Sonntag, 18. August 2019

Abgewichen...

... von den Hauptpfaden des Tourismus begehe ich die nächsten Tage. Monywa ist eine typische Kleinstadt, nichts besonderes zu sehen, viel Alltag, wenig Englisch, wenige Touristen. Das Stadtzentrum rund um Pagode und Markt bis zum Ufer des Chindwin, eines weiteren großen Flusses in Myanmar, lässt sich bequem erlaufen. Einen schönen Rundumblick bietet die Dachterrasse meines Hotels und zum Nachtmarkt ist es von dort auch nicht weit. Der Nachtmarkt ist auch recht übersichtlich, man kann dort aber sehr günstig und schmackhaft essen.

Bei ihr hat's gut geschmeckt
Bunte Sachen mit nicht bekannten Inhaltsstoffen

Ein Ausflug führt mich von Monywa zum Dorf A Myint, flussabwärts am Chindwin gelegen. Durch Zufall eher war ich auf ein kurzes Video von dort gestoßen, das interessant aussah. In meinen Reiseführern ist der Ort zumindest nicht zu finden, in Monywa aber durchaus als sehenswert bekannt. Ob der Sprachbarrieren organisiere ich ein Tuk-Tuk über das Hotel. Nachts gab es Regen und Gewiiter, am Morgen regnet es noch mäßig, also spricht nichts gegen einen Aufbruch nach dem Frühstück. Mein Tuk-Tuk Mann ist schwer tättowiert, spricht kein Englisch, kaut ununterbrochen Betel, hupt ununterbrochen und telefoniert fast ununterbrochen. Bemerkenswert, wie er das alles synchronisiert bekommt. Eineinhalb Stunden dauert die Fahrt, davon holpern eine Stunde bandscheibengefährdend über schlammige Dorfstraßen. Immerhin ist eine Musikanlage mit an Bord, die vermutlich mehr gekostet hat als der gesamte Rest des Tuk-Tuk und uns mit burmesischem Gitarrenrock in guter Qualität versorgt.

In diesen "Gehegen" werden Betelblätter angebaut

Angekommen bietet der Fahrer mit betelrotem Lächeln seinen kompletten Fremdwortschatz auf: "you ok?" Ja, ich bin ok und das Dorf A Myint ist es auch. Dort gibt es eine alte, teilweise verfallene Ansammlung von Pagoden, mitten im Dorf und hübsch anzusehen. Das war Ziel meines Interesses und gefällt. Gleich in der Nähe liegt ein kleines Holzkloster, ebenfalls interessant. Dort freut sich der kettenrauchende alte Dorfmönch über Kurzweil, ich muss mich zu einem Schwatz zu ihm setzen und bekomme diverse Zigarettenmarken angeboten, die ich unbedingt probieren soll. Leider sind auch die Sprachkenntnisse des Mönches recht begrenzt, so dass der Schwatz kurz ausfällt, wir aber lächelmd einfach eine Weile dasitzen und rauchen.

Überwucherte Tempel ...
... ein Hauch von Angkor
Dorfkloster
... und der qualmende Abt

Alles nicht spektakulär, aber es sind die feinen Kleinigkeiten, die solche Ausflüge reizvoll machen und den Aufwand allemal lohnen. In Monywa habe ich ohnehin nicht mehr viel zu tun, auf dem Hoteldach erhalte ich später noch ein vorzügliches Abendessen und ein kaltes Bier, so wird der Tag rund.

Was bleibt uns nach dem Brexit? Uhrentürme weltweit, so auch in Moywa
Dachlokale in zentraler Lage sind zu befürworten

Heute Morgen trifft, nachdem ich eine sehr gute Suppe zum Frühstück hatte,  pünktlich Win San mit seinem Toyota ein, ich sehe ihn schon von meinem Balkon beim einparken. Auf geht es nach Bagan, was rund drei Stunden Fahr bedeutet. Dabei überqueren wir zunächst den Chindwin und weiter geht es durch ländliche Gegend. Reisfelder, Alleen mit knorrigen alten Bäumen und ab und zu ein Dorf säumen den Weg. Viel Verkehr ist hier auch nicht, die Straße ist in ganz brauchem Zustand. Einen Stopp legen wir auf Empfehlung von Win San in einem Dorf auf der Strecke ein. Dort gibt es ebenfalls ein Pagodenfeld, ähnlich wie in A Myint. Alles nicht vergleichbar mit Indein oder Kakku in Nähe des Inle Sees, aber doch durchaus eine Pause wert.

Landleben mit Pagodenfeld
Ein Wald von Heiligtümern mitten im Nirgendwo

Wie spazieren durch das Dorf, wo es allerlei Handwerk zu sehen gibt. Räucherstäbchen werden hier hergestellt, verscheidene Schmieden und Schreiner sind bei der Arbeit zu sehen, echt interessant. Ohne orts- und vor allem sprachkundigen Begleiter wäre mir das meiste davon verborgen geblieben. Das unerwartete Highlight ist aber der See am anderen Ende des Dorfes, über den eine 200 Jahre alte Teakholzbrücke führt. Als U Bein Brücke in klein und völlig abseits des Tourismus ist das eine tolle Überraschung. Da es zu regnen beginnt, stellen wir und erst einmal in einem der Häuschen auf der Brücke unter. Schnell muss ich mit den vorbeikommenden Dorfbewohnern auf Fotos und Selfies, als Ausländer bin ich hier genauso Attraktion wie Dorf und Brücke für mich. Kurz drauf kommt die Sonne wieder durch und taucht die Brücke in ein schönes Licht, was für ein Anblick. Dazu Stille, umliegender Wald, Schulkinder die zur Mittagspause über die Brücke nach Hause laufen... doch, einer der genussvollen Augenblicke, die sich erleben lassen. Damit der Geheimtipp auch noch eine Weile geheim bleibt, habe ich den Namen des Dorfes aber schnell wieder vergessen.

Kleinere Version der U-Bein Brücke
... in idyllischer Lage

Noch einmal halten wir kurz an, ich wollte das alte Holzkloster von Pakhan Gyi ansehen, von dem ich irgendwo las. Es gehört zu den größten noch erhaltenen Teakholzbauten im Lande, dient heute als Museum. Fast 300 Säulen tragen das Gebäude, das relativ schlicht ausfällt. Viele früher vorhandene Schnitzereien sind wohl Erdbeben oder Dieben zum Opfer gefallen, höre ich. Den Eintritt und Besuch des Museums spare ich mir, ich wollte nur das Gebäude an sich mal gesehen haben.

Holzkloster in Pakhan Gyi

Hinter Pakkoku überqueren wir mit der längsten Brücke des Landes den Ayeyarwady, der hier schon eine ordentliche Breite aufweist. Kurz darauf ist Bagan erreicht. Wir nehmen noch, ist ja fast Tradition, ein gemeinsames Mittagessen ein, unter anderem mit typischem Teeblattsalat. Dann setzt mich Win San am Hotel ab und ich kann mich nur bedanken für zwei sehr gelungene Fahrtstrecken mit ihm.

Ich habe mich wieder im Thande Old Bagan eingemietet, ein alt-ehrwürdiges Hotel am Flussufer mitten im historischen Park. Dort war ich schon zwei mal, damals noch zu Spottpreisen. Die Monsunsaison lässt einen auch heute einigermaßen bezahlbar wohnen, ich habe mir Bungalow mit Flussblick geleistet. Nachdem mich Bagan mit Sonnenschein und übertriebenen 37° empfangen hat, kommt spätnachmittags dann eine Regenfront über den Fluss heran. Da ich für heute ohnehin keine großen Pläne mehr habe, sehe ich mir das ganze eine Weile von meiner (überdachten) Terrasse aus an, übertrage Fotos auf den Laptop und was man eben so macht. Zum Besichtigen bleiben mir die nächsten drei Tage, die sicher auch nicht langweilig werden.         

