Montag, 26. Januar 2015

Walbeobachter

Kurz vor meiner Ankunft wurde der neue Präsident Sri Lankas gewählt. Wohl ohne internationale Wahlbeobachter - und ohne, dass es anschließend Proteste gab. Man traut dem Mann ein gemäßigteres Maß an Korruption gegenüber dem Vorgänger zu.

Statt Wahlen beobachtet man hier besser Wale. Dafür ist Mirissa bekannt, denn vor der Küste befindet sich ein bevorzugtes Aufenthaltsrevier für Blauwale und andere. Also besteht die Gelegenheit, nach dem größten Landsäuger - Elefant - auch das größte Säugetier überhaupt in freier Wildbahn zu sichten, das hat man ja nicht so oft. Anbieter für derlei finden sich mitterweile zahlreich, ich entscheide mich für einen alteingesessenen und etablierten. Früh morgens werde ich per Tuk-Tuk eingesammelt und ab geht's auf das ehemalige Fischerboot.

Bei Sonnenaufgang wird abgelegt.

Hinter der Hafenmauer beginnt dann eine rund vierstündige Achterbahnfahrt. Was hier unter "ruhige See" läuft, lässt unser Boot tanzen wie eine Nusschale, mein lieber Scholli. Vielleicht hätte ich doch eine der angebotenen Tabletten gegen Seekrankheit nehmen sollen? Am Ende nicht nötig, was man aber nicht von allen Mitfahrenden sagen kann. Nicht eingeplant hatte ich außerdem, dass man bei der Aktion nass bis auf die Knochen wird. Es spritzt und flutet munter ins Boot, im Grunde erfrischend. Alllerdings ist Salzwasser einer der natürlichen Feinde von Kameraelektronik, entsprechend heißt es Vorsicht walten zu lassen.

Walfotografie ist ohnehin ein schweres Geschäft. Die Viecher tauchen plötzlich mal für ein paar Sekunden auf und weg sind sie wieder. Ein richtiges Teleobjektiv habe ich auch nicht dabei, mehr als Glückstreffer wird das nicht geben. Insgesamt begegnen wir drei Blauwalen und ganzen Herden von Delfinen, da hatte ich allerdings mein Geraffel schon dicht verpackt und keine Lust auf weitere Salzwasserduschen.

Kurz auftauchender Blauwal.
Und schon wieder abgetaucht.

Einen Vormittag war die Aktion auf jeden Fall mal wert. Besseres zu tun hatte ich ohnehin nicht, außer wieder am Strand herumlungern. Das passiert dann auch den restlichen Tag. Außerdem muss ich noch das Tuk-Tuk für den nächsten Tag klarmachen und dieverse Preisverhandlungen führen.

Nachmittags wird im Neubau neben meinem Guesthouse spontan vom Sohn meines Vermeiters, der dort baut und außerdem heute heiratet, zum 5-Uhr-Tee angesichts der Hochzeit geladen. Allerlei Nachbarschaft findet sich ein und auch die Touristen müssen ünbedingt auf ein Tässchen Tee und süßes Zeugs hereinschauen. Na gut, machen wir dann. Ein klasse Haus haben die sich da außerdem gebaut, das Geschäft scheint zu laufen.

Großes Hallo mit Hochzeitsgästen.

Es handelt sich übrigens um eine arrangierte Ehe, nicht um Liebe, wie ich beiläufig von einem offenbar eingeweihten Verwandten beim Teeausschank erfahre.

Jedenfalls komme ich bedingt durch die Vermählung ein wenig spät zum Sonnenuntergang, den ich für heute noch als Zeitraffer eingeplant hatte. Es lohnt sich aber hoffentlich dennoch, leuchtende Wolken sind jedenfalls ein netter Abschied vom hiesigen Strand. Der wird im Anschluß dann noch mit gegrillten Langusten weiter zelebriert.


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