gelandet zu sein.

Der Verkehr gebärdet sich heute recht mäßig, es ist Sonntag. Zügig erreiche ich mein Hotel und beziehe ein Zimmer mit gleich zwei Fenstern und den hier gewohnten steinharten Matratzen, von wegen Hotel Relax. Aus einem Fenster in die Seitengasse reiht sich Neu-Delhi in dieser Form aneinander: mein Teeverkäufer, daneben ein Milchladen, gefolgt von einer kleinen lärmenden Werkstatt für alles und nichts, ein öffentliches Urinal (welches ich bisher noch gar nicht bemerkt hatte, obwohl x mal durch diese Gasse gelaufen) und gleich daneben ein kleiner Tempel. Wundersames Indien, komprimiert auf ein paar Meter Gasse.

So schaut's aus unter meinem Fenster

2010 waren im Main Bazaar, der Hauptstraße durch die Touristengegend am Bahnhof Neu-Delhi, große Bauarbeiten im Gange. Die "Straße" aufgerissen, halbe Häuser wurden zerlegt, es sah aus wie nach einem Bombeneinschlag. Auch hier wurde aufpoliert für die später stattfindenen Asean Games, war zu erfahren. Das Ergebnis kann ich nun betrachten. Wir hatten da gewisse Befürchtungen, dass sich das Viertel in eine Hochglanz-Fußgängerzone verwandeln könnte, wie die Khao San Road in Bangkok. Aber das ist natürlich Quatsch, wir sind hier in Indien. Eigentlich sieht alles genauso aus wie vor der Renovierung. Der Straßenbelag ist neu und dennoch ein ziemliches Flickwerk, welches so nach und nach wieder unter Staub verschwindet. Die untere Hälfte der Straße, dem Bahnhof gegenüber, ist wohl verbreitert worden. Wie es aussieht, wurde der vordere Teil der Häuser einfach abgerissen und entsprechend wirken die Fassaden nun etwas zusammen geschustert. Nicht, dass dies groß auffallen würde, das passt nahtlos ins Straßenbild. Ein großes neues Hotel ist entstanden und ein Coffeshop mit Wifi (den ich gerade nutze), ansonsten: same-same, not different.

Eingang zum Main Bazaar
Der kleine kundige Mobilfunkladen existiert noch und dank guter Vorbereitung - Passkopie, ein Foto - bin ich binnen Minuten auch wieder Teilnehmer im indischen Mobilfunknetz. Das sorgt für preiswerte Kommunikation nach Hause und vor Ort. Auch sonst find eich alles vor wie gewohnt, ein bischen wie nach Hause kommen, hier war ich ja nun schön öfters. Entsprechend verläuft der Tag angenehm unaufgeregt, inklusive Mittagsschlaf und viel Herumgesitze ohne die Sorge, etwas zu verpassen. Sollte man im Hotel zwischenzeitlich die noch fehlenden Handtücher gefunden haben, freue ich mich jetzt auf eine Dusche.

Einfach mal relaxen

2 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  2. Da wäre ich ja gern dabei. Heute Morgen hatten wir auch fast 12 Grad, allerdings sind es bisher keine 30 geworden. Grüße an die Indianer.

    AntwortenLöschen