Freitag, 16. August 2019

Größer und mehr!

Es wird Zeit, weiter zu reisen. Ich hatte vage überlegt, per Taxi nach Monywa (sprich: Moooi Wa) zu fahren, etwa dreieinhalb Stunden von Mandalay entfernt. Nachdem ich mich etwas umgehört habe, buche ich schließlich den vom Hotel empfohlenen Fahrer zu einem durchaus fairen Preis von 35 Euro. Der Mann entpuppt sich als echter Glücksgriff! Win San ist nicht nur ein absolut professioneller und sicherer Fahrer, er spricht auch gutes Englisch und weiß eine Menge zu erzählen und erklären. Besser geht es wirklich nicht.  Das klingt wie Werbung, ist aber angebracht. Wer mal einen Fahrer in der Region Mandalay braucht, bekommt gerne Kontaktdaten von mir.

Die Fahrt verläuft entsprechend kurzweilig. Unter anderem berichtet Win San von einer älteren Dame aus Australien, die er schon mehrfach zu entlegenen Dörfern gefahren hat, wo sie gespendete gebrauchte Lesebrillen an die Armen verteilt. Zum diesem Projekt gibt es auch einen Filmbeitrag, den ich mir auch gleich im Auto ansehen kann, gute Sache.

Auf dem Weg möchte ich die vor Monywa gelegenen Sehenswürdigkeiten anfahren. Das sind hier zwei Zeugnisse des Gigantismus, die man gesehen haben muss, wenn man schon in der Gegend ist. Als erstes besuchen wir Laykyum Setkyar, den zweitgrößten stehenden Buddha der Welt. 2008 fertig gestellt ragt er 129 Meter in den Himmel und ist im Inneren mit zig Stockwerken begehbar. Ich begnüge mich mit den ersten vier Stockwerken, die (natürlich) Tempel beinhalten, aber auch viele Informationen zur Entstehung, zum Bau und zum Buddhismus allgemein. Da heute Vollmond und damit Feiertag ist, besuchen allerlei einheimische Pilger die Satue.

Gigantische Buddhastatuen sind populär
Der zweithöchste der Welt
Ein sitzender Riesenbuddha ist noch im Bau

Umgeben werden sollte der Hügel mit dem stehenden Buddha von 1000 sitzenden, gleichförmigen Statuen, die zu ihm blicken sowie von 1000 neu gepflanzten Bodhibäumen. Inzwischen sind es wohl über 5000 Buddhas geworden, die den Hügel umgeben und die Bodhibäume wachsen langsam empor. 
 
Tausende Buddhas und Bhodibäume


Als nächstes fahren wir zur Thanboddhay Pagode, dem Tempel der 500.000 Buddhas. Außen und Innen ist dieser Tempel mit mittlerweile nach amtlicher Zählung rund 582.000, teils winzigen Buddhastatuen ausgeschmückt. Täglich werden es mehr, an Spendern herrscht wohl kein Mangel. Die beiden Bauwerke bezeugen: Quantität zählt, zumindest sind sie recht einzigartig.

Äußerlich eher unauffällig
... innen mit Buddhafiguren übersäht ...
... bis unter die Decke

Angekommen in Monywa nehmen wir noch ein spätes gemeinsames Mittagessen ein. Da zur Zeit nicht gerade viel Kundschaft wartet, engagiere ich Win San für die Weiterfahrt übermorgen nach Bagan. Das kommt mich zwar ein wenig teuerer, da er extra aus Mandalay anreisen muss, lohnt sich aber für uns beide, da bin ich mir sicher.

