Sonntag, 18. August 2019

Abgewichen...

... von den Hauptpfaden des Tourismus begehe ich die nächsten Tage. Monywa ist eine typische Kleinstadt, nichts besonderes zu sehen, viel Alltag, wenig Englisch, wenige Touristen. Das Stadtzentrum rund um Pagode und Markt bis zum Ufer des Chindwin, eines weiteren großen Flusses in Myanmar, lässt sich bequem erlaufen. Einen schönen Rundumblick bietet die Dachterrasse meines Hotels und zum Nachtmarkt ist es von dort auch nicht weit. Der Nachtmarkt ist auch recht übersichtlich, man kann dort aber sehr günstig und schmackhaft essen.

Bei ihr hat's gut geschmeckt
Bunte Sachen mit nicht bekannten Inhaltsstoffen

Ein Ausflug führt mich von Monywa zum Dorf A Myint, flussabwärts am Chindwin gelegen. Durch Zufall eher war ich auf ein kurzes Video von dort gestoßen, das interessant aussah. In meinen Reiseführern ist der Ort zumindest nicht zu finden, in Monywa aber durchaus als sehenswert bekannt. Ob der Sprachbarrieren organisiere ich ein Tuk-Tuk über das Hotel. Nachts gab es Regen und Gewiiter, am Morgen regnet es noch mäßig, also spricht nichts gegen einen Aufbruch nach dem Frühstück. Mein Tuk-Tuk Mann ist schwer tättowiert, spricht kein Englisch, kaut ununterbrochen Betel, hupt ununterbrochen und telefoniert fast ununterbrochen. Bemerkenswert, wie er das alles synchronisiert bekommt. Eineinhalb Stunden dauert die Fahrt, davon holpern eine Stunde bandscheibengefährdend über schlammige Dorfstraßen. Immerhin ist eine Musikanlage mit an Bord, die vermutlich mehr gekostet hat als der gesamte Rest des Tuk-Tuk und uns mit burmesischem Gitarrenrock in guter Qualität versorgt.

In diesen "Gehegen" werden Betelblätter angebaut

Angekommen bietet der Fahrer mit betelrotem Lächeln seinen kompletten Fremdwortschatz auf: "you ok?" Ja, ich bin ok und das Dorf A Myint ist es auch. Dort gibt es eine alte, teilweise verfallene Ansammlung von Pagoden, mitten im Dorf und hübsch anzusehen. Das war Ziel meines Interesses und gefällt. Gleich in der Nähe liegt ein kleines Holzkloster, ebenfalls interessant. Dort freut sich der kettenrauchende alte Dorfmönch über Kurzweil, ich muss mich zu einem Schwatz zu ihm setzen und bekomme diverse Zigarettenmarken angeboten, die ich unbedingt probieren soll. Leider sind auch die Sprachkenntnisse des Mönches recht begrenzt, so dass der Schwatz kurz ausfällt, wir aber lächelmd einfach eine Weile dasitzen und rauchen.

Überwucherte Tempel ...
... ein Hauch von Angkor
Dorfkloster
... und der qualmende Abt

Alles nicht spektakulär, aber es sind die feinen Kleinigkeiten, die solche Ausflüge reizvoll machen und den Aufwand allemal lohnen. In Monywa habe ich ohnehin nicht mehr viel zu tun, auf dem Hoteldach erhalte ich später noch ein vorzügliches Abendessen und ein kaltes Bier, so wird der Tag rund.

Was bleibt uns nach dem Brexit? Uhrentürme weltweit, so auch in Moywa
Dachlokale in zentraler Lage sind zu befürworten

Heute Morgen trifft, nachdem ich eine sehr gute Suppe zum Frühstück hatte,  pünktlich Win San mit seinem Toyota ein, ich sehe ihn schon von meinem Balkon beim einparken. Auf geht es nach Bagan, was rund drei Stunden Fahr bedeutet. Dabei überqueren wir zunächst den Chindwin und weiter geht es durch ländliche Gegend. Reisfelder, Alleen mit knorrigen alten Bäumen und ab und zu ein Dorf säumen den Weg. Viel Verkehr ist hier auch nicht, die Straße ist in ganz brauchem Zustand. Einen Stopp legen wir auf Empfehlung von Win San in einem Dorf auf der Strecke ein. Dort gibt es ebenfalls ein Pagodenfeld, ähnlich wie in A Myint. Alles nicht vergleichbar mit Indein oder Kakku in Nähe des Inle Sees, aber doch durchaus eine Pause wert.

