Donnerstag, 8. März 2018

Tropische Nächte

Ich sitze auf dem Balkon meines Hotelzimmers. 22:30 Uhr, 30 Grad. Die wabernde Feuchtigkeit ist nicht nur spürbar, sondern auch sichtbar, nebelartig im Licht der Scheinwerfer, welche die goldene Sitze der Sule Pagode anstrahlen. Die Spitze sehe ich hinter den leicht kitschigen Pagodendächern des kolonialen Rathauses aufragen, direkt meinem Hotel gegenüber und drei Blocks breit. Die Luft gehört den Fledermäusen, die pfeilschnell den Block umkreisen. Gute Tiere, ich hoffe, die fressen die Moskitos. Die Straßenecke unter mit gehört den wilden Hunden, 13 Stück zähle ich. Einer heult, alle kläffen. Wo sind die eigentlich tagsüber? Man weiß es nicht, morgens sind sie jedenfalls weg. Nachts verfolgt die halbe Meute kläffend ein spätes Auto die ganze Gasse lang, dumme Tiere. Am Glas mit kalten Getränken perlt binnen Sekunden klatschnass die Feuchtigkeit herunter. Genauso macht es der Schweiß, zum Glück weht im sechsten Stock und damit höher als das meiste in der Umgebung ein angenehmer Wind beizeiten. Tropennächte, unvergleichlich. Mein Zimmer ist auf angenehme 24 Grad temperiert, was fast zu kalt erscheint, aber einen guten Schlaf garantiert. Morgens wird sich die Feuchtigkeit in Nebel manifestieren, bevor die Sonne diesen glühend vertreibt. Eine Gruppe Nonnen sammelt, heilige Lieder in eine Megaphon singend, Spenden. Die Hunde sind weg, der Verkehr wieder da und ein neuer, heißer Tag beginnt.

Koloniales Rathaus in Yangon

Doch noch einmal zurück nach Pathein. Auch dort fühlte ich mich früh morgens an "die Stadt der Blinden" erinnert. Vorhang auf, Stadt und Fluss sind weg. Ein dichter Nebel lässt nur wenige Meter weit blicken, alles verschwindet in weiß. Sonnenaufgang gucken ist nicht angezeigt, es dauert etwa zwei Stunden bis sich der Nebel schlagartig lichtet.

Die Pagode erscheint aus dem Nebel

Ich verbringe eine angenehme Zeit in Pathein. Eine Fahrt mit der Fähre zum anderen Flußufer ermöglicht mir, den gammeligen 50 Kyat Schein (etwa 3 Cent) loszuwerden, denn so viel kostet die Überfahrt, hin und zurück. Ich bummle noch ein wenig durch die Marktgassen und die Pagode. Doch, angenehm ist es hier.

Nice to meet you
Mein Hotel ist das einzige hohe Gebäude am Fluss
Fährverkehr in Pathein
Kokosnüsse sind keine Mangelware
Morgentliche Andacht
Begegnung in der Pagode
Fotografieren und fotografiert werden
Unweit meines Hotels der semilagale Hauptumschlagplatz für Schiffsdiesel

Per Bus geht es zurück nach Yangon. Vom Busbahnhof in die Stadt brauche ich eineinhalb Stunden, schlimmer Verkehr. Die letzten Tage in Yangon besuche ich nochmal alt bewährtes, natürlich muss ich noch einmal zur Shwedagon Pagode. Abends ist dort viel Betrieb, aber auch die "Touristenquote" ist doch erheblich höher als des Morgens.

Gebet in der Shwedagon Pagode
Gold wohin man auch schaut

Abendlicher Betrieb
Andächtig
Nice to meet you #2

Eigentlich hatte ich einen Tagesausflug in das Städtchen Twante im Deltagebiet geplant. Leider war es schlicht unmöglich herauszufinden, ob die Anfahrt per Boot dort hin möglich ist. Die Angaben waren doch sehr wage und widersprüchlich. Also überquere ich mit der Fähre den Yangon River nach Dala am anderen Ufer. Angesichts des großen Generves dort, Rikschafahrer der aufdringlichen Art sind hier berüchtigt, und der enormen Hitze verliere ich aber die Lust, in einem überfüllten Pickup eine Stunde durch die Gegend zu rumpeln. In Twante hätte ich dann über die heißen Mittagstunden herumlaufen müssen, ich verzichte dieses Mal und nehme die Fähre zurück. Anders als in Pathein nimmt man hier von den Touristen, die fünf Minuten Überfahrt kosten für Ausländer 4.000 Kyat (für Einheimische sind es 200). Die knapp drei Euro sind nicht das Problem, aber den 20-fachen Preis zu verlangen ist schon etwas dreist. Dafür ist die Fährtfahrt ein ganz netter Event.

Möwen füttern ist populär
Mönche reisen gut informiert
Kids auf der Fähre

Schon verabschiede ich mich wieder aus Myanmar. Ich bin noch etwas zwiespältig, was manche Veränderung angeht. Ich hoffe, es macht die Menschen wenigstens zufrieden, es wäre zu wünschen. Jedenfalls komme ich sicher noch einmal zurück, vieles von dem, was mich hier bei den ersten Besuchen begeistert hat, habe ich wiedergefunden.

Zu guter letzt musss ich noch klarstellen: Star Cola wurde, wie zwischenzeitlich herausfand, doch von Pepsi aufgekauft uns damit abgeschafft. Pepsi sieht man aber so gut wie nie, ätsch!

Ein letzter Blick auf die Sule Pagode
"Freedom from fear" - wollen wir es hoffen ...
Geldautomat in der Shwedagon Pagode - Gott Mammon ist angekommen?

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