Lunch mit Win San

Im Hotel meiner Wahl stelle ich fest, dass mein Zimmer entgegen der Buchung nicht über einen Balkon verfügt. Ich reklamiere, allerdings wird hier wenig Englisch gesprochen, Monywa steht auf der touristischen Landkarte nicht gerade weit oben. Man bedeutet mir zu warten und Aktivität bricht aus. Erstaunt beobachte ich, dass die Matrazen der beiden Betten im mir zugewiesenen Zimmer entfernt werden, man schieb die Betten zusammen und schleppt eine große Doppelbettmatraze herbei ... Ähm, darum ging es mir nun nicht, offenbar ein Mißverständnis. Lost in translation... Schließlich wird eine weitere, sprachkundigere Mitarbeiterin herangezogen (mittlerweile kümmert sich glaube ich das gesamte Personal des Hauses um mich, was mir doch etwas unangenehm ist). Im Allgemeinen bin ich ein unkomplizierter Gast, auch wenn mir das hier am Ende niemand mehr glaubt. Wie auch immer, ich bekomme dann doch ein Balkonzimmer, das man mir wohl nicht zumuten wollte, weil zur Straße hin gelegen.

1000 Meter Teak

Nicht fehlen darf, meine ich, ein Abstecher nach Amarapura, wenn man denn in Mandalay ist. Der Vorort, eine der vielen ehemaligen Hauptstädte, ist bekannt für diverse Kloster, aber besonders für die U-Bein Brücke. Die gilt als längste Teakholzbrücke der Welt und führt rund 1,2 Kilometer lang über den Taugthaman See.

Den Erfahrungen vorangegangener Besuche folgend, entscheide ich mich, die Brücke frühmorgens zum Sonnenaufgang aufzusuchen. Der Sonnenuntergang sorgt immer für höheres Touristenaufkommen, ich bin da selbst zu dieser Jahreszeit skeptisch. Also geht der Wecker um 04:15 Uhr und der bestellte Tuk-Tuk Fahrer wartet eine halbe Stunde später schon zum geplanten Aufbruch. Tuk-Tuks aus Indien und China sind seit einigen Monaten der neue Sterm am Himmel des Nahverkehrs in Mandalay, zuvor war man auf teure Taxis angewiesen. Sonnenaufgänge sind im August leider sehr zeitig, sofern sie denn stattfinden. Der heute verschwindet hinter wolkenverhangenem Himmel.

Die Brücke

In Amarapura angekommen dämmert es und ich stelle zwei Dinge fest: das Aufkommen an Verkaufsbuden aller Art am Seeufer hat erheblich zugenommen, man könnte sogar sagen, explosionsartig. Das zweite: der See ist tatsächlich See zur Regenzeit, um vieles größer als ich ihn kenne. Die Brücke ergibt nun vom ersten Schritt an Sinn, der Wassserstand reicht bis etwa einen Meter unter die Holzplanken. Zur Trockenzeit steht die Brücke zu weiten Teilen auf trocknem Boden und man kann drunter her laufen, bis auf einen flussbreiten Abschnitt in der Mitte. Wie erwartet ist das Besucheraufkommen am frühen Morgen quasi nicht existent. Auch der einheimische Brückenverkehr ist relativ übersaubar, Schulkinder, Marktfrauen, Mönche wandeln ihrer Wege.

Mahr als 1000 verwitterte Teakholzsäulen tragen die Brücke
Wenig Verkehr am frühen Morgen
Melonen für's andere Ufer

Ich überquere die geamte Brücke. Am anderen Ufer gibt es allerlei Essensstände, hier hatte ich mal Mohinga Suppe gefrühstückt. Von den meisten Buden ragen allerdings jetzt nur die Strohdächer aus dem Wasser. Einen Kaffee bekomme ich trotzdem ganz in der Nähe. Das Dorf auf der anderen Seite hat sich deutlich modernisiert, etliche mehrgeschossige Steinbauten, eine Bank und alphaltierte Straßen sind nunmehr zu finden, wo es zuletzt außer staubigen Pfaden und Holzhütten nicht viel gab. Die Dorfschule, die wir seinerzeit dort besucht hatten, finde ich leider auf Anhieb nicht mehr.

