Dienstag, 20. August 2019

Tausend Tempel

Nun also noch einmal Bagan, eines der buddhistischen Wunderländer, im Mittelalter neben Angkor eines der bedeutenden Reiche Südostasiens. Vor knapp 1.000 Jahren begann man hier den Bau von Tempeln und Pagoden, über 10.000 sollen es gewesen sein. Zahlreiche Jahrhunderte und Erdbeben später stehen immerhin noch an die 3.000, seit kurzem von der UNESCO nach langer Wartezeit als Weltkulturerbe anerkannt.

Der Ananda-Tempel ist der schönste

Trotz Regenzeit - das Wetter ist sehr brauchbar in Bagan. Von einem kräftigen Monsunguss am ersten Tag abgesehen, scheint die Sonne heiß und dekorative Wolken sind ebenfalls vorhanden. Dazu ist die Landschaft recht grün, jedenfalls verglichen zur trockenen Hauptreisezeit. Ich wähnte mich hier mehr oder weniger alleine unterwegs, doch weit gefehlt. Aktuell sind hier sicherlich mehr Touristen unterwegs als bei meinem letzten Besuch 2006 zur Hauptsaison. Was hier mittlerweile in den Wintermonaten los sein muss, mag ich mir gar nicht vorstellen. Offenbar sind in China auch gerade Schulferien, an Busladungen aus dem Reich der Mitte herrscht jedenfalls kein Mangel.

Monsunregen zieht über den Fluss heran

War man früher noch auf Fahrrad oder Pferdekutsche angewiesen, um das weitläufige Areal zu besichtigen, sind heute elektrische Motorroller das überwiegend gewählte Verkehrsmittel. Die Dinger kann man an jeder Ecke mieten für kleines Geld. Gar nicht so schlecht, zumindest machen die Scooter keinen Lärm. Die Qualität aus chinesicher Produktion ist zwar eher "rustikal", irgend etwas funktioniert bei jedem Modell nicht, aber solange Bremsen und Hupe funktionieren, soll das ausreichen. Mit den Teilen ist man einigermaßen bequem und mit maximal 60 km/h unterwegs. Auf den überwiegend vorhandenen Sandpisten geht es natürlich eher langsam und mit den kleinen Rädern muss man sich in Acht nehmen, nicht in tiefen Sand zu fahren. Ich miete mit täglich einen neuen Roller, Mieten für drei Tage ging irgendwie nicht. Ich solle jeden Tag mieten, mit der Erklärung "it's better for you." Aha, sicher. Meine Frage nach den fehlenden Rückspiegeln wird mir unverständlich beantwortet, auch im Stil von "it's better for you." Warum frage ich eigentlich, man nehme die Dinge so, wie sie kommen.

Nach wie vor beliebt: Pferdekutschen

Es macht jedenfalls Spass, die nächsten drei Tage kreuz und quer durch das weitläufige Gelände zu fahren und ein paar der 3000 Tempel näher anzusehen. Den Sonnenaufgang lasse ich dabei allerdings aus. Zum einen gibt es in dieser Jahreszeit nicht den dekorativen Morgennebel, zum anderen mangelt es an brauchbaren Aussichtspunkten (dazu später noch mehr). Und ich muss zugeben, zum letzten bin ich einfach zu faul, vor halb fünf aufzustehen auf die Gefahr hin, einen eher leidlichen und wolkenverhangenen Sonnenaufgang mit mäßigem Ausblick zu erleben.

Morgenlicht
Landwirtschaft zwischen Tempeln ...
... wie seit Jahrhunderten

Seit dem letzen Erdbeben 2016 wurden mittlerweile alle Tempel in den oberen Stockwerken geschlossen. Früher konnten man etliche mit innen oder außen liegenden Treppen besteigen und sich einen Überblick verschaffen. Nur so kann man die Menge der Tempelbauten ind der flachen, baumbestandenen Ebene ausmachen. Der Haupttempel für den Sonnenuntergansblick war allerdings schon 2006 recht überfüllt. Bei den heutigen Besuchermengen, Erdbebenschäden hin oder her, ist ein Wiedereröffnen von Tempeln zum Besteigen meine ich undenkbar. Vereinzelt sind die Absperrungen an einsamer liegenden Tempeln zu überwinden, einheimische Schlepper bieten derlei auch überall an. Bei so einer Aktion ist allerdings erst letzte Woche ein Koreaner tödlich abgestürzt, muss auch nicht sein.

Der höchste Tempel der Region
Hier sind noch etliche Wandmalereien erhalten
Abendlicht

Alternativ kann man heute nur den häßlichen, bei meinem ersten Besuch gerade fertiggestellten Aussichtsturm für 5 $ Eintritt besuchen. Der liegt aber (eigentlich zum Glück, solche Verschandelungen hatten unter anderem bei der UNESCO für Verzögerung gesorgt) sehr am Rande des Areals. Nun denn, ich fahre dort abends mal vorbei und schaue mir das ganze an. Es herrscht ordentlich Betrieb, der Ausblick ist aber finde ich bescheiden. Von den Haupttempeln ist man hier einfach viel zu weit entfernt. Darüber hinaus gibt es noch ein paar kleine Aussichtshügel(chen), die angelegt wurden. Einer ist an fragwürdiger Stelle errichtet, da finde ich die Aussicht nicht wirklich. Der andere scheint soweit ok, den werde ich mir zum Sonnenuntergang noch einmal vornehmen.

Der Shwezigon gilt als Urform der burmesischen Pagode
Vor größeren Tempeln darf der Souvenirhandel nicht fehlen
... und der örtliche Wahrsager auch nicht

Auch ohne Sonnenaufgang geht es immer um sechs herum aus den Federn. Ich bin die Vormittage unterwegs, bis es mächtig heiß wird. Dann lässt sich prima Siesta halten bis zum späteren Nachmittag. Ich wohne komfortabel im historischen Zentrum. Das Bagan Thande Hotel kenne ich schon, dieses mal bewohne ich aber einen Bungalow mit Flussblick. Sehr klasse, Terrasse am Ayayarwady-Ufer, mit Sonnenuntergangsblick und herrlicher Stille. Abends plätschert der Fluss vorüber, Insekten zirpen und ab und zu setzt ein Froschkonzert ein, ansonsten einfach Ruhe. Auf dem Bambusrollo, welches nachmittags für Schatten auf meiner terrasse sorgt, lebt der für mich zuständige, recht große Gecko und frisst die Mücken weg, braves Tier. Regenzeit heißt natürlich, dass mehr Moskitos unterwegs sind, bisher hält sich da alles aber in erträglichen Grenzen.

Unterwegs in den Dörfern: Kleinfeldturnier
... und eine religiöse Feier, ...
... bei der ein eingeölter Bambusmast erklettert werden muss

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