Dienstag, 17. Januar 2023

Brückentage

Wenn man 4000 Inseln zur Verfügung hat, bietet sich der Besuch zumindest einer weiteren an. Nach drei Tagen wechsle ich auf die südlichste bewohnte Insel Don Khon. Da diese praktischer Weise von Don Det mit einer Brücke erreichbar ist (dazu später mehr), erspart eine holperige Tuk-Tuk Fahrt einen längeren Marsch mit Gepäck. 

Die französische Brücke zwischen den Inseln (Brücken werden hier gerne nach der erbauenden Nation benannt)

Im Nordwesten der Insel liegt jenseits der Brücke das einzige nennenswerte Dorf. Ich wohne gleich neben der Brücke mit nettem Blick auf den Fluß, auch wenn da viele Palmen im Weg herum stehen. Meine Unterkunft ist mit zwei Stockwerken quasi das Hochhaus im Dorf und vom Dach aus kann man sich einen Überblick verschaffen.

Don Khon ist noch weniger besiedelt, dafür ein ganzes Stück größer als Don Det. Eine handvoll kleiner Dörfer, ein paar Reisfelder, ansonsten gibt es hier im wesentlichen Dschungel. Also alles noch ruhiger und noch mehr Natur, durchaus annehmbar für die nächsten Tage. 

Inselhauptstraße

Inklusive Supermarkt ...

... und Krankenhaus

Die Größe der Insel und die erstaunliche Tatsache, dass hier die Hauptwege betoniert sind, machen das Anmieten eines Motorrads attraktiv. Das passiert hier gänzlich formalitätsbefreit in wenigen Sekunden: kurzer Funktionscheck, umgerechnet 5 Euro überreichen, wegfahren. Ein voller Tank ist inklusive und nach Papieren welcher Art auch immer fragt niemand. Nun gut, es ist eine Insel, wo will man schon hin mit dem Mopped. 

Mietet man ein gelbes Motorrad, kann man das prima getarnt zwischen Bananen und Beer Lao Kisten parken

Unterwegs auf auf der Insel, hier mal unbetoniert

Zu sehen gibt es auf Don Khon vor allem Wasserfälle. Auf beiden Seiten der Insel ergießt sich der Mekong in allerlei Stromschnellen und Wasserfällen gen Süden. Man darf da nun nicht wer weiß was erwarten, das ganze kommt eher wie duzende Gebirgsbäche daher und hat nun nichts von den großen Wasserfällen der Welt. Nun denn, ich schaue es mir natürlich an. Die Wasserfälle im Westen sind mit einem ganz netten Park angelegt, inklusive Restaurant, Zäunen und Eintrittsgeld. Eine Gruppe Touristen aus Thailand ist auch ganz aus dem Häuschen.

Mutig trotzen die Thais und ich der Gefahr

Da fällt er, der Mekong, oder zumindest kleine Teile davon

Die angelegten Aussichtsplattformen wirken etwas schadhaft

Auch Mönche kommen zur Wasserfallbetrachtung

Und Kinder malen Mandalas in den Sand

Die Wasserfälle erstrecken sich über etliche Kilometer breite zwischen den zig Inseln. Den im Osten von Don Det will ich mir auch ansehen, das ist aber kompliziert. Am Abzweig vom Hauptweg fahre ich ein paar mal vorbei, den Trampelpfad in den Dschungel erkennt man kaum und ein Schild oder derlei gibt es hier nicht. GPS sei Dank holpere ich dann doch irgendwann durch die Büsche dem Wasserfall entgegen, dachte ich zumindest. Der Weg endet irgendwann vor einer desolaten Hängebrücke. Die müsste man eigentlich überqueren, über die Insel dahinter klettern und dann hätte man Blick auf die Wasserfälle, so die Theorie. Da die Brücke allerdings mehr als schadhaft ist und hier außer dem Dschungel und mir kein Mensch ist, nehme ich nach kurzer Überlegung von der Überquerung Abstand. Ein Schild warnt davor, dass hier auch niemand für Verletzungen haftet und mangels bergungswilliger Mitmenschen will ich den vielleicht 10 Meter unter der Ex-Brücke befindlichen Stromschnellen lieber nicht zu nahe kommen. 

