Montag, 30. August 2010

Balik Ekmek

Ich könnte mich zu der Behauptung hinreissen lassen, dass Istanbul in der Kunst des Savoir-vivre der Heimatstadt dieses Lebensgefühls, Paris, in nichts nachsteht. Ramadan hin oder her, hier wird gut gelebt.

Das gute Leben umgeben von allerlei Meer heisst zwangsläufig, das Fisch dazu gehört. Das bringt uns zur Auflösung der kryptischen Überschrift. Balik Ekmek ist schlicht Fisch im Brot, ein Fischbrötchen. So etwas ist hier beliebte Spezialität. Frischer Fisch wird in Filletform gegrillt und landet mit Salat, Zwiebeln und Peperoni in einem Baguette. Das ganze verzehrt man vorzugsweise auf kleinen Höckerchen sitzend und gerne in Sichtnähe zum Fischkutter. Tolle Sache, das, ein schmackhafter Snack für kleines Geld.



Frisch vom Boot: Fisch mit Brot

Das ist natürliich nicht alles. Fliegende Händler und Karren, die allerlei anbieten, sind zahlreich. Bliebt etwa sind auch Köfte Ekmek, Frikadellen im Brot. Die Bezeichnung "Hamburger" würde dieser Variation aber bei weitem nicht gerecht.

Wenn gearde mal Fisch benötigt wird, stehen einige Fischmärkte zur Verfügung. Oder man schließt sich einem Volkssport an: Angeln von den Brücken am Goldenen Horn. Meinen Beobachtungen nach lässt sich nicht viel nennenswertes fangen, aber als Zeitvertreib ist das ganze bei Jung und Alt populär. Selbst angelnde Frauen wurden gesichtet.


Angeln kann auch Spass machen

Zu erwähnen ist unbedingt noch "meze", das ist die türkische Variante der spanischen Tapas. Entsprechend gibt es auch hier Lokale, die als Tapabar fungieren und ein umfangreiches Sortiment dieser kleinen Speisen bereithalten. Meze kann alles sein: vom Käse über die diversen Gemüsepasten und gewürzte Joghurts, bis zu kleinen Fleisch- und Fischgerichten. Ich hatte heute grandiosen Tintenfisch und gebratene Leber. Dazu wird in der Regel Wasser gereicht und ansonsten nur eines: Raki. Das kennen wir schon vom französischen Pastis, man bestellt ein Glass und füllt dann immer mal wieder etwas Wasser nach, vielleicht ein paar neue Eiswürfel, da kann man sich Stunden mit beschäftigen.

Nach dem Essen gibt es dann natürlich. Tee! Cay (sprich: Tschei) in der türkischen Version kennt wohl jeder. Schwarzer Tee, schmackhaft und meist höllenstark. Da lobt es sich, wenn der Tee mit zusätzlich heißem Wasser gereicht wird und nach Gutdünken die Stärke des Getränks selbst bestimmbar ist.



So nimmt man Cay gerne entgegen
In Teegärten wird als zusätzliche Aufwertung auch mitunter eine Wasserpfeife gereicht. Damit ist der Nachmittag dann gerettet und mehr als Müßiggang kann gar nicht mehr stattfinden. Doch irgendwann muss man dann weiter, Meze wartet und später auch noch das gemütliche Kissen vor dem Hotel:


Bevor das jetzt so aussieht, als würde ich hier nur herumlungern, muss ich widersprechen. Dem ist nicht so, dafür hat diese Stadt einfach zu viel zu bieten. Aber wer viele Kilometer macht, braucht auch die entsprechenden Wohlfühlpausen.

2 Kommentare:

  1. Ja, die Welt ist verrückt: Da ißt man in der Türkei, die wir kulinarisch primär mit Döner, Börek und Köfte assoziieren, Fisch, während ich auch beim zweiten Besuch Oslos, wo man Fisch an jeder Ecke zu finden glaubt, keine Schuppe gesehen habe. Dafür gab’s dort ausrechend Dönerbuden. Das versteh’ wer will. Interessant ist auch, daß die Türkei eines der wenigen Länder ist, das sprachlich mit einem Artikel daherkommt, neben der Schweiz, der Ukraine oder dem Oman. Viele Länder mit Artikel bekommt man aber auf Anhieb nicht zusammen. Viele Grüße, never

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  2. Hallo Never,

    um auf diese allzu oft (absichtlich?) totgeschwiegene Thematik aufmerksam zu machen, schreibe ich hier auch täglich einen ARTIKEL.
    Übrigens, wie ich kürzlich zu meiner Bestürzung erfuhr, das Spanische kennt sogar Modalpartikel. Aber das ist ein anderes Thema.

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