Zwischenzeitlich gab es teils kein Internet und vor allem fehlte die Zeit. Der abendliche Vodka erhielt den Vorzug vor schreibender Tätigkeit, nachlässig aber zu entschuldigen, ist doch Urlaub. Mal sehen, was noch nachgeholt werden kann.
Aufstehen war (am Samstag) um 4:30 angezeigt, herrje. Noch vor Sonnenaufgang geht es zum nagelneuen Inlandsflughafen und von dort rund eineinhalb Stunden nach Urgench. Von dort ist es nicht weit nach Xiva an der Turkmenischen Grenze, eine uralte Oasenstadt. Heute ist es das Rothenburg Usbekistans, eine Art bewohntes Freilichtmuseum. Die Altstadt, komplett von alter Stadtmauer umschlossen, wurde liebevoll restauriert. Nun sieht alles aus wie neu (ist es auch überwiegend), aber das haben sie gut hinbekommen. Eher stören die Millionen Souvenirstände und Reisegruppen, die sich über die Gassen ergießen. Nun gut, ich will nicht meckern, die Stadt ist schon ein sehenswertes Gesamtkunstwerk und es geht noch verhältnismäßig ruhig zu. Das liegt unter anderem an der Mentalität der Usbeken, die von jeglicher Aufdringlichkeit Abstand nehmen, sehr angenehm. Alltagsleben lässt sich in den alten Wohngassen im Norden der Stadt beobachten. Dort ist auch die Stadtmauer zu erklettern und ermöglicht tolle Blicke über die Kuppeln und Minarette, die farblich aus dem lehmbraunen Stadtbild ragen. Türkisblau wirkt hier keinesfalls kitschig, ich finde das sehr stimmig.
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Blick über die schöne Oase |
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Brote frisch aus dem Lehmofen schmecken verdammt gut |
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Alte Leute in der alten Stadt |
Ein Problem hierzulande ist Geld. Nicht, weil es nicht vorhanden wäre, im Gegenteil, es gibt zu viel, zumindest mengenmäßig. Für einen Euro erhält man 3000 Sum. Da der größte Schein ein 1000er ist, kann man zum Geldwechseln eine Plastiktüte mitbringen. Wie machen die das hier, wenn die einen Kühlschrank kaufen? Oder ein Auto?? Mit dem Sattelschlepper zum Bezahlen anrücken? Fest steht, das Bankräubern hier keine aussichtsreiche Berufskarriere offen steht. Dafür lachen sich die Hersteller von Geldzählmaschinen ins Fäustchen, die hat hier jeder Kiosk.
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Für einen Euroschein werden Bündel 1000er überreicht. |
Von Xiva aus wird noch ein Ausflug in die Wüste unternommen zu dort befindlichen Wehrburgen, die vor über 1500 Jahren das damalige Reich sichern sollten und dies auch eine ganze Weile erfolgreich machten. Von den Lehmziegelfestungen ist naturgemäß nicht mehr so viel übrig, aber alleine die Lage in der Wüstenlandschaft lohnt das erklimmen der Hügel.
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Sandburgen |
Noch mehr Wüste dann heute: die 450 Kilomater nach Buchara führen mitten durch die Kysylkum, die "Rote Wüste". Der streckenweise nur rudimentär vorhandenen Straße geschuldet dauert das rund 10 Stunden. Bis auf ein paar heruntergekommene Raststätten gibt es nicht allzu viel zu sehen. Links Wüste, rechts Wüste, so ist das halt.
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Herumlungerndes Maultier am Wegesrand |
Der erste Streckenabschnitt läuft parallel zum Amurdarya, einem der beiden großen Flüsse des Landes, der hier die Grenze zu Turkmenistan bildet. Das bedeutet Grn am Wüstenrand und erfreuliche Ausblicke. Der Fluss versickert mittlerweile in der Wüste, früher mündete er in den Aralsee, der aber damals auch noch über 100 Kilomater näher dran war. Der ehemals viertgrößte See der Erde ist mittlerweile zur Pfütze verkümmert, eine riesige ökologische Katastrophe. Andererseits wird das Wasser der Zuflüsse dringend für die Landwirtschaft benötigt und rückgängig lässt sich ohnehin nichts mehr machen.
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Der Aralsee verschwindet |
Am Abend dann treffen wir in Buchara ein, neben Samarkand die bedeutendste Stadt auf diesem Abschnitt der Seidenstraße. Die beiden Oasen liegen in Mitten von Wüsten etwa auf halber Strecke zwischen China und Europa, was ihre Bedeutung zur Bütezeit der Seidenstraße schnell erklärt.
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Übersicht zu den Hauptrouten der Seidenstraße |
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