Dienstag, 1. März 2016

Death Railway

Auf den zweiten Blick entpuppt sich Kanchanaburi (Betonung auf dem naaaaaa) doch als ganz annehmbarer Standort für ein paar Tage. Der Ort ist insgesamt eher unscheinbar, nicht besonders herausgeputzt und frei von großartig sehenswerten Dingen. Das bemerkenswerte Prostitutionsaufkommen erklärt sich sich wohl wesentlich durch die Nähe zu Bangkok, von dort verbringt hier der ein oder andere gestresste Großstädter ein Wochenende mit Wein, Weib und Karaoke. Billig ist das nämlich im Vergleich, auch wenn die euphorische Werbung manch einschlägiger Bar - get drunk for only 10 Bath - doch arg an der Realität vorbei geht. Eine weitere große Zielgruppe sind offenbar trinkfreudige Engländer, die in den schummrigen Bars wohl der im Weltkrieg hier hingerafften Ahnen gedenken.

Der Tourismus zeigt sich ansonsten relativ verhalten hier. Die Vermarktung der Hauptattraktion, der berühmten Brücke am Kwai, steckt noch eher in den Kinderschuhen. Korrekter Weise müsste man sagen: die Brücke über den River Kwae Yai, das ist das cineastisch zum Ruhm gelangte Bauwerk am Stadtrand. Die Japaner, die im 2. Weltkrieg Indochina besetzten und auch ein Auge auf die englische Kolonie Burma geworfen hatten, bauten mit Einverständnis der Thai die Thailand - Burma Railway zwecks Nachschubsicherung. Kriegsgefangene, vor allem Engländer und Holländer, wurden für den Bau eingesetzt und überlebten zu Tausenden die wirdrigen Bedingungen in der Sumpf- und Dschungellandschaft nicht. Ein Synonym für die "Eisenbahn des Todes" wurde die hart umkämpfte Brücke über den Kwae Yai, eine Holzkonstruktion, die das Kriegsende ebenfalls nicht erlebte. Die heutige Brücke ist ein Neubau der Nachkriegszeit

Die heutige Brücke am Kwai
Friedlich bei Sonnenaufgang
Zu früher Stunde meist menschenleer

Das Bauwerk an sich ist nun nichts, was vom Hocker haut, nur der Hauch der Geschichte sorgt für Interesse. Abgesehen von wenigen mobilen Buchverkäufern und ein paar Marktständen mit T-shirts sind touristische Marketingaktivitäten hier kaum zu verzeichnen. Auf dem Weg zur Brücke vor Sonnenaufgang nerven ein wenig die Köter, die einen alle paar Meter fressen wollen, außer ein paar herumhuschenden Mönchen trifft man sonst kaum wen.

Hier bekommt man zumindest schon Kaffee, löblich

Mahnmal: make love

Der Weg von der Brücke längs der Bahnlinie ins Zentrum führt zunächst durch öde Gegend, dann die Hauptstraße lang durch ein endloses Gewerbegebiet, wo sich alles rund ums Thema Auto dreht. Eine größere Ansammlung von Reperaturbetrieben aller Art, Reifenhändlern, Tankstellen uns so weiter sah ich selten.

Cowboy am Wegesrand
ATU
Obi
Gerümpel, hundebewacht

Irgendwann erreicht man dann den sehr gepflegten Friedhof, auf dem über 6000 der ehemaligen Kriegsgefangenen beigesetzt sind.

Kriegsgräberfürsorge

Weitere Sehenswürdigkeiten bietet die Stadt im Grunde nicht. Ich verbringe hier eine recht faule Zeit. Es geht gemächlich zu, man kann vielerorts nett sitzen und sich das alles anschauen oder auf der schatiigen Veranda meiner Hütte auf dem Fluss ein Buch lesen, gar nicht so verkehrt. Einen Besuch des derzeit schwer in der Kritik stehenden Tiger-Tempels lasse ich ausfallen, das Geschäftsgebaren der großkatzenhaltenden Mönche scheint bedenklich.

Was in Kanchanaburi noch auffällt, ist die geringe Anzahl der sonst überall anzutreffenden Verbotsschilder. Nicht Rauchen, kein Alkohol, nicht Rumsitzen etc. sind ansonsten Botschaften, mit denen gerne flächendeckend das öffentliche Straßenland zugepflastert wird. Der Hersteller dieser Schilder wird ein reicher Mann sein. In K'buri herrscht diesbezüglich reine Anarchie, erschreckend.

Was genau hier jetzt verboten ist, man weiß es nicht
Freundliche Fachkraft für frisch gepressten Saft
Nächtliche Ausgehstraße

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