Landleben mit Pagodenfeld
Ein Wald von Heiligtümern mitten im Nirgendwo

Wie spazieren durch das Dorf, wo es allerlei Handwerk zu sehen gibt. Räucherstäbchen werden hier hergestellt, verscheidene Schmieden und Schreiner sind bei der Arbeit zu sehen, echt interessant. Ohne orts- und vor allem sprachkundigen Begleiter wäre mir das meiste davon verborgen geblieben. Das unerwartete Highlight ist aber der See am anderen Ende des Dorfes, über den eine 200 Jahre alte Teakholzbrücke führt. Als U Bein Brücke in klein und völlig abseits des Tourismus ist das eine tolle Überraschung. Da es zu regnen beginnt, stellen wir und erst einmal in einem der Häuschen auf der Brücke unter. Schnell muss ich mit den vorbeikommenden Dorfbewohnern auf Fotos und Selfies, als Ausländer bin ich hier genauso Attraktion wie Dorf und Brücke für mich. Kurz drauf kommt die Sonne wieder durch und taucht die Brücke in ein schönes Licht, was für ein Anblick. Dazu Stille, umliegender Wald, Schulkinder die zur Mittagspause über die Brücke nach Hause laufen... doch, einer der genussvollen Augenblicke, die sich erleben lassen. Damit der Geheimtipp auch noch eine Weile geheim bleibt, habe ich den Namen des Dorfes aber schnell wieder vergessen.

Kleinere Version der U-Bein Brücke
... in idyllischer Lage

Noch einmal halten wir kurz an, ich wollte das alte Holzkloster von Pakhan Gyi ansehen, von dem ich irgendwo las. Es gehört zu den größten noch erhaltenen Teakholzbauten im Lande, dient heute als Museum. Fast 300 Säulen tragen das Gebäude, das relativ schlicht ausfällt. Viele früher vorhandene Schnitzereien sind wohl Erdbeben oder Dieben zum Opfer gefallen, höre ich. Den Eintritt und Besuch des Museums spare ich mir, ich wollte nur das Gebäude an sich mal gesehen haben.

Holzkloster in Pakhan Gyi

Hinter Pakkoku überqueren wir mit der längsten Brücke des Landes den Ayeyarwady, der hier schon eine ordentliche Breite aufweist. Kurz darauf ist Bagan erreicht. Wir nehmen noch, ist ja fast Tradition, ein gemeinsames Mittagessen ein, unter anderem mit typischem Teeblattsalat. Dann setzt mich Win San am Hotel ab und ich kann mich nur bedanken für zwei sehr gelungene Fahrtstrecken mit ihm.

Ich habe mich wieder im Thande Old Bagan eingemietet, ein alt-ehrwürdiges Hotel am Flussufer mitten im historischen Park. Dort war ich schon zwei mal, damals noch zu Spottpreisen. Die Monsunsaison lässt einen auch heute einigermaßen bezahlbar wohnen, ich habe mir Bungalow mit Flussblick geleistet. Nachdem mich Bagan mit Sonnenschein und übertriebenen 37° empfangen hat, kommt spätnachmittags dann eine Regenfront über den Fluss heran. Da ich für heute ohnehin keine großen Pläne mehr habe, sehe ich mir das ganze eine Weile von meiner (überdachten) Terrasse aus an, übertrage Fotos auf den Laptop und was man eben so macht. Zum Besichtigen bleiben mir die nächsten drei Tage, die sicher auch nicht langweilig werden.         

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