Land unter bei den Frühstückslokalen

Es war alles in allem lohnend, die Brücke mal in ihrer eigentlichen Funktion zu sehen. Der Spaziergang über die alten Teakplanken ist immer eine interessante Angelegenheit. Nach dem Brückenbesuch bekomme ich die gewünschte Frühstückssuppe im nächsten Dorf, nachdem sich der Fahrer sachkundig gemacht hat. Dann geht es zurück nach Mandalay, wo ich den "Pflichtbesuch" in der Mahamuni Pagode mit einem der verehrtesten Buddhas absolviere. Später laufe ich noch ein wenig durch das Marktviertel. Mein damaliges Hotel existiert nicht mehr, verschwunden sind auch die Geschäfte mit "Mönchsbedarf", die es in diesem Viertel früher gab (wie ich später erfuhr, sind sie in eine  andere Gegend umgezogen). Dafür ist jetzt hier ein größerer Straßenmarkt, auch nett.  Es wird Zeit, einen Barbier aufzusuchen. Obwohl ich die Rasur nicht blutig bestellt hatte, erhalte ich sie wieder mal ohne Seife,  das ist hier offenbar oft üblich. Die Prozedur verläuft dennoch recht geschmeidig.

Täglich wächst die Goldschicht: Mahamuni Buddha
Irgendwas ist immer super ...
... und seinen es die Bananen
Aggressive Werbung beim DVD-Mann
Reiskocher
Kaffeekocher (bester Kaffee in Mandalay!)
Seit zig Jahren unveränderte Institution: Nylon Icecream

Zum Abend möchte ich noch auf den Mandalay Hill. Angesichts des Klimas finde ich die Vorstellung, 230 Höhenmeter barfuss auf Treppen hoch zu latschen, gerade recht absurd. Also wird wieder der Tuk-Tuk Mann bemüht. der fast bis auf den Gipfel hoch fährt. Dort oben gibt es einen Tempel mit Ausblick und allerlei Jugendlichen und Mönchen, die gerne mit Touristen ihr Englisch üben. Das hat sich über die Jahre gehalten, schön. Also verweile ich eine ganze Zeit mit Ausblicken und Gesprächen, ein guter Ausklang für Mandalay.

Mandalay Hill
Gruppenfotos sind immer noch beliebt
Blick über die Stadt zum Ayeyarwady

Donnerstag, 15. August 2019

Alles im Fluss

Ich hänge hinterher, das Wetter macht allerdings genauso träge wie sich die momentane Internetverbindung gestaltet. Bilder werden daher wohl nachgeliefert werden müssen.

Die Flüse sind die Lebensadern Myanmars. Der Ayayarwady, der große Teile des Landes von Nord bis Süd durchquert und unterhalb von Yangon in sein großes Delta mündet, ist der bedeutendste. Deshalb wählte ich die Unterkunft direkt am Fluss, Ausblick auf Gewässer ist immer von Vorteil. Außerdem kann man hier viel Alltagsleben beobachten. Wer bei der "Strand Road" eine Uferpromenade erwartet oder bei einer "Jetty" eine befestigten Bootsanleger, wird nichts dergleichen vorfinden. Stat dessen gibt es Staub, Sand, Lärm. Die Uferstraße ist vielbefahren, vor allem von Lastwgen und knatternden Traktoren, die hier allerlei Güter von Schiffen abholen. Oder hinbringen. Dazu dröhnen gleich schräg gegenüber meines Hotels diverse Pumpen, mit denen Sand aus dem Fluss gewonnen wird, um die zahlreichen Baustellen zu bedienen. Die Doppelverglasung lässt mich aber in Ruhe schlafen, gar kein Problem. Längs des Ufers sind allerlei Bambushütten aufgereiht, wo diejenigen wohnen, die am Fluss arbeiten. Sie Säckeschlepper, Waschfrauen, Bambusverarbeiter, Sandbaggerfahrer und was hier noch alles für Tätigkeiten gibt. Nach europäischen Bedingungen würde man wohl von einem Slum sprechen. Kein Mangel herrscht auch an streunenden Hunden, denen man jeden Meter über den Weg läuft. Zum Glück geben sich alle recht friedlich.

