Sonntag, 20. Januar 2019

Das rockt

Den "Golden Rock" hatte ich immer für eine eher überschätzte Touristenattraktion gehalten, wo man nicht unbedingt hin muss. Da muss ich mich korrigieren, der Ausflug gestern war auf alle Fälle lohnend. Über das Hotel vermittelt bekomme ich ein brauchbares Taxi mit sehr angenehmen Fahrer für die jeweils zweistündige An- und Abreise.

Der eigentliche Event ist dann die weitere Anfahrt vom "Basislager" Kinpun auf den 1100 Meter hohen Berg. Unmengen Pilger strömen in dem kleinen Ort zusammen. Angesichts der Dichte an Souvenirshops und Läden für den buddhistischen Bedarf hat man Eindruck, in einer Art burmesischen Lourdes gelandet zu sein. Die Pilgerschar wird dann in einer großen Halle über Rampen auf Lastwagen "verladen". Dicht gedrängt müssen in jeder Reihe der Bierbänke auf der Ladefläche sechs Personen, vorher geht es nicht los. Die Laster füllen sich allerdings zügig und im Akkord werden Leute platziert.

Pilgerverladestation
Mein LKW füllt sich schnell

Kaum gefüllt macht sich der Laster im Affenzahn auf den Weg, den Berg zu erklimmen. Nach fünf Minuten ist allerdings erstmal Stop, das Fahrgeld wird kassiert. Warum man das nicht vor dem Einstieg direkt in der Halle erledigt, man weiß es nicht. Ein paar Meter weiter dann der nächste Stop, hier werden Spenden gesammelt. Wortreich und langatmig wird Sprachkundigen der Zweck der Gaben vermittelt. Offensichtlich nachvollziehbar, denn es landen allerlei Scheine in den Gabenschüsseln.

Dann geht es weiter auf einem sehr steilen Sträßchen und durch unzählige Haarnadelkurven, bei denen die Sitzreihen munter von der einen zur nächsten Seite rutschen. Definitiv keine Strecke für Zartbeseitete, die Pilgerschar erträgt es mit buddhistischer Gleichmut. Wir erreichen eine Zwischenstation, wo man bei Bedarf in eine neu errichtete Seilbahn umsteigen kann. Früher war hier für Ausländer Endstation, weil die restliche Strecke für zu gefährlich erachtet wurde. Sie wurde wohl etwas ausgebaut und noch steiler geht es weiter den Berg hinauf. Dann ist die Bergstation erreicht.

Endladestation auf dem Berg

Die restlichen paarhundert Meter des Weges kann man nun Träger anheuern. Doch ich verzichte auf Sänfte und Gepäckträger und latsche wie alle anderen diverse Treppen hoch, natürlich barfuß. Imbissstände aller Art säumen den Pfad, hungern und dursten muss man hier jedenfalls nicht.

Schließlich kommt man auf eine große Plattform auf dem Gipfel, wo Hunderte Pilger mehr oder weniger behelfsmäßige Lager aufgeschlagen haben, die meisten bleiben über Nacht auf dem Berg. Leider muss ich auf Sonnenauf- und untergang verzichten und bin zu einer eher ungünstigen Tageszeit hier, man kann eben nicht alles haben.

Campieren auf dem Gipfel
Profi-Pilger haben Zelte dabei
Man kommt mit Jung und Alt, Kind und Kegel

Ziel der Pilgerei ist der hochverehrte, berühmte Felsen. In ihm lässt sich der Kopf Buddhas entdecken, sagen einige. Fest steht, dass er mit wenig Auflagefläche über dem Abgrund balanciert, der Legende nach nur gestützt von einem Haar Buddhas. Das letzte Erdbeben hat der Fels jedenfalls auf seinem Platz überstanden. Fleißig wird der Fels immer mehr mit dem - natürlich - vor Ort erhältlichen Blattgold bedeckt, so dass sich die Goldschicht im erreichbaren Bereich stetig vergrößert. Ich kaufe mir auch ein Päckchen Gold, nehme dies aber als Souvenir mit. 

Fototermin am ersten Aussichtspunkt
Statt "Liebesschlössern" hängt man gerne Glöckchen an die umgebenden Zäune, klingt auch besser
Gläubige sorgen für eine stetig wachsende Goldschicht

Balance auf der Felskante
Blick auf Felsen und Berge

Sehr schön ist die Jahrmarktstimmung auf dem Gipfelplateau gemischt mit Gesängen, Glockenklängen, Weihrauch und Kerzen. Die Touristendichte hingegen ist erstaunlich gering, das hatte ich nicht erwartet. Hier kann man einige Zeit zubringen, auch wenn das Barfußlaufen irgendwann nervt, man ist es halt nicht gewohnt. Der Rückweg bis zur Lastwagenstation muss auch noch bewältigt werden, danach läuft es sich in Schlappen wie auf Wolken.

Gegen die brennende Sonne empfehlen sich ...
... Kopfbedeckungen aller Art

Auf der Rückfahrt sitze ich wieder in der ersten Reihe des Lastwagens. Das ermöglicht eine relative Beinfreiheit und sorgt dafür, dass man sich nicht bei jedem ruckartigen Bremsen (und davon gibt es viele) die Kniescheiben an der Bank vor einem lädiert. Dafür muss man sich mangels Haltemöglichkeiten die gesamte Fahrt mit beinen Armen abstützen an der Blechwand vor uns, gegen die man sonst vor jeder Kurve knallen würde. Achterbahnerlebnis inklusive, eigentlich wollte ich Filmen, was aufgrund der Umstände aber unmöglich war.

Fazit: Goldener Fels rockt!

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