Dienstag, 6. Oktober 2015

Livin' in a rock

Nach drei Tagen in Zentralanatolien wird es Zeit, hier mal ein wenig zu schreiben. Kappadokien ist flächemäßig überschaubar, wie ich inzwischen feststellen konnte, aber ungemein beliebt. Der Tourismus ist allgegenwärtig und große Popularität hat die Region - ich hätte es nie gedacht - bei den Chinesen, die hier in Hundertschaften anzutreffen sind. Erstaunlich, mit so viel Trubel hatte ich gar nicht gerechnet. Ich logiere in Mustaphapasha, einem unspektakulärem Kaff abseits dieses Trubels, angenehm und authentisch in einem 200 Jahre alten kleinen Palast. Hier im Städtchen ist aber auch nicht der Hund begraben, wie ich gestern bei einem kleinen Rundgang durch die mich begleitende Hundemeute belehrt wurde.

Dem bösen Blick kleine Chance: "Deine blauen Augen machen mich so sentimental." [Ideal]

Was es hier viel gibt ist Landschaft. Und zwar eine zweifellos beeindruckende, hier hat sich die Natur als Künstler ausgetobt, in einer Form, die selbst Hundertwasser nicht besser hinbekommen hätte. Dem Zitat von Friedensreich Hundertwasser: "Wenn der Mensch glaubt, die Natur korrigieren zu müssen, ist es jedes mal ein nicht wiedergutzumachender Fehler. Es sollte nicht einer Gemeinde zur Ehre gereichen, wie viel selbstgewachsene Natur sie zerstört, sondern es sollte vielmehr für eine Gemeinde Ehrensache sein, soviel wie möglich von ihrer natürlichen Landschaft zu schützen."  ist so gesehen zuzustimmen. Man möge es denen, die mit "Quads" durch diese Landschaft brausen, um die Ohren hauen.

Das Feilbieten von Leckereien ist in Anatolien verbreiteter Brauch
Immer dabei: der gute Cay

Eine der Hauptattraktionen, die Felskirchen bei Göreme, waren doch arg von Touristen geflutet. Das tat der Atmosphäre einigen Abbruch, nun ja. Ruhe hat man hingegen beim Durchwandern der Täler und Täler gibt es hier viele. Wer staubige und teils ausgeprochen steile Pfade in Kauf nimmt, wird dafür mit Stille und erstklassigen Ausblicken hinter jeder Ecke des Weges belohnt. Das konnte ich gestern im "Taubental" und heute im wirklich spektakulärem roten Tal erleben.

Farbenspiele im roten Tal
Göreme ist der bekannteste Ort in Kappadokien und entsprechend frequentiert
Schöne Landschaften ziehen Brautpaare immer an
Derlei Waren ziehen wahrscheinlich die Kundschaft aus Fernost an

Kaum satt sehen kann man sich hier an den Felsformationen. Pilze, Feenkamine, teils bewohnbar gemacht vor Jahrhunderten, teils immer noch bewohnt. So etwas sieht man nicht alle Tage. Dazu die allgegenwärtige Gastfreundschaft und eine Küche, die man nur loben kann, da bleiben wenig Wünsche offen. Die letzten Tage waren dazu angenehm temperiert, aktuell sind allerdings Gewitter und Regen eingetroffen. Mal sehen, wie sich das noch entwickelt. Ich bin auch gespannt, ob trotz der allgegenwärtigen Ausbuchung die mit Mühe für Freitag noch organisierte Ballonfahrt klappen wird, es wäre erfreulich.

Praktisch: wer neue Bücher kauft, kann sich in der Steinpilzbehausung einfach eine neues Regal in den Felsen meißeln
Launen der Natur formten die Feenkamine aus dem vulkanischen Tuff
Sehr erstaunlich, wie alt die Leute hier werden. Muss am guten Essen liegen

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