Endstation Hängebrücke

Um beim Thema Brücken zu bleiben: was zur Hölle hat die Franzosen veranlasst, vor über 100 Jahren eine Brücke zwischen zwei nichtssagenden Inselchen zu erbauen? Da kommen nun wieder die Wasserfälle ins Spiel. Der Mekong war der Hauptverkehrsweg, um all die schönen geraubten Dinge, äh pardon, ich meine natürlich Kolonialwaren, aus den eroberten Gegenden wegzuschaffen. Nun sah man sich aber dem Problem ausgesetzt, das wegen dieser dämlichen Wasserfälle der Schiffstransport bis ins Mekongdelta und zum Meer nicht funktionierte. Und außer dem Fluss gibt es hier vor allem Berge, Urwald, keine Gegend, durch die man mühevoll irgendwelche Straßen bauen möchte. Die Briten bauten Eisenbahnen in Indien, die Franzosen taten es ihnen gleich in Vietnam, aber hier mitten im nichts? Doch! Die einzigen vielleicht zehn Kilometer Eisenbahn in Laos bauten sie von Nord nach Süd über die kleinen Inseln Don Det und Don Khon und die eigends dafür errichtete Brücke. Dazu gab es Verladerampen auf beiden Inseln, der ganze Kram ging vom Schiff auf die Schiene und kurz darauf, jenseits der Wasserfälle, zurück auf's Schiff. Problem gelöst, es wird einem aber auch nicht gerade leicht gemacht in diesen Kolonien. 

Verladerampe auf Don Det

Die Reste alter Schmalspurdampfloks rosten nun vor sich hin

Weitere Bauten aus der Kolonialzeit ...

... sind heute auch dem Vergammeln preisgegeben

Übrigens, inzwischen gibt es eine weitere Eisenbahnstrecke in Laos. Die verbindet die Hauptstadt Vientiane mit der touristischen Metropole, der ehemaligen Königsstadt Luang Prabang und führt weiter bis nach China. Das alles wurde in Höchstgeschwindigkeit von den Chinesen gebaut und man fährt nun per Zug in Höchstgeschwindigkeit in zweieinhalb Stunden nach Luang Prabang (Busse brauchen mindestens acht Stunden). Ich hörte, das China dafür im Gegenzug einen Teil besonders schadstofflastiger Industrie in nördliche Laos verlegen darf, um die eigene Umweltbilanz zu schönen. Wundern würde es nicht.

Leider sind die Tage auf Don Khon überwiegend bewölkt, zwei Nächte und einen halben Tag regnet es recht heftig. Das beeinträchtigt den Aufenthalt aber nicht wirklich, war eine schöne Zeit hier. 

Nur als Denkmal gesichtet: Irrawaddy-Delfine

Blick vom südlichsten Ende von Laos hinüber nach Kambodscha

Der Hund ist hier nicht begraben, er wird auf Fischernetzen abgelegt

Beim Tempelneubau ist der handwerklich geschickte Mönch gefragt

Die Perfektionierung des kleinen Laden für Alles: der kleine Laden für Alles mit Restaurant

Ob sich alte Matratzen für die Flußfahrt durchsetzen, ist noch nicht entschieden

Verregnete Natur, mystisch

Früher die Eisenbahn, heute Schulkinder auf der Brücke

Die Kokosnussversorgung war jederzeit sichergestellt

Für LKW ist die Brücke ungeeignet

Fischreich ist der Fluß nach wie vor

Abendliche Feuer halten die Mücken fern, sagt man. Ich vertraue lieber auf Chemie.

Da fällt mir noch eine Bonusfrage ein, die immer schon gestellt werden wollte:

Erzielen Berherbungsbetriebe bessere Kundenbewertungen, wenn sie aus ihren Handtüchern Fantasietiere kneten? Weiß das jemand?

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