Wenn auch träge und mit nicht all zu viel Wasser bewegt sich der heilige Strom stetig Richtung Osten, besonders schön am Abend, wenn hunderte Öllichter auf ihm schwimmen. Die Anzahl der Motorboote ist nach wie vor sehr überschaubar, es wird still gerudert. Gestern Abend musste ich erstaunt ein "Party-Boot" sichten, das bunt beleuchtet indische Popmusik in die Stille absonderte, everything is possible.
Auch erstaunlich fand ich eine Demonstration am Asi Ghat, dem südlichen Stadtende. Dort wurde lautstark gegen die Verschmutzung der heiligen Gewässer durch Seife und Müll protestiert. Morgentliches Bad ja, aber bitte ohne Schampoo - hier regt sich das ökologische Gewissen ungewohnter Weise.
Der Hauptzugang zum Ganges gehörte am späten Nachmittag einer unüberschaubar großen Pilgergruppe aus Maharashtra. In bunten Trachten wurde musiziert und wilde Tänze lockten Zuschauer herbei und sorgten für viel fröhliche Stimmung. Das war doch mal ein schönes Vorsprogramm zur Krishna-Zeremonie.
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Mal die Welle machen |
Heute war dann die obligatorische Bootsfahrt fällig. Zum Sonnenaufgang an den geschäftigen Ghats vorüber rudern lassen erfreut Auge und Gemüt. Leider wurde die Sicht durch große Botte stark beeinträchtigt, in denen japanische Reisegruppen gleich busladungsweise ufernah befördert wurden. Japanische Gruppen fallen dabei besonders durch die Uniformiertheit ins Auge: alle mit den gleichen weißen Käppchen, gelben Jäckchen und dem wohl unverzichtbaren Mundschutz ausgestattet. Das gibt ein ganz putziges Bild ab, aber doch bitte nicht mitten im Getummel badender Brahmanen, das will man nicht. Auch eines der letzten Tabus, Fotografieren an den Verbrennungsstätten, scheint für reisende Horden aus Nippon aufgehoben, ich bin verwundert. Beim Frühstück warnt mich übrigens ein in meinem Gästehaus logierender Japaner nachdrücklich vor Reisen nach Japan in den nächsten Jahrzehnten. Dort sei alles verseucht, man schenke der Regierung keinen Glauben.
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Coca Cola |
Nahe der Verbrennungsstätten treffe ich später auch einen der wenigen echten Sadhus, die nicht als spendensammelndes Fotomotiv unterwegs sind. Der alte Mann rezitiert in schönem, wenn auch etwas unmelodischen, Singsang die heiligen Schriften, tief versunken und völlig desinteressiert am Geschehen in der Umgebung. Eine ganze Weile setze ich mich dazu und erfreue mich am Augenblick. Hier gibt es einfach viele Ecken, wo man lange sitzen und zusehen kann, ohne dass sich Langeweile einstellt. So werde ich es am letzten Tag in Varanasi dann auch machen, weitere Programmpunkte sollen nicht sein.
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