Alltag am Fluss
Frühmorgens kommen die Mönche
... und nachmittags setzen sie zu einer Insel über
Streunende Hunde sind eine Plage

Ich verbringe einige Zeit am Fluss, hier gibt es viel zu sehen. Ein Markt ist genauso zu finden wie ein Vergnügungs- und Wasserpark, der hier skurril anmutet. Ich unternehme einen Ausflug nach Mingun, einige Kilometer oder eine Stunde Fahrt flussaufwärts. Die täglich einmal verkehrende Touristenfähre geht auch zur Regenzeit und als ich morgens dort auflaufe, warten bereits erstaunlich viele Leute auf das Boot. Ich wähnte mich schon mehr oder weniger alleine unterwegs, aber hier ist mehr los als bei meinem letzten Besuch von Mingun 2006 zur Hauptsaison. Pünktlich um neun geht es los. Jetty heißt hier: über diverse wackelige Holzplanken auf das Boot laufen. Und dann über die nächste Planke auf das nächste Boot. Und so weiter, unser Boot ist das fünfte in der Reihe.


Anleger heißt: Planke an Bord
Kontrastprogramm: Vergnügungspark

Mingun ist bekannt für eine vom damaligen König in Bau gegebene Riesenpagode, die größte des Landes sollte es werden. Ein Drittel wurde fertig, dann brachte ein Erdbeben große Teile zum Einsturz und stehen blieb ein 50 Meter hoher Ziegelhaufen. Zu sehen gibt es außerdem die größte noch funktionsfähige Glocke der Welt und eine hübsche weiße Pagode. Im Gegensatz zu meinem letzten Besuch gibt es außerdem ein enormes Aufkommen an Souvenirshops, der Ort scheint besuchertechnisch zu boomen. Das liegt aber zum großen Teil an einheimischen Besuchern, der Inlandstourismus hat sehr zugenommen. Entsprechend ist das Angebot der diversen Shops auch eher auf Bedürfnisse und Geschmack der Landsleute ausgelegt. Ich nutze die gut zwei Stunden Aufenthalt und spaziere umher, bis es mit der Fähre zurück geht.

Anfahrt nach Mingun
Rekordpagode, vom Erdbeben gestoppt
Kleiner, aber mit hübschen Design
Vernetzte Kinder

In der Dagon Beer Station am Fluss sitzen am späten Nachmittag die Arbeiter vom Flussufer beim Whisky zusammen. Aber es gibt dort auch gutes und preiswertes Essen, wie ist feststelle.

Beer Station mit Ausblick
Rainy Season
Bambus wird flussaufwärts geschlagen ...
... und hier dann verarbeitet



Abendstimmung

Dienstag, 13. August 2019

100 Prozent

Jetzt wird es Zeit, mal ein paar Zeilen zu schreiben. Ja, 100 Prozent, das ist die gefühlte schweißtreibende Luftfeuchtigkeit aktuell in Myanmar. Dampfbäder erfreuen sich im Wellnessbereich durchaus der Beliebtheit, aber braucht man das 24 Stunden täglich?

Meine Ankunft in Yangon liegt nun schon ein paar Tage zurück. Dort empfingen mich abend leichter Regen und Michael, der in Yangon lebt. Nach langen Jahren treffe ich ihn mal wieder. Bei meinen ersten Reisen hatte ich sein Reisebüro für die Buchung von Inlandsflügen genutzt, das war zumindest hierzulande noch vor dem Zeitalter von Internetbuchungen und E-Tickts. Beim Abendessen tauschen wir die Neuigkeiten aus Deutschland und Myanmar aus, ein schöner Einstieg in die Reise.

Einen Tag bleibe ich in Yangon, erledige ein paar Einkäufe und schaue mir die Bothataung Pagode am Fluss an, wo ich auch lange nicht mehr war. Angesichts des mittags einsetzenden strömenden Regens bleiben die Aktivitäten eingeschränkt, ordentlich nass werde ich trotz Schirm. Das ist nicht weiter tragisch, es ist dabei warm und ich habe mein Hab und Gut wasserdicht verpackt. Vom ersten Tag gibt es nur eine Handvoll Videos mit der GoPro (wasserfest), die ich allerdings hier weder schneiden, noch hochladen kann. Die Stabilität der Internetverbindungen hat sich allerdings verbessert, stelle ich fest.

Sonntag Morgen geht es zügig zum Flughafen und weiter nach Mandalay. Die Fluggesellschaft Mann Yanadarpon verfügt zwar nur über zwei Propellermaschinen, aber offenbar über genug Personal, um uns mittels Spalier aus Regenschirmen einen recht trockenen Weg vom Bus in den Flieger zu ermöglichen. Sehr nett, der heftige Regen hält nämlich ununterbrochen an.

In Mandalay lande ich auf dem nach wie vor überdimensionierten Flughafen, den ich 2005 ganz neu als "Geisterflughafen" mit leeren Hallen erleben durfte. Hier scheint dafür die Sonne. Die letzten Tage bekomme ich hier kaum Regen zu sehen, nachts gewittert es mal ordentlich, ansonsten ein Mix aus Sonne und Wolken bei geschmeidigen 36°. Einquartiert habe ich mich recht komfortabel am Ufer des Ayayarwady, der große Fluss des Landes, inklusive Balkon mit Blick auf selbigen.

Sonnenuntergang von meinem Balkon aus

Zunächst suche ich noch einmal diverse Sehenswürdigkeiten der Stadt auf. Dazu sind einige Strecken in der weitläufigen Stadt zu fahren, was sich mittlerweile per Tuk-Tuk (hier eher Motorrikscha im indischen Stil) erledigen lässt. Die Fahrpreise sind allerdings, verglichen mit anderen Orten hierzulande, recht heftig.

Ich fahre das Shwenandaw Kloster an. Das Gebäude aus Teakholz ist das letzte Original aus dem ehemaligen Königspalast. Es wurde als Kloster gestiftet, demontiert und außerhalb der Palastmauern wieder aufgebaut, daher überlebte es den Brand, der den gesamten Palast vernichtete. Das ganze Gebäude ist mit feinen Schnitzereien versehen, teils vergoldet, und ein Meisterwerk aus Holz.

Schnitzwerk ...
... bedeckt große Teile des Shwesandaw Klosters
Im Inneren vergoldet

Nicht weit ist es von dort zur Kuthadaw Pagode. Das sehenswerte hier ist vor allem das Meer von hunderten weißen Häuschen, welches die Pagode umgibt und Steintafeln mit sämtlichen buddhistischen Texten enthält. Das großte Buch der Welt, so heißt es. Fast nebenan liegt dann die Sandamuni Pagode, die ebenfalls von massenhaft hie rliecht bläulichen kleinen Tempelbauten mit Schrifttafeln umgeben ist. Das war seinerzeit offenbar in Mode.

Ein kleiner Teil vom größten Buch der Welt
Wer schlau ist, sucht einen Schattenplatz
... denn es ist Sonnenbrillenwetter
... zumindest überwiegend

Erstaunt bin ich über die Anzahl von Touristen. Einheimische Besucher stellen zwar die Mehrzahl, aber in Mandalay ist doch auch in dieser Jahreszeit einiges los. An chinesischen Tourgruppen herrscht kein Mangel, das kann schonmal etwas nerven. 

Viele Pagadenbesucher sind keine Touristen

Nach meinem ersten Eindruck hat sich in Mandalay, der zweitgrößten Stadt des Landes, deutlich weniger verändert als in Yangon. Die Stadt ist zwar groß, aber die Bebauung nach wie vor überwiegend niedrig, die staubigen Straßen haben oft Kleinstadtcharakter. Im Zentrum (sofern man es als solches bezeichnen kann, Mittelpunkt der Stadt ist nach wie vor der Königspalast) wachen ein paar Hochhäuser in den Himmel, davon habe ich bisher allerdings nichts gesehen.