Sonntag, 25. März 2012

Kolkata II

Heute morgen war Ausschlafen angebracht und um acht gab es ein schönes üppiges Frühstück englischer Art. Es ist Sonntag. alles hat heute frei und ich will es auch ruhig angehen lassen. Ich spaziere ein paar Kilometer zum alten englischen Friedhof mit opulenten Grabmalen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die interessantesten Grabsteine, wie etwa: hier ruht soundso, verstorben, weil sie zu viel Ananas aß - finde ich leider nicht, aber interessant ist's dennoch. Riesige Pyramiden waren damals als Ruhestätte für Offiziere und hohe Beamte der East India Company offensichtlich en vogue, heute verwittern sie inmitten üppigen tropischen Grüns.

Manchen Kolonialbauten ist eine gewisse Baufälligkeit zu bescheinigen
In der Park Street sorgt ein Geldautomat wieder für Liquidität und sogleich macht ich es wie viele indische Familien der Mittelschicht am Sonntag: Mittagessen bei Mc Donald's. Das hat hier fast Eventcharakter und ermöglicht außerdem den reuhelosen Genuß von Eiscreme.

Per Taxi fahre ich nach Kalighat im Süden der Stadt, da die Metro Sonntags erst ab nachmittags verkehrt. Dort ist der bekannteste Tempel der Stadt zu finden, der Kali-Tempel. Kali ist eine recht archaische Gottheit und man stimmt sie traditionell mit Tieropfern gütig. Die Umgebung des Tempels ist voll mit Devotionalienhändlern und Bettlern, im Tempel selbst sind Menschenmassen unterwegs. Echte oder angebliche Brahmanen (Priester) versuchen hier permanent, Fremde zu überhöhten Spenden zu nötigen und das Fotografieren ist im Tempel auch ungern gesehen. Ich schaue mich demnach nur eine Weile um und suche dann das Weite. Das liegt nahe und ist ein Barbier, der mir für 10 Rupien (etwa 15 Cent) ein glattes Gesicht beschehrt.

Hier gibt es heiße Maggisoße für 20 Rs - wer kann das wollen, sonderbares Indien
Dann stellt sich ein Problem ein, dass unweigerlich immer irgendwann auftritt: Kleingeldmangel. Ich habe die Taschen voller Geld und bin trotzdem noch nicht einmal in der Lage, Zigaretten zu kaufen. Es ist Sonntag, nur die kleinen Buden am Straßenrand sind geöffnet und niemand kann - oder will.- 500er wechseln (das sind ca. 7,50 Euro). Nach einer Weile gelingt es dann und mit den nötigen kleinen Scheinen ist auch eine Taxifahrt zum Hotel wieder möglich, diese kostet bei knapp fünf Kilometern 50 Rupien.

Was macht man noch an einem Sonntag Nachmittag? Man geht zum Hotel Lindsay am New Markest, fährt mit dem Aufzug 10 Stockwerke hoch und setzt sich auf die Dachterrasse. Ein großartiger Blick über die Stadt ist gratis und auch der Rest nicht so teuer, ein, zwei Cocktails bei 35° sorgen für die richtige Perspektive. Schön sind dann Dusche und Siesta, bevor abends der Biergarten lockt. Unter schattigen Bäumen (tagsüber) gbit es dort nicht nur Kaltgetränke, sondern auch immer nette Gespräche mit anderen Menschen. Jeder Schatten hat natürlich auch seine Schattenseite, mich hat dort schon zweimal ein Vogel vollgekackt. Der Wäscheservice wird das schon wieder hinbekommen.

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