Sonntag, 15. Mai 2022

Gozo

Ich wollte doch etwas schreiben, jetzt aber ... Lufthansa brachte mich (mit Maske) zügig nach Malta, wo ich erst einmal den bewusst handlichen Mietwagen übernahm. Rechtslenker, klar, das macht es zunächst etwas unübersichtlich. Kleinformat erweist sich bei den teils eher schmalen Sträßchen als vorteilhaft, bei der Suche nach den sehr raren Parkplätzen ebenfalls.

Ich muss einmal quer über die Insel Malta. Ohne Navi wäre man ziemlich verloren, es wurden diverse neue Straßen gebaut angesichts des doch enormen Verkehrs und gefühlt 100 Kreisverkehre trennen mich vom Fähranleger. Die mehrspurigen Kreisverkehere schließe ich sogleich ins Herz. Hier wird munter kreuz und quer gefahren, Laster vorlassen und ansonsten irgendwie durchwurschteln, will man nicht für den Rest der Tage seine Runden drehen. Mit der Fähre geht es sodann in 20 Minuten hinüber auf die kleine Insel Gozo, die als das gemächliche und eher ländliche Malta gilt. 

So ist es dann auch, allerdings staut sich der Verkehr hier auch ab und an vor etlichen Engpässen, die nur für eine Spur Platz bieten. Ansonsten fährt man häufig an den allgegenwärtigen groben Steinmäuerchen vorbei. Die sind stabiler als Außenspiegel, soviel kann ich jetzt auch sagen. Mit dezentem Spinnennetzmuster auf der linken Seite erreiche ich dann meine Unterkunft, die hält, was sie versprach.

Dachterrasse mit integrierten (Whirl-)pool, fein

Ein Supermarkt, auch eher selten anzutreffen, findet sich nahe der Hauptstadt. Das nötigste für die kommenden Tage muss besorgt werden, wenigstens das Frühstück wird selbst gemacht.

Was macht man so ein paar Tage auf Gozo? Die Ruhe genießen, abends auf der Terrasse passiert außer Vögeln und einem Hund wenig Geräusch, morgens kräht wie es sich gehört der Hahn. Spätestens um 9 klappt man auf Gozo die Bürgersteige hoch, mir ist es recht. Dafür kann man gut früh aufstehen, das lohnt immer. Spazieren an der netten Steilküste, Dörfer angucken, es gibt genug zu tun. Mit dem Auto hat man die Insel zügig gesehen, jedenfalls die Ecken, die ich mir ansehen wollte.

Dazu gehören die Tempel von Ggantija. 5600 Jahre alt galten sie lange als älteste Steinbauwerke der Welt, sie entstanden lange vor den Pyramiden. Inzwischen wurden aber die ältesten Bauerke in der Türkei (Göbekli Tepe) datiert. Man muss sich mir den Bauerken ein wenig beschäftigen, sonst ist wenig zu sehen außer halt großen Steinen. Die liegen am Hand in schöner Landschaft, das macht den Rundweg so oder so lohnend. 

Reste vom uralten Tempel
Rundherum typische Landschaft

Schon seit den Phöniziern hinterließen Touristen Inschriften

Das zum Tepel gehörige Dorf (oder umgekehrt) sehe ich mir auch noch an, ich bin zu früh für den Einlass. Verschlafene Gässchen und auffällig viele Metzgereien finden sich hier.

Gegen Metzger Sam ...

... setzt sich Jimmy vom Ambiente deutlich ab

Gut aufgeräumter Laden, auch farblich

Von der Ausleihe eines Anzugs habe ich letztlich Abstand genommen, auch, weil der Laden eh zu war

Nicht weit von "meinem" Dorf liegt mitten in der Pampa die Wahrfahrtskirche Ta Pinu, bei Pilgern des ganzen Archipels und darüber hinaus populär. Ein kleiner Stopp erfolgt auch hier, wenn man schon mal da ist.

Ziel vieler Wallfahrten

Der Chef war auch da, einen Monat vor mir

Gegend, typisch

Der Klerus setzt weiter auf Maske

Auch typisch: Ensemble aus Kirche und Telefonzelle bietet fast jedes Dorf

Die Küste lockt hier weniger mit Badestränden. Dafür gibt es jahrhunderte alte Salinen, die heute noch in Betrieb sind und von einigen angestammten Familien bewirtschaftet werden. Natürlich kaufe ich dort ein Säckchen Fleur de Sel, kann man immer brauchen.

Vor langer Zeit angelegte Salinen

Darin herumlatschende Touristen sind eindeutig unerwünscht

Versteckt haust der Salzverkäufer

Ein (erfolgloser) Versuch, ein gepriesenes Fischlokal aufzusuchen, verschlägt mich nach Xlendi [Schlendi]. Die Tourismusindustrie preist den Ort nach wie vor als "Fischerdorf" an. Von Idylle ist dort aber schon lange keine Spur mehr. Wer hier Urlaub macht, ist selbst schuld.

In einer versteckten Ecke gibt es noch Fischerdorf-Idylle

Ansonsten ist Xlendi zum Davonlaufen

Statt Fischlokal gibt es heute nur Baustelle. Das ist nicht weiter schlimm, auch andere Küstenorte bieten leckeres. Die westliche Steilküste der Insel besuche ich natürlich auch. Lange Jahre zierte das "Azure Window", ein riesiger Felsbogen, die Titelseiten sämtlicher Malta-Reiseführer. Vor ein paar Jahren stütze der gesamte Felsen ins Meer und verschwand. Ohne die Touristenattraktion geht es nun gemächtlicher zu an diesem Teil der Küste.

Steilküste am Abend

Sonnenuntergänge ohne Wolken sind wenig fotogen

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