Montag, 25. Februar 2013

Nha Trang II

Heute spazierte ich ausgiebig durch "meinen" Stadtteil. Die Touristenquote ist gleich null und der Belästigungsfaktor tendiert auch Richtung Nullpunkt. Ein einschlägiger Reiseführer berechnet den Belästigungsfaktor für Touristen durch die Zutaten Händler, Bettler und Kinder. Irritierend, Bettler sah ich hier so gut wie nie, Kinder habe ich bisher niemals unter "Belästigung" gesehen - bleiben die Händler. In der Tat, gefühlt minütlich werden einem Waren und Dienstleistungen aller Art angetragen. Hört man nicht wenigstens alle hundert Wegmeter ein "hello, motorbike?" glaubt man, irgend etwas stimmt hier nicht. Dieses Geschäftsanbahnungsgebahren erfolgt jedoch in der Regel mit angenehmer Zurückhaltung, ein freundliches "nein, danke", einfaches Kopfschütteln oder schlichtes Ignorieren lässt die Warenanpreisung schnell ein Ende finden. Lediglich einmal musste ich einem besonders penetranten Anbieter illegaler Drogen in Saigon deutlich unter Anwendung von Fäkalvokabular zu verstehen geben, was ich von ihm und seinem Angebot halte.

Mobiler Zierfischhandel, "to go"
Meine Beobachtungen sind außerdem, dass die Einheimischen ebenso häufig von Händlern aller Art frequentiert werden. An erster Stelle sind da die unzähligen Verkäufer von Lotterielosen zu sehen, die man an jeder Straßenecke und in jedem Restaurant vorfindet. Der Hauptgewinn liegt übrigens bei 1,5 Milliarden Dong, immerhin über 50.000 Euro. In Nha Trang sah ich einen mobilen Buchverkäufer, dessen Angebot ich mir sogar näher angeschaut hätte - allerdings waren nur Ausgaben in vietnamesischer Sprache vorrätig und Touristenbelästigung hatte er nicht im Programm.

Wer Lose verkauft, hat selbst nicht das große Los gezogen
Neben einem Tempel, den man nicht gesehen haben muss, der aber eines der wenigen verbliebenen Zeugnisse der Cham-Kultur ist (das Reich der Cham war ein hinduistisch geprägtes im Süden Vietnams in vergangener Zeit), trieb ich mich rund um den bunten Fischerhafen herum. Angrenzend sind eher spärliche Behausungen zu finden und der Goldrausch der Stadt scheint an den Lieferanten der frischen Meerestiere vorüber gegangen zu sein. Dafür gibt es dort am Fluss eine neu angelegte Promenade, auf der allerdings niemand promeniert, außer mir.

"Vietnam-App" (Phó = Nudelsuppe)
Schön beschirmte Schöne
Zweimal suchte ich eines meiner Lieblingslokale in Vietnam auf, das "Lac Canh". Dort qualmen die Grills, wie bereits in Saigon beschrieben und wenn gegen zehn geschlossen wird, bleibt ein Schlachtfeld zurück. Kurz: es ist herrlich. Zur Hauptgeschäftszeit geht es zu wie im Bienenstock, die Einheimischen halten zum Glück noch die Mehrheit im Laden und sind um lautstarke Trinksprüche nie verlegen.In Massen wird Bier in eiswürfelgekühlte Gläser abgefüllt. Ja, richtig: Eiswürfel - oder vielmehr: Eisklötze - im Bier! Das macht zu Hause niemand, hier ist es nicht nur üblich, sondern auch angebracht. Es sei denn, man trinkt sehr, sehr schnell oder möchte die zweite Hälfte der 650 Milliliter "San Miguel" (hier in Lizenz gebraut, man wundert sich ein wenig) lauwarm genießen. Nein, das will man nicht.

Terrasse des Lac Canh
Heute wurde ich untreu und begab mich in ein Seafood-Lokal am hiesigen Strand. Englische (geschweige denn russische) Speisekarten gibt es dort nicht und auch um die Sprachkenntnisse des Personals ist es spärlich bestellt. Das hindert keinesfalls, die gewünschten Speisen erhalte ich ebenso wie das Eis im Bier. Ein halbes duzend hübsch anzusehende, flauschige Hunde spielen Fangen quer durch alle Tische und inszenieren dann - geräuschlos! - die große Schlacht um die leere Plastikflasche. Die dürfen dass und ich darf zusehen und Trinken und Rauchen, das kann alles so einfach sein.

Heute sah ich allerlei sehenswerte Transporte. Kleiderschränke auf Motorrädern, meterlange Balken auf Fahrradrikschas und ähnliches. Man hat sich verschworen, solcherlei findet irgendwie immer dann statt, wenn ich keine Kamera zur Hand habe, oder verdeckt durch den Gegenverkehr, oder sonst irgendwas. Den alltäglichen Transportwahnsinn festzuhalten ist jedenfalls bisher mäßig gelungen. Aber faszinierend ist es allemal. Bei einem Volk, das zu Kriegszeiten schwere Artillerie über hunderte Kilometer auf Lastenfahrrädern über dschungelbewachsene Bergketten beförderte, gehört der Transprot von zehn Bierkästen auf dem Moped wahrscheinlich zur Anfängerdisziplin für Zehnjährige. Sie können es einfach und sie tun es.

Ist das beliebte Fortbewegungsmittel schadhaft, wird es jeder Straßenecke schnell zusammengeflickt
Vorüberfahrendes Gebüsch
Wieder ist ein Tag vergangen und ich baue hier nun rasch ein paar Bilder ein. Viel mehr hat sich heute nicht ereignet, es war sehr, sehr heiß und ich habe ziemlich herumgetrödelt, für einen komplett neuen Beitrag wirft das zu wenig ab. Aber wenigstens wurde schon ein Schwung Postkartern fertiggestellt ;)

Mond über Wolken über Palmen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen