Sicherlich, in einer weitgehend sekulären Weltstadt wie Istanbul mit entsprechendem Touristenaufkommen fällt der Ramadan nicht sofort ins Auge des Betrachters. In stenggläubigen Gegenden Marokkos etwa habe ich ihn wesentlich deutlicher zu spüren bekommen. Doch auch hier in der Türkei halten sich viele an das Fastengebot. Das zeigt es sich ganz deutlich des Abends: dann findet das tägliche Fastenbrechen statt, die Laune steigt und allerorten sitz man zu Mahlzeiten zusammen, bis tief in die Nacht. Es wird sprichwörtlich die Nacht zum Tag gemacht. In des Tages Hitze darbt ein jeder Fastender dem Sonnenuntergang und den Freuden der Dunkelheit entgegen. Es entsteht der Eindruck, der auch nicht so falsch ist, dass man das tagsüber versäumte des Nachts doppelt nachholt. Das Ying und Yang des Ramadan erhöht den nächtlichen Lebenswert auch für den Besucher merklich.
Früher, viel früher, wurde der Sonnenuntergang so bestimmt: wenn ein schwarzer und ein weißer Bindfaden, am ausgestreckten Arm gehalten, nicht mehr zu unterscheiden waren, war der Zeitpunkt des Fastenbrechens gekommen. Heute übernehmen Countdowns in Fernsehn und Internet diese Funktion. Geblieben sind in Istanbul die Trommler, die den offiziellen Sonnenuntergang verkünden und die nachts durch die Straßen ziehen, um auf den herannahenden Sonnenaufgang aufmerksam zu machen. Schnell noch etwas essen! Natürlich wecken sie nicht nur Gläubige, sondern mitunter auch Touristen, die sich nicht um Ramadangebote scheren.
Es ist übrigens kein Problem, als Reisender mit ausreichend Nahrung und Getränken versorgt zu werden, zu jeder Tageszeit. Die meisten Restaurants und Teestuben sind geöffnet und servieren, ohne den Fastenverächter zu tadeln. Missbilligende Blicke kann man vermeiden, wenn man nicht gerade fischbrötchenessend oder süßigkeitenkauend herumläuft, auch muss man tagsüber ja nicht allerorten rauchen oder gar Bier in sich schütten. Obwohl, auch das sieht man alles oft, nicht nur touristenseitig.
Heute abend machte ich es so wie tausende Türken, die wissen wie es geht. Gegen Sonnenuntergang (halb acht) finde ich mich im Park zwischen Hagia Sophia und blauer Moschee ein. Dort steht eine kleine Bühne zur Verfügung, auf der ein wenig klassische Musik und Gesang dargeboten wird. Es folgt die Sonnenuntergangsverkündigung per Iman, mit Liveübertragung ins Fernsehn.
Derweil hat man es sich gemütich gemacht auf dem Rasen. Familien decken den Festtisch auf Decken oder Pappkartons. Man weiss ja aus dem heimischen Grüngürtel, dass der Türke an sich einem Picknick im freien aufgeschlossen gegenüber steht. Und so wird nun auch hier aufgetischt, was das Zeug hält. Köstlichkeiten aller Art türmen sich inmitten der hungrigen Familie und alles wartet auf den Startschuss.
Man versammelt sich zum Picknick
Das große Festessen beginnt eher unspektakulär, zufrieden mampft man vor sich hin. Ich habe vorgesorgt und mir bei einer Grillstation ein Kebap besorgt, so kann ich ebenfalls auspacken und mitmampfen.
Allerlei fliegende Händler bieten feil, was die Herzen von Jung und Alt höher schlagen lässt. Köstlichkeit gewordener Zucker wird in Kringelform oder als farbiger Karamell unterschiedlicher Geschmacksvarrianten gereicht. Asien ist nah, die offenbar auch hier beliebte rosa Zuckerwatte kannte ich bisher nur aus Indien. Eisverkäufer gibt es, natürlich Teehändler, Maisgriller und Maronenbräter und Meister der Nuss in jeder erdenklichen Erscheinungsform. Warum sollte man ein Restaurent aufsuchen, wenn hier alles leckere zum kleinen Preis erhältlich ist?
Allerlei fliegende Händler bieten feil, was die Herzen von Jung und Alt höher schlagen lässt. Köstlichkeit gewordener Zucker wird in Kringelform oder als farbiger Karamell unterschiedlicher Geschmacksvarrianten gereicht. Asien ist nah, die offenbar auch hier beliebte rosa Zuckerwatte kannte ich bisher nur aus Indien. Eisverkäufer gibt es, natürlich Teehändler, Maisgriller und Maronenbräter und Meister der Nuss in jeder erdenklichen Erscheinungsform. Warum sollte man ein Restaurent aufsuchen, wenn hier alles leckere zum kleinen Preis erhältlich ist?
Ich verbringe hier einen netten und sättigenden Abend, sicher nicht den letzten. Die Stimmung ist höchst angenehm, geradezu familär gibt sich die Menge. Und beleuchtete Springbrunnen sind dem visuellen Wohlgeschmack auch nicht abträglich:
Ein Kuriosum konnte ich heute noch verschiedentlich beobachten. Man bedient sich hier gerne des "Hasenhoroskops". Das geht so: ein Hase sitzt auf einer Art Barhocker vor einem Brett, in dem ganz viele kleine Zettelchen stecken und vor dem Passenten, der sich Zukunftskenntnisse erhofft. Gegen Münzübergabe wird der Mümmelmann von seinem Halter dazu angehalten, wahllos in die Zettelbox zu greifen, was er auch tut, quasi per Lippenbekenntnis (haben Hasen Lippen?), mit dem Maul wird die Botschaft herausgepickt. Vielleicht mache ich das auch mal, aber nur mit Dolmetscher im Schlepptau.
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