Samstag, 9. März 2013

Herabsteigender Drache

So in etwa ließe sich Halong übersetzen. Die Bucht mit den tausenden von Kalkinseln stellt der Legende nach die spitz aufragenden Zacken des Drachenschwanzes dar, der seinerzeit den Vietnamesen gegen China zur Hilfe eilte und sich alsdann im Meer zur Ruhe begab. Oder so ähnlich, ich habe das nicht mehr genau im Kopf.

Kurz vor dem Heimflug gebe ich nun die letzten Zeilen aus Vietnam zum Besten, auf Fotos wird warten müssen, wer auch immer sie sehen möchte. Ich werde eine Weile brauchen, um mich da durch zu wühlen.

Zurück zur Halong Bucht, da weilte ich zwei Tage lang. Die Schiffe sind natürlich um einiges zahlreicher geworden, auch um einiges komfortabler (meine Kabine schlug ausstattungstechnisch so ziemlich alle Hotelzimmer). Dafür ist natürlich auch der Preis ein vielfaches gestiegen seit dem letzten Ausflug hierher, man begründet das gerne mit dem Plus an "Sicherheit", naja - ein paar Drinks kosten heute mehr als 2004 die gesamte Tour. Die Routen der Schiffe sind insgesamt leider kürzer, als ich das in Erinnerung hatte, dafür kann man jetzt mit dem Kajak herumpaddeln, irgendwelche Events muss es halt haben. Ich wählte einen Anbieter, dessen Route etwas vom Standard abweicht, heißt: man hat nur gefühlt hundert und nicht tausend Schiffe, die den gleichen Weg nehmen. Aber das verteilt sich zum Glück etwas in der weiten Bucht und die "großen" Attraktionen wie eine Höhle, wo dann alle geballt auflaufen, war bei mir nicht im Programm.

Die Bucht ist und bleibt ein landschaftlicher Höhepunkt, einfach traumhaft. Beim dritten Anlauf habe ich sogar schönsten Sonnenschein, was dem Anblick mal vom heftigen Dunst abgesehen nicht abträglich ist. Wir werden auf Hotelniveau verpflegt (das ist dann nur leider immer etwas gemschmacksneutral auf europäische Gaumen abgestimmt). Am zweiten Tag gibt es außerdem einen kleinen Ruderbootausflug in eine abgeschiedene Bucht mit einem der größten schwimmenden Dörfer. Das ist ausgesprochen interessant, mehrere Familien leben dort in schwimmenden Häusern vom Fischfang und der Perlenzucht. Wie Perlen gezüchtet werden, wußte ich bis dahin auch noch nicht, das war lehrreich und fern von jeder Verkaufsveranstaltung, sehr angenehm.

Hier zwei Tage Schiffstour im 2-Minuten Zeitraffer:

Nach der erholsamen Zeit auf See gibt es noch zwei Tage "volle Dröhnung" in Hanoi. Ich bewege mich mittlerweile zielsicher in den Gassen der Altstadt wie ein Fisch im Wasser und sammle noch die letzten Impressionen. Dazu gehört etwa eine Gasse, durch die die Bahnlinie von Hanoi Richtung Küste verläuft, die (wenigen) Züge fahren hier fast durch's Wohnzimmer. Ein paar Garküchen müssen auf Seite geräumt werden, naht die Eisenbahn, alles Routine. Eine motorradgeflutete Hauptstraße vor der Hautür wäre wahrscheinlich lästiger. Ob es Probleme oder schon Unfälle mit dem Zug gab, interessiert mich, ist aber nicht herauszufinden, Englisch wird an Bahnlinien nicht gesprochen.

Eine nette Tradition in Hanoi ist Bia Hoi, das sind Lokale mit vielen kleinen Plastikhöckerchen, die abends aus dem nichts auf die Straße drängen und leichtes Faßbier ausschenken, den Humpen zu knapp 20 Cent. Das ist trinkbar und kleine Snacks wie Schnecken und Muscheln sind auch erhältlich. Man muss nur schnell trinken, denn diese Höckerchen werden auf Dauer doch strapaziös.

Heute besuchte ich noch einmal den See in den frühen Morgenstunden und erfreute mich am Treiben dort. Bei der Gasse der Tabakhändler schaute ich vorbei um noch die vorletzten Dong zu investieren und dann noch im Militärmuseum. Da waren neben Resten von abgeschossenen B52 ein echter ordenbehangener Veteran zu bewundern, der anlässlich von Schulklassenbesuchen Erfahrungsberichte zum Besten gab. Das ganze liegt direkt um die Ecke der deutschen Botschaft, die hier ein ansehnliches Anwesen ihr eigen nennt.

So, jetzt packe ich mein Zeugs und begebe mich auf knapp 13 Stunden Rückflug ins hoffentlich nicht mehr gar so kalte Köln.

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